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Zu Deutsch etwa:
Ahnend seufzet darnach der alten Väter Verlangen,
Daß dies heilige Blut den Schaden der Schlange ersetze.
Auch eine Andeutung der Schlange fehlt nicht: der zwischen Fuß und Cuppa be-
findliche Knauf, aus einer Krystallkugel bestehend, wird nach unten durch ein Perl-
band, oben durch hervorragende Schlangenköpfe eingefaßt. Zwischen den Figuren
des Bechers und dem Spruchbande am Rande befindet sich noch ein Zielband,
dessen Charaktere an kusische Inschriften erinnern und auch längere Zeit, aber
fälschlich für eine solche gehalten worden sind.
Es dürfte von Interesse sein, auch eine Beschreibung der dazu gehörigen Pa-
tena beizufügen, da es nicht leicht noch eine so reich verzierte geben dürfte. Die
cingravirten Sprüche und* Verzierungen bestehen aus sechs concentrischen Kreisen,
in deren Mittelpunkt das Gotteslamm mit dem Kreuznimbus und der Siegesfahne.
Dies wird von einem niellirten Jnschriftstreifen umschlossen mit dem Vers:
?66cati morbi8 lioe u§no 8vlvil.ur orbis.
Hierauf folgt ein etwas breiterer Streifen, der als Abendmahlstisch benutzt ist, auf
welchem Brode in verschiedenen Formen und Fragmenten liegen. Wieder ein niel-
lirtcr Jnschriflstreifen mit den Worten:
Noi'8 68k inciiAirm imec ecwrm snlusl^m: dowArüs.
l)ui curriein nnclarn inalus ucaipis ucispica -Inclam.
Nun kommt ein breiter als dreizehnblätterige Rose behandelter Kreis: unter dem
Rundbogen Christus mit den zwölf Aposteln. Die von lockenartigen Verzierungen
eingefaßten Gestalten sind in lebhafter Bewegung wie auf dem Abendmahl des
Leonardo, in dem Momente des Fragens: „Herr, bin ich's?" Judas taucht mit
Christus zusammen über den Spruchrand hinüber in ein Gefäß. Abermals ein
Jnschriftstreifen mit den Versen:
Hase clufoPIeira ooirors lil troo irr irrunsre eoneors.
Ilie pia vita äatur tetra rnors live paire ku^atur.
keotore traetatur cjuoct visu rite ire^atrrr.
bist earo uou panis csuu mens reparetur iirairm.
Zuletzt noch ein Ornamental - Streifen mit scheinbar kufischen Charakteren, unter-
brochen von vier Engelbüsten.
Als ein zweites hervorragendes Beispiel eines Bilderkelchs führen wir den
schon erwähnten Bernwardskelch in Hildesheim vor, ebenfalls der romanischen
Periode angehörig (B. Bernward 1157) und selbst noch etwas älter als die ge-
nannten Henkelkelche.
An ihm finden wir zuerst und zwar in der trefflichen Arbeit, welche alle
Werke Bernwards auszeichnen, Darstellungen aus dem Leben des Herrn, wie sie
später so vielfach wiederkehren und fast stehend werden, nur daß sie hier, was sonst
selten vorkommen wird, von Parallelbildern aus dem Alten Testament begleitet
werden. An dem Becher befinden sich in vier größeren, den Verhältnissen des nicht
hohen, aber weit ausladenden Kelches entsprechenden Medaillons die Verkündigung,
Geburt, Kreuzigung unku Auferstehung des Herrn, in einer Auffassung, wie sie
von da ab vielfach vorkommt und später durch die xylographischen Darstellungen
 
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