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Am 28. September erlag schwerem, tapfer ertragenen Leiden
der außerordentliche Professor Dr. Hermann Strauch, der seit
1865 als Privatdozent, seit 1873 als außerordentlicher Professor
der juristischen Fakultät der Universität angehört hatte. Ein ge-
borener (1838) Frankfurter, hatte er (1857—1861) in Bonn, Heidel-
berg und Wien studiert und sich dann hier niedergelassen und so an
seine zweite Heimat gewöhnt, daß er eine Gelegenheit, die sich ihm zu
einer Professur in Dorpat bot, nicht annehmen wollte. Seine 40 jährige
Wirksamkeit bezog sich in seinen Vorlesungen wesentlich auf die Stoffe
die in das juristische Studium einführen: Encyklopädie und Methodo-
logie der Rechtswissenschaft, außerdem auf Völkerrecht und Politik,
seine wissenschaftliche Arbeit widmete er am eindringlichsten dein Völker-
recht, dessen (systematische) Darstellung er, obgleich sie abgeschlossen war,
im Pulte zurückhielt, weil er sich selbst nicht genugtuen konnte. Jahre
hindurch bekleidete er die Stelle eines Bibliothekars des juristischen
Seminars. Nach außen trat er wenig hervor; nur als Vorsitzender
der hiesigen Ortsgruppe des deutschen Schulvereins suchte er praktisch
im nationalen Sinn zu wirken. Seine Befähigung und sein Wissen
hätten ihn für eine größere Tätigkeit berechtigt; vielleicht hat auch
die Abneigung, sich hervorzudrängen, und die bescheidene Selbstlosig-
keit den national und freiheitlich gesinnten Mann zurückgehalten, sich
geltend zu machen und die Blicke auf sich ziehen. Es beweist seine
Anhänglichkeit an die hiesige Hochschule, wie seine Fürsorge für alle^
die bei unzweifelhafter Leistungsfähigkeit in der akademischen Lauf-
bahn nicht recht vorwärts kommen, daß er den größeren Teil seines-
kleinen Vermögens zu einer Stiftung der Universität vermachte
(s. oben Seite 71).
Am 3. September starb im 80sten Lebensjahre der hochange-
fehene Rechtsanwalt Alexander Fürst, der Senior des badischen
Anwaltsstandes. Am 23. Juni 1825 zu Mannheim geboren, war er
schon in früher Jugend mit seinen Eltern nach Heidelberg, nun
seiner eigentlichen Heimat, übergesiedelt, wo sein Vater über 40
Jahre bis zu seinem 1870 erfolgten Tode als Seelsorger der israe-
litischen Gemeinde tätig war. Er besuchte das Heidelberger Lyceum
und studierte dann Jurisprudenz an der hiesigen Universität; 1848
 
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