DOI Heft:
Nr. 4 (1. April 1887)
DOI Seite / Zitierlink: https://doi.org/10.11588/diglit.44546#0053
1. April 1887.
Neimundzwaiizigster Jahrgang.
m. 4.
für Kirche, schule und Haus.
Heransgegeben von
H. Mer? und C. G. Pfannschmidt.
Erscheint monatlich in einem Bogen. Preis des Jahrgangs 4 Mark. — Zu beziehen durch alle Postämter
und Buchhandlungen.
Der „Olderg" in Neuffen.
Die gegen Ende des 15. und im Anfang des 16. Jahrhunderts, also ge-
rade in der Zeit vor der Reformation, so eigentümlich in „hitzige Andacht"
hineingesteigerte deutsche Frömmigkeit hat sich insonderheit auf die Betrachtung
und Darstellung des Leidens Christi geworfen. Die Malerei wandte sich in
ihrem größten Vertreter, Albrecht Dürer, mit Vorliebe der Leidensgeschichte wie
den Schauern der Offenbarung Johannes zu. Die Bildhauerei fand reichlich
Arbeit in Herstellung von großen und kleinen Stein- und Holzbildern, welche
das Leiden Christi von Gethsemane bis Golgatha dem Christenvolke zu eindrück-
licher Anschauung bringen sollten. Namentlich der Seelenkampf Jesu am Öl-
berge wurde gern auf den die Kirche umgebenden „Kirchhöfen" oder außen an
den Kirchen unter eigener Bedachung zwischen zwei Strebepfeilern angebracht.
Es waren oft frei und reich angelegte Bauten und großartige Werke tüchtiger
Neimundzwaiizigster Jahrgang.
m. 4.
für Kirche, schule und Haus.
Heransgegeben von
H. Mer? und C. G. Pfannschmidt.
Erscheint monatlich in einem Bogen. Preis des Jahrgangs 4 Mark. — Zu beziehen durch alle Postämter
und Buchhandlungen.
Der „Olderg" in Neuffen.
Die gegen Ende des 15. und im Anfang des 16. Jahrhunderts, also ge-
rade in der Zeit vor der Reformation, so eigentümlich in „hitzige Andacht"
hineingesteigerte deutsche Frömmigkeit hat sich insonderheit auf die Betrachtung
und Darstellung des Leidens Christi geworfen. Die Malerei wandte sich in
ihrem größten Vertreter, Albrecht Dürer, mit Vorliebe der Leidensgeschichte wie
den Schauern der Offenbarung Johannes zu. Die Bildhauerei fand reichlich
Arbeit in Herstellung von großen und kleinen Stein- und Holzbildern, welche
das Leiden Christi von Gethsemane bis Golgatha dem Christenvolke zu eindrück-
licher Anschauung bringen sollten. Namentlich der Seelenkampf Jesu am Öl-
berge wurde gern auf den die Kirche umgebenden „Kirchhöfen" oder außen an
den Kirchen unter eigener Bedachung zwischen zwei Strebepfeilern angebracht.
Es waren oft frei und reich angelegte Bauten und großartige Werke tüchtiger