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Conze, Alexander
Archäologische Untersuchungen auf Samothrake (Band 1) — Wien, 1875

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https://doi.org/10.11588/diglit.752#0031
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Die erste von Baron de Behr gegebene Planzeichnung dieser Mauer versuchte ich bei meinem früheren
Besuche Samothrakes, so gut es Ungeschick und mangelhafte Hilfsmittel erlaubten, durch eine genauere
Aufnahme zu ersetzen. Diese hat Coquart in seinen Plan der Palaeopolis herübergenommen. Nach eigener
trigonometrisch-topographischer Aufnahme ist endlich Riha's Plan auf Taf. I gezeichnet. Er gibt zum
ersten Male von den Höhenverhältnissen eine richtigere Vorstellung. Ausserdem hat sich dabei eine nicht
unwesentliche Verbesserung meiner, dann auch auf Coquart's Plan übergegangenen Verzeichnung des Laufes
der Stadtmauer ergeben. Da, wo das Gcbirgswasser in einem ziemlich tief eingerissenen Bette östlich vom
grossen Thore {a) die Stadtmauer durchschneidet, springt die Mauer zwischen dem Thorc und dem Wasser-
bette sehr entschieden nach einwärts zurück. So wurde der offenbar für den Angriff in der Senkung des
Terrains beim Durchflüsse des Wassers besonders günstige Punkt von den Vertheidigern auf den Mauern
von beiden Seiten her übersehen und beherrscht.

Ob auf der Mauerstrecke zwischen diesem Wasserdurchflusse und dem Berggipfel zwei oder, wie ich
früher angenommen hatte, drei kleine Thorc sich befanden, dürfte weniger erheblich sein. Das von mir
früher mit einem Fragezeichen versehene Thor wurde nämlich jetzt allerdings zuversichtlicher für ein Thor
erklärt, die von mir aber als Thor c angegebene Oeflhung in der Mauer von den Architekten für eine nur
durch Zusammensturz entstandene Oeffnung gehalten. Das früher von mir mit b, bei Riha mite bezeichnete
Thor erschien dagegen auch dieses Mal ganz unzweifelhaft, obwohl es seine Bedeckung nicht mehr hat.
Diese ist nur noch erhalten an dem besonders versteckten und schwer zugänglichen Thore oben am Berg-
gipfel, bei mir a, bei Riha d. Wir haben dieses Thor zwei Mal von Aussen her aufgenommen (Taf. VII).
Bei der einen aus grösserer Nähe genommenen Ansicht ist es gelungen, was unser photographisches Ver-
fahren der langen Expositionsdauer wegen kaum erlaubte, die Figur eines unserer Matrosen als Maassstab
der Mauerblöcke zu gewinnen. Das andere aus etwas grösserer Entfernung von unten herauf genommene
Bild zeigt sehr gut die Art, wie das Mauerstück mit dem Thore zum Verschlusse der Lücke zwischen zwei
Felszacken hineingesetzt wurde. Der jähe Abstieg in"s Thal, zu dem dieses Thor nach aussen hin führte,
wie ferner seine Lage auf steiler, auch innerhalb des Mauerringes hier oben offenbar nie städtisch bewohnter
Höhe, zeigt deutlich, dass dieses Thor keinem anderen Verkehre diente, als höchstens Zicgenheerden und
vereinzelten Leuten, ausserdem allenfalls gelegentlich im Kriegsfalle benutzt werden konnte.

Die Lage jenes Mauerstückes zwischen den beiden Felszacken macht es wieder einmal recht deutlich,
was schon so oft bemerkt wurde, dass derartige Maueranlagen mehr eine Ausbesserung der in der natürlich
festen Lage eines Ortes vorhandenen Lücken, als eine freie Architektur waren. Ein anderes Stück der samo-
thrakischen Mauer gibt dagegen über den. oberen Abschluss solcher Mauern vielleicht eine Aufklärung.
An einer Stelle auf der Strecke, wo die Thore b und c liegen, schien mir die Mauer noch in ihrer ganzen
Höhe erhalten, oder wäre es auch zufälliger Zerstörungszustand gewesen, so glaubte ich doch aus ihrem
gegenwärtigen Zustande eine richtige Vorstellung davon zu gewinnen, dass solche Mauern oben nicht etwa
irgendwie regelmässig abgeschlossen waren, sondern dass der obere Rand aus un regelmässig zackig empor-
stehenden Blöcken, aus denen ja ihr ganzes Gefüge zusammengesetzt ist, bestanden haben wird. Nachstehen-
der Holzschnitt, von Niemann mit Benutzung einer Photographie gezeichnet, deutet das an (Holzschn. n).
Diese unregeimässig zu oberst emporstehenden Blöcke hätten dann als eine Art Zinnen für die Vcrtheidiger,
wenn sie oben auf dem breiten Mauerraume sich befanden, gedient. Für den Charakter der ganzen Anlage
wäre hiermit ein nicht unwesentlicher Zug gewonnen.

Ein Stück desselben Mauerlaufes in der Gegend des Thores b ist in unserer Aufnahme auf Taf. VI
gegeben. Es ist die Ansicht von aussen und es sollte hinter dem Oelbaume links ein Stück Meereshorizont
sichtbar sein, der in der Photographie ausgeblieben ist. 'Der an die Mauer gelehnte Sonnenschirm, etwa
24. Schuh lang, gibt hier einen Maassstab für die Blöcke.

An dem grüssten Thore (a) ist die der Quaderform sich nähernde Zurichtung der Eckblöcke und
der längs der einen gut erhaltenen inneren Ostecke der Thoröffnung sichtbar gebliebene senkrechte Falz be-
 
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