Unter derselben Regierung, welche dem Schlosse der Palacopolis seine letzte Gestalt gab, war aber
bereits ein zweites Castell im Inneren der Insel aufgeführt und, wie es nach Cyriacus Berichte erscheint,
auch schon zur Hauptresidenz geworden. Ein besonders steil abgeschnittener Felsen bot dazu den nach den
Anforderungen der Zeit geeigneten Platz, und im Thale unter ihm bildete sich der neue, von der Küste bei
wachsender Unsicherheit des Meeres verscheuchte Hauptort (t'i xtüpo.) der Insel, so wie er noch heute bei
völliger Verödimg der nun sogenannten Palacopolis fortexistirt. Diese'Burghöhe über der xiüpa ist so
recht für die Wahl mittelalterlicher und späterer Befestigungen im Gegensatze gegen althcllcnischc Anlagen
charakteristisch. Ais der Form nach ihr besonders ähnlich ist mir die sogenannte Toupä über Tzipianä,
beim alten Nestane im Peloponnese, erinnerlich. Unsere Aufnahme auf Taf. IX ist von Norden her genommen.
Die Häuser des Dorfes liegen da in der Thalsenkung versteckt, nur die Kirche und das Haus des Kyr
Micha'il sind inmitten im Grunde eben sichtbar und rechts sieht man einige den Abhang hinaufreichende
Häuser. Die Erhöhung auf dem Berge im Hintergrunde besteht nur aus natürlichen Felsen. Dass an dieser
Stelle eine ansehnlichere Ansiedlung in altgriechischer Zeit gelegqn habe, darauf deutet Nichts. Coquart1)
hat allerdings auf ein niedriges Stück polygoner Mauer aufmerksam gemacht, das sich nördlich ziemlich hart
unter dem Steilabhange des Burgfclscns befindet, auch auf unserer Ansicht (Taf. IX) für geübte Augen sicht-
bar ist. Es kann das aber seiner ganzen Art und Lage nach nur der Rest einer antiken Strasscnsubstruction
sein. Dass eine Verbindung von der Stadt an der Nördküste zur Südküste der Insel über diese Stelle hin
lief, ist den Terrainverhältnissen nach begreiflich. Bei der häufigen Gefährlichkeit des Meeres um Samothrake
und der besonderen Schwierigkeit mit Rudern und Segeln bei widrigem Winde das Akrotiri im Westen der
Insel zu umschiffen, sind sicherlich viele .Besucher der Heiligthümer auf der Südküste gelandet und mussten
dann auf ihrem Wege ■ hier beim heutigen Dorfe vorüber. Damit hängt dann auch die Entstehung des
Castells der Gatelusi und endlich des Hauptortes gerade an dieser Stelle zusammen.
Die detaillirtcstc Aufnahme des Terrains mit den Ruinen der Heiligthümer verdanken wir Coquart2).
Es ist der werthvollste Theil seiner Arbeit, so weit sie publicirt ist. Wir haben zu einer genauen Nach-
prüfung nicht Zeit gefunden, doch wird eine solche keinesfalls ganz unnütz sein. Dass z.B. die „plateforme
cyclopeenne" des Planes nicht ganz der Wirklichkeit entspricht, zeigte sich bei unseren Grabungen an der
Nordostecke des dorischen Marmortempels deutlich. Die zunächst dieser Ecke und etwa so wie auf Co-
quart's Plane verlaufende Mauer hat eine gänzlich verschiedene Construction, als das gegen den Bach und
den vermeintlichen Ueberrest einer Brücke hin gekehrte ., kyklopische" Unterbaustück. Dass überhaupt
diese beiden Mauerstücke in einem Zusammenhange standen, ist von Coquart offenbar nur hypothetisch
angenommen, da zwischen beiden altbewachsener und von keiner Grabung berührter Boden liegt. Ob auf
dem „kyklopischen" Unterbau ein altes Heiligthum, vielleicht nur ein Altar, stand (Coquart S. 27Ö), ob
das Gemäuer dieses Unterbaues dem der Stadtmauer etwa gleichaltcrig war, gehört Beides zu den Vermu-
thungen und Fragen, die man lieber nicht allzusehr vervielfältigen soll.
Ich erwähnte soeben die vermeintlichen Reste einer Brücke. Es sind die drei auf Coquart's Plane
..Pont Gc'iwis" genannten, in gebogener Linie über das Remma hin liegenden Mauertrümmer, deren mittlerer
Theil dort mitg- bezeichnet ist3). Auch ich hatte früher die hier im Bette des Winterwassers theils zusam-
mengestürzt liegenden, theils noch aufrecht stehenden Trümmermassen für Reste einer Brücke gehalten. Ich
bin auch jetzt noch der Meinung, dass hier der Uebergang von den Gebäuden auf dem einen Ufer zu denen
auf dem anderen gewesen sein muss. Nichts deutet an anderen Stellen des tiefen Remma darauf hin, hier aber
ist der'Uebergang der Terrainformation nach am natürlichsten. Hier verläuft der noch heute von den Holz-
hauern, Steinmetzen und Hirten benutzte kleine Pfad. Dem gegenüber behaupteten nun zwar Hauser und
Niemann einstimmig, dass die vorhandenen Reste Nichts von einer Brücke erkennen Hessen. Coquart
') Devillc Rapport S. s5G. Coq\iart S. 178.
=) Rapport Taf. IT.
