Als ich als fünfjähriger Knirps zum ersten Male in der Schule gewesen
war, lief ich auf meine Eltern zu und fragte sie: „Wann ist denn mein
Geburtstag? Der Lehrer will es wissen.” Meine Mutter lachte und gab
mir zur Antwort: „Segg, toon Koornaust!” Ich sah sie verdutzt an und
war nicht klüger als vorher.
Erst viel später reimte ich es mir zusammen, daß die Bauern und ein-
fache Leute wichtige Ereignisse relativ miteinander bekennzeichnen.
So wurde denn mein Geburtstag stets mit einer Roggenernte verbun-
den oder umgekehrt. Heute mache ich mir aus jener Äußerung eine
ganze Geschichte:
Am 21. Juli 1858 war alles gerüstet, am frühesten Morgen auf das Feld
zu gehen. Da jedenfalls das schönste Sommerwetter war und alles Gute
auf die Ernte, wie auf die Geburt zu weisen schien, so wurden, um die Ar-
beit schneller zu beendigen, alle Menschenkräfte verwandt, über die man
verfügte. