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in tiefer Bewegung dar. Die Samariterin am Brunnen, die Ehebrecherin vor
Christus kann kaum schöner und charakteristischer gezeichnet werden. Auch im Wider-
lichen und Feindlichen ist edles Maß gehalten, vorzüglich in der Verurteilung
Jesu durch den Pilatus, dessen interessanter Kopf an Titus erinnert. Durch
originelle Auffassung zeichnen sich aus die Bilder, wie Maria das Kind den drei
Weisen entgegenbringt, wie Jesus den Kelch darreicht, wie der Auferstandene der
weinend auf der abgesprengten Grabesthüre sitzenden Magdalena erscheint, wie
er gen Himmel schwebt hoch über den ausschanenden Jüngern. Das ist eine Fest-
gabe, welche zumal weibliche Augen und Herzen entzücken und beglücken wird.
Christkind. Bilder und Lieder von Paul Mohr und Karl Gerok. Stuttgart,
Verlag von Greiner L Pfeiffer, gebdn. 5
Das Titelbild dieser lieblichen Christgabe zeigt das am Gewand seiner Mutter
sich haltende und von ihr mit beiden Armen umfaßte Kind Mariens innerhalb
eines von drei Cherubim umgebenen und von einem glänzenden Stern bestrahlten
Kreises. Zwölf Blätter in Farbendruck führen die altbekannte und doch immer
neue Geschichte in ebenso ernsten als in heiteren, kindlich anmutenden Zügen vor
Augen. Der reichgewandete Engel eröffnet knieend den Vorhang des Gemaches
vor der rührend zarten, schlichtgekleideten Jungfrau. Für die Reisemüde bittet
Joseph um Einlaß in das gästevolle ländliche Haus zu Bethlehem. Über dem
Neugeborenen faltet Maria in Dank und Bitte die Hände, während der Nähr-
vater vor der Strohhütte, auf die sich die Engelschar herniedersenkt, im Gebete
ruht, und im Hof der Brunnen plätschert und das Kätzchen schnurrt. Der Engel
verkündigt den wundernden und anbetenden Hirten die große Freude. Das Ehre
sei Gott u. s. w. wird durch zwei von einem Engelreigen umschwebten himm-
lischen Sänger augestimmt unter Mitwirkung eines vollständigen Engelorchesters.
Den Hirten voran zieht eine Geschenke bringende ländliche Kinderschar gen Beth-
lehem. Neugierig schaut dieselbe über Wand und durch Lucken nach dem Kind-
lein in der Krippe. Die drei Weisen aus Morgenland kommen mit langem
Gefolge durch das Stadtthor heraus zu der Hütte, deren Thüre Joseph ihnen
öffnet. In dem auch von einer muntern Katzenfamilie bewohnten Stübchen knien
die Weisen vor dem Kinde. Maria samt Joseph wird vor dem Tempel von
Simeon und Hanna segnend empfangen und durch ein kleines Geschwisterpaar
mit einem Strauß von Feldblumen begrüßt. Der Engel giebt dem in seiner
Werkstatt schlafenden Joseph die Weisung zur Flucht. Diese wird unter Engel-
geleite angetreten. Während einer Ruhestunde sitzt Joseph beiseite in einem
Buche lesend, der Maria und dem auf ihrem Schoße stehenden Kinde aber
bieten lustige Engelchen Erfrischung und Unterhaltung dar im Verein mit einer
Schar von Tauben und andern Vögeln, während zwei Engel die Geige und
Harfe darüber spielen. Die naiven Züge, die Kinderengel zumal erinnern an die
köstlichen Bilder Dürers und Kranachs zu derselben Geschichte und nicht minder
an die herzigen Zeichnungen Ludwig Richters. Wenn nun sonst Gedichte durch
Bilder beleuchtet werden, so werden in diesem „Christkinde" die Bilder durch
Gedichte erläutert. Jedem Bilde gegenüber steht in ähnlicher Randeinfassung
durch Blätter- und Blumenranken ein Lied von dem allverehrten Meister christ-
licher Dichtung, der seine Harfe zu immer neuen Weisen auch aus den einfach
kindlich frommen Ton zu stimmen weiß. Bild und Lied klingt lieblich in diesem
schönen Werke zusammen und ladet zum Feste die Jungen samt den Alten, die sich
den Kindessinn erhalten und stärken wollen, welchem das Himmelreich zugesagt ist.
Inhalt: Die Krönung des Ulmer Münstcrturmes. —Altaranfsatz von Prof. Steindorff in Nürn-
berg. Mit 1 Bild. — Ein Reisebrief vom Oberrhein. — Jnlius Schnorr von Carolsfeld
in Italien. — Künstlerische Festgaben.
Verantwortliche Redaktion: Prälat Mer? in Stuttgart.
Druck und Verlag von Ä. F. Steinkopf in Stuttgart.
 
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