3) Ein weiter rechts (nördlich) davon auf Coquart's Plane auch mit g bezeichnetes Mnuerstüek am linken Ufer des Remma, liat
Nichts damit zu thun, ist von weit besserer, allerer Construction. Offenbar steht hier aus Versehen g auf dem Plane; es sollte k da stehen,
wozu dann auf S. 277 des Testes die ganz richtige Erläuterung sich findet.
bereits ein zweites Castell im Inneren der Insel aufgeführt und, wie es nach Cyriacus Berichte erscheint,
auch schon zur Hauptresidenz geworden. Ein besonders steil abgeschnittener Felsen bot dazu den nach den
Anforderungen der Zeit geeigneten Platz, und im Thale unter ihm bildete sich der neue, von der Küste bei
wachsender Unsicherheit des Meeres verscheuchte Hauptort (t'i xtüpo.) der Insel, so wie er noch heute bei
völliger Verödimg der nun sogenannten Palacopolis fortexistirt. Diese'Burghöhe über der xiüpa ist so
recht für die Wahl mittelalterlicher und späterer Befestigungen im Gegensatze gegen althcllcnischc Anlagen
charakteristisch. Ais der Form nach ihr besonders ähnlich ist mir die sogenannte Toupä über Tzipianä,
beim alten Nestane im Peloponnese, erinnerlich. Unsere Aufnahme auf Taf. IX ist von Norden her genommen.
Die Häuser des Dorfes liegen da in der Thalsenkung versteckt, nur die Kirche und das Haus des Kyr
Micha'il sind inmitten im Grunde eben sichtbar und rechts sieht man einige den Abhang hinaufreichende
Häuser. Die Erhöhung auf dem Berge im Hintergrunde besteht nur aus natürlichen Felsen. Dass an dieser
Stelle eine ansehnlichere Ansiedlung in altgriechischer Zeit gelegqn habe, darauf deutet Nichts. Coquart1)
hat allerdings auf ein niedriges Stück polygoner Mauer aufmerksam gemacht, das sich nördlich ziemlich hart
unter dem Steilabhange des Burgfclscns befindet, auch auf unserer Ansicht (Taf. IX) für geübte Augen sicht-
bar ist. Es kann das aber seiner ganzen Art und Lage nach nur der Rest einer antiken Strasscnsubstruction
sein. Dass eine Verbindung von der Stadt an der Nördküste zur Südküste der Insel über diese Stelle hin
lief, ist den Terrainverhältnissen nach begreiflich. Bei der häufigen Gefährlichkeit des Meeres um Samothrake
und der besonderen Schwierigkeit mit Rudern und Segeln bei widrigem Winde das Akrotiri im Westen der
Insel zu umschiffen, sind sicherlich viele .Besucher der Heiligthümer auf der Südküste gelandet und mussten
dann auf ihrem Wege ■ hier beim heutigen Dorfe vorüber. Damit hängt dann auch die Entstehung des
Castells der Gatelusi und endlich des Hauptortes gerade an dieser Stelle zusammen.
Die detaillirtcstc Aufnahme des Terrains mit den Ruinen der Heiligthümer verdanken wir Coquart2).
Es ist der werthvollste Theil seiner Arbeit, so weit sie publicirt ist. Wir haben zu einer genauen Nach-
prüfung nicht Zeit gefunden, doch wird eine solche keinesfalls ganz unnütz sein. Dass z.B. die „plateforme
cyclopeenne" des Planes nicht ganz der Wirklichkeit entspricht, zeigte sich bei unseren Grabungen an der
Nordostecke des dorischen Marmortempels deutlich. Die zunächst dieser Ecke und etwa so wie auf Co-
quart's Plane verlaufende Mauer hat eine gänzlich verschiedene Construction, als das gegen den Bach und
den vermeintlichen Ueberrest einer Brücke hin gekehrte ., kyklopische" Unterbaustück. Dass überhaupt
diese beiden Mauerstücke in einem Zusammenhange standen, ist von Coquart offenbar nur hypothetisch
angenommen, da zwischen beiden altbewachsener und von keiner Grabung berührter Boden liegt. Ob auf
dem „kyklopischen" Unterbau ein altes Heiligthum, vielleicht nur ein Altar, stand (Coquart S. 27Ö), ob
das Gemäuer dieses Unterbaues dem der Stadtmauer etwa gleichaltcrig war, gehört Beides zu den Vermu-
thungen und Fragen, die man lieber nicht allzusehr vervielfältigen soll.
Ich erwähnte soeben die vermeintlichen Reste einer Brücke. Es sind die drei auf Coquart's Plane
..Pont Gc'iwis" genannten, in gebogener Linie über das Remma hin liegenden Mauertrümmer, deren mittlerer
Theil dort mitg- bezeichnet ist3). Auch ich hatte früher die hier im Bette des Winterwassers theils zusam-
mengestürzt liegenden, theils noch aufrecht stehenden Trümmermassen für Reste einer Brücke gehalten. Ich
bin auch jetzt noch der Meinung, dass hier der Uebergang von den Gebäuden auf dem einen Ufer zu denen
auf dem anderen gewesen sein muss. Nichts deutet an anderen Stellen des tiefen Remma darauf hin, hier aber
ist der'Uebergang der Terrainformation nach am natürlichsten. Hier verläuft der noch heute von den Holz-
hauern, Steinmetzen und Hirten benutzte kleine Pfad. Dem gegenüber behaupteten nun zwar Hauser und
Niemann einstimmig, dass die vorhandenen Reste Nichts von einer Brücke erkennen Hessen. Coquart
') Devillc Rapport S. s5G. Coq\iart S. 178.
=) Rapport Taf. IT.
3) Ein weiter rechts (nördlich) davon auf Coquart's Plane auch mit g bezeichnetes Mnuerstüek am linken Ufer des Remma, liat
Nichts damit zu thun, ist von weit besserer, allerer Construction. Offenbar steht hier aus Versehen g auf dem Plane; es sollte k da stehen,
wozu dann auf S. 277 des Testes die ganz richtige Erläuterung sich findet.