hat sich, im Anschlüsse an den Sprachgebrauch der Leute im griechischen Orient, des Ausdruckes „genuesisch"
für die vermeintliche Brücke bedient. Es würde das etwa einem Bau der Gatelusi entsprechen; aber aus
so später Zeit kann das Mauerwerk nicht sein. Es entspricht in seiner Construcdon aus kleinen, mit dickem
Mörtel fest verbundenen Steinen der all ersparest römischen Bauweise, ganz wie eine östlich hart hinter dem
Rundbau zur Stützung des Bergabhanges aufgeführte Mauer. Beides dürften der letzten Zeit des Mysterien-
dienstes angehörende Nutz- und Nothbauten sein. Ein mittelalterlicher Bau in so unmittelbarer Nähe der
antiken Bautriimmer würde ganz sicher, wie die Festungen der Gatelusi in der Palaeopolis und sogar in
der Chora trotz der weit grösseren Entfernung, antike Fragmente mit eingemauert zeigen. Deren ist aber
keines in jenem Gemäuer enthalten.
Durchaus nicht anerkennen können wir nach unseren Beobachtungen das, was Deville und Coquart
über eine von dem grossen Thore {a) her bei der „Phylaki" vorüber zu der eben besprochenen vermeint-
lichen Brücke bei den grossen Heiligthümern führende Strasse angeben. Dass eine solche in dieser Richtung
verlief, ist ja allerdings eine sehr zur Prüfung einladende Vermufhung. Von Spuren derselben ist aber uns
wenigstens Nichts sicher erschienen, am wenigsten die angebliche Pflasterung, die von Deville (S. 264) ge-
nannt wird, während Coquart darin die Reste eines „heute ganz verschwundenen" Gebäudes (S. 271 f. 273)
sieht. Ob unterhalb der „Phylaki" Spuren einer Brücke über das dortige Remma (Conze Reise S. 60. De-
ville Rapport S. 263 f. Coquart Rapport S. 271) wirklich unzweideutig sind, lasse ich dahingestellt.
Ich erwähne kurz, dass ich unter dem scheinbar mit den Einsatzspuren von Votivgeschenken ver-
sehenen Felsstücke (Conze Reise S. 62. Deville S. 264. Coquart S. 272) vergeblich nach weiteren Ueber-
resten eine kleine Nachgrabung gemacht habe.
Ein vollkommenes Räthsel ist auch uns, ohne dass wir allerdings irgendwie eine eigentliche Unter-
suchung vorgenommen hätten, der auf Coquart"s Plane mit B, „edifice qtiarree", bezeichnete Complex von
Mauern und Trümmern geblieben (Conze Reise S. 5g. Deville S. 260 f. Coquart S. 273 f.).
Auf dem anstossenden Platze, bei Coquart {cf. Rapport S. 274) mit C „lemple jom'que" bezeichnet,
hatten wir unser kleines Zeltlager aufgeschlagen. Von dem Bau, der allerdings dort gestanden hat und zu
dem die jetzt verschwundene, von mir (Reise S. 60) noch abgeschriebene Bauinschrift t\ beiva - - «vbpou Maffia
e[€otc uq-äXotc gehört haben wird, sind nur einige am Abhänge des Remma hinabgestürzte Pfeilerstücke mit
cannelirten Halbsäulen noch über der Erde sichtbar.
Dass der dorische Bau A unseres Planes wirklich, wie ich (Reise S. 58), nachher auch Devilie
(Rapport S. 25g f.) und weitestgehend Coquart (S. 273) vermutheten, sehr erheblich älter sei, als die zwei
von uns untersuchten Gebäude, hat sich durch die allerdings nur probeweisen Aufnahmen Niemann's
(Taf. LXVIII) nicht durchaus bestätigt; wenigstens ist der Altersabstand, wie es jetzt scheint, nicht so sehr
gross. Ein Kriterium darf man allerdings in dem Materiale suchen, wie bei Travertin und Marmor in Rom.
Die Ruinen A sind aus einheimischem Materiale, B und C aus dem mit mehr Aufwand erst von aussen
her zu schaffenden weissen Marmor aufgeführt.
Für den Gebrauch des einheimischen Materials und des von auswärts, wahrscheinlich von Thasos,
vielleicht auch von Prokonnesos, einzuführenden weissen Marmors ist nun Folgendes nicht ganz unbeachtet
zu lassen. Von den wenigen noch vorhandenen samothrakischen Inschriften aus der Diadochenzeit ist eine
(s. unten Inschr. n. 7) nicht auf Marmor, sondern auf einem geringeren einheimischen Steine geschrieben. Ist
es Zufall, dass dagegen für alle, so viel zahlreicher erhaltenen Inschriften der römischen Zeit, selbst die
elendesten, weisser Marmor benutzt ist? Es scheint doch, als wenn in der Diadochenzeit (wir müssen einst-
weilen mit runden Zeitsummen rechnen) der Marmor, der für Bauten wie das Arsinoeion in Massen ein-
geführt werden musste, noch nicht einmal in kleinen Stücken für Inschriften so ausnahmslos, wie später der
Fall scheint, zur Verfügung stand1)- Vermuthlich trug erst königliche Munificenz, wie die der ArsinoS, dazu
bei, Marmor auf Samothrake völlig einzubürgern, und noch kurz vorher könnte aus einheimischem Material
') Das bekannte, nach Choiseul-Gouffier's Zeugnisse von Samolhrakc herrührende, altertümliche Relief im Louvre (Over-
beck Gesch. der griecb Plastik I 2, S. gS, Fig. 11) ist aus Marmor.
