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oder zu gebrauchen. Es soll michs auch weder Papst noch Kaiser nicht ver-
mögen." Potentz vollzog die Trauung.
So entschieden waren aber nicht alle lutherische Geistliche. Dagegen waren
für Zwingli gerade diese äußeren Erscheinungen des Papistischen Wesens zuerst
auszurotteu, denn sie sind ihm nicht gleichgiltige Dinge, sondern die bösen Früchte
eines bösen Baums. Er sagt in seiner Schrift: „Uslegen und gründ der Schluß-
reden oder artikel" von 1523: „Daß Gott nichts mißfälliger ist weder Gleißen;
daher lernet, daß alles, so sich schönt vor den Menschen, ein schwere Gleisnerei
ist. Hie fallen Kutten, Zeichen, Platten u. s. w. Zum ersten spricht Job 13, 16:
Kein Gleisner wird in Gottes Angesicht kommen. Nun ist gewiß, daß den Un-
gläubigen das Angesicht Gottes abgeschlagen ist, Mark. 10, 16. So es nun den
Gleisnern auch hie wird abgeschlagen, und wird aber niemand abgeschlagen,
denn dem Nistrer des heiligen Geistes; so empfinden wir, daß die Gleisnerei
eine gottlose und Unglaubniß ist." „Für den dritten Theil, daß hie die
Kutten, Zeichen, Platten hinfallen, haben wir das Helle Wort Christi Matth,
am 23, 5—7, damit er die auswendige Schein und Zeichen verwirft," .....
„So nun Gott solch Gaukelei schilt, so sind Kutten, Kreuz, Hemder, Platten
nicht weder gut noch bös, sondern sie sind allein bös." .... „Da
sie aber sprechen: Nun muß man dennoch ein ehrsame Priesterschast vor dem
gemeinen Menschen erkennen, es sei mit Platten oder andrer Kleidung. Antwort:
Welcher für seine Brüder gekannt will werden mit Zeichen oder Kleidung, der
ist ein Gleisner: denn wir haben ein andren Weg ehrwürdig zu werden-
Christus lehrt uns, daß wir mit Demut einandren übertreffen sollen. Er spricht
auch: An dem Stück werden alle Menschen erkennen, daß ihr meine Jünger
seid, wenn ihr einander liebhabet, Joh. 13, 35. So wir Rebe zu allen Men-
schen haben werden als zu uns selbst, und das Wort des Heils ängstlich pre-
digen, uns laßen aller Menschen Noth anliegen, und dero nach allem Vermögen
zu Hilf kommen, so .wird man uns wohl lernen kennen, ja die Kind werden
uns erkennen, und bedarf keins äusseren Zeichens." Heinrich Bullinger in Zürich
trug täglich, auch auf der Kanzel, einen langen schwarzen Pelzrock, darunter
einen Gürtel, daran hing neben einem kurzen Stilet ein Säckel, seine Papiere
u. s. w. darin zu verwahren; unter diesem ein Weißes Kamisol und darunter
ein roth-wollenes Brusttuch; auf dem Haupt ein Baret.
Die Schaube erhielt sich, freilich in Wandlungen und verkürzt, in bürger-
lichen Kreisen am längsten, bis Ende des 17., vereinzelt bis Anfang des 18. Jahr-
hunderts noch Lei den „Herren vom Rath" in den deutschen Reichsstädten und
den Großstädten der Schweiz als Amtstracht. (Fortsetzung folgt.)


Das Leiden des Propheten Daniel,
gezeichnet von C. G. Pfannschmidt. München. Friede. Bruckmann's Berlag. 1879.
Professor Pfannschmidt's Zeichnungen zur Geschichte Daniels, welche in
der Berliner Kunstausstellung des vorigen Jahres so großen Beifall gesunden
 
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