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Christliches Kunstblatt für Kirche, Schule u. Haus — 50.1908

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Nr. 3 (März 1908)
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https://doi.org/10.11588/diglit.44122#0106
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der Kanzel ist der Altar angebracht, ans weißem Marinorboden sich erhebend;
auf einer Bodenplatte stehend tragen zwei in Bronze gegossene Altarfüße die
schwere Altarplatte aus Muschelkalk. Auf die iu der Tat durch ihre künstlerische
Behandlung zum sichtbaren Mittelpunkt gewordene Kanzelwand müssen alle Be-
sucher der Kirche sowohl im Erdgeschoß wie ans den beiden Seitenemporcn Hin-
schauen; denn „das Gestühl im Erdgeschoß ist amphitheatralisch angelegt und
zieht sich konzentrisch in polygonalen Reihen um den Altarraum". „Die erste
Stuhlreihe steht um 30 ein tiefer als der Altar und die letzte Reihe beim Haupt-
eingang". Der Jnnenraum hat bei der sorgfältigsten Ausnutzung nichts Unbe-
quemes oder Erdrückeudes. Die Abmessungen ergeben einen wirkungsvollen,
breiten Gesamtraum, dessen einzelne Abteilungen alle mit reich gegliederten Ge-
wölben überdeckt sind. Auch die Räume unter den Emporen sind gewölbt.
(S. Bild Nr. 11 und 12) „Durch das reiche Rippeusystem der Gewölbe ist
eine günstige ästhetische Wirkung und eine gute Akustik erzielt worden".
Während am Außenbau rote Sandsteine verwendet sind, zeigt der Jnnenbau
graugelbe Natursteine; die Gewölbeflächen sind weiß. Den einzigen kräftigeren
und wärmeren Ton im Zuhörerraum tragen das braune Gestühl und Getäfel.
Dadurch ist eiuc ruhige und weihevolle Stimmung erzielt. Diese wird nicht
gestört, sondern eher gesteigert durch das reiche Farbenspiel der der Kanzel
gegenüberliegenden prächtigen Rosette und der 16 bemalten Fenster. (4 im
Hauptschiff, 6 große und 6 kleine im Querschiff) lieber die Fenster noch ein
Wort. Sie sind meiner Empfindung nach der Bestandteil der Kirche, der nicht
auf der vollen künstlerischen Höhe steht. Die Farben entbehren oft der Tiefe und
Leuchtkraft, die Zeichnungen wirken klein und unbedeutend. Und praktisch haben
sie den Nachteil, daß sie das Licht weit mehr abschließen als vermitteln. Meiner
Ansicht nach sollten lieber nur einige besonders ausgezeichnete
Fenster, dann aber in vollendeter Weise gemalt sein, und die
übrigen iu Kathedralglas mit Bordüren, eventuell kleinen Medaillon-
bildnissen licht gehalten werden. Die Motive für die Glasgemälde sind vor-
züglich ausgc-
ivählt. Die Or¬
gel, ein Werk
von Stein -
meyer in Det¬
tingen, für daS
die Gemeinde
21300 M. aus¬
gegeben hat, ist
nicht nach dem
herkömmlichen
Schema aufge¬
stellt; die Pfeifen
stehen ohne Ge¬
häuse iit Grup-


Abb. 8. W. Sauer's .S e c p r e d i g t", Relief an der
Nordfassade der Chrtstuskirche
 
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