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Christliches Kunstblatt für Kirche, Schule u. Haus — 50.1908

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Nr. 5 (Mai 1908)
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https://doi.org/10.11588/diglit.44122#0186
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Aus dem «Frankfurter Kalender 1908" von Fritz Bühle-Frankfurt. Verlag M. Diesterweg-Frantsurt


Verheißung habe, die, auch verhüllt, iu dem vollendeten Gottesreich sich einst
erfüllen werde. Das wird von solchen bestritten, die das Reich Gottes irgend-
wie beschränken auf eineu kleinen, ausgesonderten, sichtbaren Kreis, den sie mit
diesem höchsten, herrlichsten Gemeinschaftsnamen schmücken, die aber das ganze
Lebensgebiet jenseits dieser Kreise als Welt bezeichnen. Es fehlt bei dieser Be-
urteilung der Weltlage eben der Sinn für das nationale Leben, das Ver-
ständnis für die Bestimmung, die Gott auch in das Naturleben und Weltleben
der Völker gelegt; es fehlt hier genau genommen die rechte, volle Wertschätzung
der ersten ursprünglichen Stiftungen, namentlich der Familie, die aus Gottes
Rat und Hand hervorgegangen, seine bleibende Segnung und damit eine folgen-
reiche, inhaltsschwere Verheißung empfangen. Und doch kann gerade die Familie
die Stätte edelster Herzensbildung werden, wenn sie die Tore öffnet dem, was
lieblich ist und wohllautet. „Was für eine Geselligkeit muß sich um eiu
solches Haus, sei es ein armes, sei es ein vornehmes, großes, reiches bilden,
wo keine Kultur ausgeschlossen, sondern alle Kultur ausgenommen wird in Kunst
und Wissenschaft, und ausgenommen werden deren Pfleger und Vertreter persön-
lich oder doch in der Literatur, — alles aber verklärt wird durch die Gemein-
schaft mit dem Reiche Gottes. . . . Das verheißungsreiche Leben der Familie aber
gestaltet sich aus in dem staatlichen und nationalen Leben der Völker, das die
Gesamtheit der Familien umschließt, aus dem die freien Gestaltungen des
gesellschaftlichen, wissenschaftlichen und künstlerischen Lebens in ihrer unendlichen
Mannigfaltigkeit hervorsprießen." Darum muß die christliche Frömmigkeit sich
der Verpflichtung allgemeiner bewußt werden, an den volkstümlichen Bestrebungen
sich zu beteiligen.
 
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