für die vermeintliche Brücke bedient. Es würde das etwa einem Bau der Gatelusi entsprechen; aber aus
so später Zeit kann das Mauerwerk nicht sein. Es entspricht in seiner Construcdon aus kleinen, mit dickem
Mörtel fest verbundenen Steinen der all ersparest römischen Bauweise, ganz wie eine östlich hart hinter dem
Rundbau zur Stützung des Bergabhanges aufgeführte Mauer. Beides dürften der letzten Zeit des Mysterien-
dienstes angehörende Nutz- und Nothbauten sein. Ein mittelalterlicher Bau in so unmittelbarer Nähe der
antiken Bautriimmer würde ganz sicher, wie die Festungen der Gatelusi in der Palaeopolis und sogar in
der Chora trotz der weit grösseren Entfernung, antike Fragmente mit eingemauert zeigen. Deren ist aber
keines in jenem Gemäuer enthalten.
Durchaus nicht anerkennen können wir nach unseren Beobachtungen das, was Deville und Coquart
über eine von dem grossen Thore {a) her bei der „Phylaki" vorüber zu der eben besprochenen vermeint-
lichen Brücke bei den grossen Heiligthümern führende Strasse angeben. Dass eine solche in dieser Richtung
verlief, ist ja allerdings eine sehr zur Prüfung einladende Vermufhung. Von Spuren derselben ist aber uns
wenigstens Nichts sicher erschienen, am wenigsten die angebliche Pflasterung, die von Deville (S. 264) ge-
nannt wird, während Coquart darin die Reste eines „heute ganz verschwundenen" Gebäudes (S. 271 f. 273)
sieht. Ob unterhalb der „Phylaki" Spuren einer Brücke über das dortige Remma (Conze Reise S. 60. De-
ville Rapport S. 263 f. Coquart Rapport S. 271) wirklich unzweideutig sind, lasse ich dahingestellt.
Ich erwähne kurz, dass ich unter dem scheinbar mit den Einsatzspuren von Votivgeschenken ver-
sehenen Felsstücke (Conze Reise S. 62. Deville S. 264. Coquart S. 272) vergeblich nach weiteren Ueber-
resten eine kleine Nachgrabung gemacht habe.
Ein vollkommenes Räthsel ist auch uns, ohne dass wir allerdings irgendwie eine eigentliche Unter-
suchung vorgenommen hätten, der auf Coquart"s Plane mit B, „edifice qtiarree", bezeichnete Complex von
Mauern und Trümmern geblieben (Conze Reise S. 5g. Deville S. 260 f. Coquart S. 273 f.).
Auf dem anstossenden Platze, bei Coquart {cf. Rapport S. 274) mit C „lemple jom'que" bezeichnet,
hatten wir unser kleines Zeltlager aufgeschlagen. Von dem Bau, der allerdings dort gestanden hat und zu
dem die jetzt verschwundene, von mir (Reise S. 60) noch abgeschriebene Bauinschrift t\ beiva - - «vbpou Maffia
e[€otc uq-äXotc gehört haben wird, sind nur einige am Abhänge des Remma hinabgestürzte Pfeilerstücke mit
cannelirten Halbsäulen noch über der Erde sichtbar.
Dass der dorische Bau A unseres Planes wirklich, wie ich (Reise S. 58), nachher auch Devilie
(Rapport S. 25g f.) und weitestgehend Coquart (S. 273) vermutheten, sehr erheblich älter sei, als die zwei
von uns untersuchten Gebäude, hat sich durch die allerdings nur probeweisen Aufnahmen Niemann's
(Taf. LXVIII) nicht durchaus bestätigt; wenigstens ist der Altersabstand, wie es jetzt scheint, nicht so sehr
gross. Ein Kriterium darf man allerdings in dem Materiale suchen, wie bei Travertin und Marmor in Rom.
Die Ruinen A sind aus einheimischem Materiale, B und C aus dem mit mehr Aufwand erst von aussen
her zu schaffenden weissen Marmor aufgeführt.
Für den Gebrauch des einheimischen Materials und des von auswärts, wahrscheinlich von Thasos,
vielleicht auch von Prokonnesos, einzuführenden weissen Marmors ist nun Folgendes nicht ganz unbeachtet
zu lassen. Von den wenigen noch vorhandenen samothrakischen Inschriften aus der Diadochenzeit ist eine
(s. unten Inschr. n. 7) nicht auf Marmor, sondern auf einem geringeren einheimischen Steine geschrieben. Ist
es Zufall, dass dagegen für alle, so viel zahlreicher erhaltenen Inschriften der römischen Zeit, selbst die
elendesten, weisser Marmor benutzt ist? Es scheint doch, als wenn in der Diadochenzeit (wir müssen einst-
weilen mit runden Zeitsummen rechnen) der Marmor, der für Bauten wie das Arsinoeion in Massen ein-
geführt werden musste, noch nicht einmal in kleinen Stücken für Inschriften so ausnahmslos, wie später der
Fall scheint, zur Verfügung stand1)- Vermuthlich trug erst königliche Munificenz, wie die der ArsinoS, dazu
bei, Marmor auf Samothrake völlig einzubürgern, und noch kurz vorher könnte aus einheimischem Material
') Das bekannte, nach Choiseul-Gouffier's Zeugnisse von Samolhrakc herrührende, altertümliche Relief im Louvre (Over-
beck Gesch. der griecb Plastik I 2, S. gS, Fig. 11) ist aus Marmor.