Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Kornblume, Klee, Winde, Glockenblume u. a. mit Aehren, Farrenkräutern und
Gräsern gemischt umrahmen das Loblied: „O, daß ich tausend Zungen hätte"
— und wollen des Sängers Bitte erfüllen:
Ihr grünen Blätter in den Wäldern,
Bewegt und regt euch doch mit mir;
Ihr schwanken Gräschcn in den Feldern,
Ihr Blumen, laßt doch eure Zier
Zu Gottes Ruhm belebet sein
Und stimmet lieblich mit mir ein! —
Ja es bewegt und regt sich in diesen Blättern und Blumen. Sie sind
so lebenswahr und so schön, so harmonisch und doch so natürlich geordnet nach
ihren Farben, so ungesucht und doch so schön zusammengelegt und zusammen-
geflochten in ihren Linien, daß wir, abgesehen von jedem tieferen Inhalte, zu-
gleich ein allerliebstes Blumenstück vor uns haben.
Noch sei es ausgesprochen, daß uns etwas Vaterländisches aus diesen
Blättern anheimelt, deutsche Frühlingsluft, deutsches Frühlingsleben, und das
stimmt vortrefflich zu den evangelischen Kirchenliedern, die ja ein urdeutsches
Gepräge haben, die nur das deutsche Gemüth in so tiefinniger und markiger
Weise zugleich singen konnte.
Der uns zugemesfene Raum mahnt zum Schluffe. — Wir schließen mit
der Ueberzeugung, daß jeder, der diese Blätter sieht, in unser Lob einstimmen
und es uns Dank wissen wird, wenn wir durch diese Anzeige ihn auf dieselben
aufmerksam gemacht haben sollten. —
Sd. R.

Chronik.
Nekrolog. Am 18. Juli 1868 starb zu Washington unerwartet schnell an einem Hirnschlage
der Historienmaler Emannel Lentze. Geboren am 24. Mai 1816 zu Gmünd im Königreiche
Württemberg, war er schon als Kind mit seinen Eltern nach Nordamerika gezogen und hatte in
Philadelphia seine Erziehung und die erste künstlerische Anleitung durch den englischen Portrait-
inaler I. A. Smith erhalten. Ans der Reise nach Deutschland im Jahre 1841 gieng ihm schon
ein Ruf voran. Er hat eine Reihe großer Bilder besonders aus der amerikanischen und eng-
lischen Geschichte ausgeführt und war eben mit einem großen Wandgemälde für Las Capitol
in Washington beschäftigt, als der Tod ihn in frischer Manneskraft überraschte. Ans der
Kirchengeschichte ist sein John Knox, der schottische Reformator, wie er der Königin Maria
Stuart eine Strafpredigt hielt. Sein berühmtestes Bild ist der Uebergang Washingtons über
den Delaware. Von Bildnissen hat er den Präsidenten Lincoln und den General Grant gemali.
— Am 10. März 186K ist in Kopenhagen der Bildhauer Hermann Wilhelm Bissen,
seit 1830 Director der dänischen Kunstakademie, gestorben, Er war am 13. October 1728 von
armen Eltern geboren. Seine Ausbildung vollendete er unter Thorwaldsen, für dessen liebsten
Schüler er in Rom galt. Auch legte Thorwaldsen dis Sorge für seine unvollendet hinterlassenen
Werke in Bissens Hand. Seine meisten und besten Arbeiten sind der nordischen Mythologie
entnommen. Ein sehr werthvolles Werk von ihm ist auch die vor dem Eingang in die
Frauenkirche zu Kopenhagen stehende kräftige Gestalt des Moses. Weitbekannt sind sein „tapferer
Landsoldat- als Denkmal ans dem Schlachtfelde von Friderieia und der „Löwe von Jdstedt"
ans dem Flensburger Kirchhof. Der Löwe ist in diesem Jahre nach Berlin überführt worden
und mitten in dem großen schönen Hofe des Zeughauses restiluirt ^worden; hier dürfte er sich
als Siegestrophäe bedeutend 'schöner ausnehmen als an seinem ursprünglichen Platze. — Ein
besonderes Glück hatte Bissen in feiner charakteristischer Portraitdarstellnng.
— In Florenz starb am 29. Juni 1888 der Bildhauer Giovanni Bastianini, 38 Jahre
alt. Er besaß ein besonderes Talent der Nachahmung für die Sculpturen des 15. Jahrhun-
derts und wurde dadurch in einen Conflict über die Autorschaft einer von dem Museum des
Louvre erworbenen Büste des Girolamo Beniviani, eines Freundes von Savonarola, verwickelt.
Sicher ist von ihm eine gelungene Büste des Savonarola selbst. _
Verantwortliche Nedaction und Vertag von Ebner L Seubcrl in Stuttgart.
Schnetlpresscndruck von Aug. Warner, vormals I. G. Sprandel, da'-lbst.
 
Annotationen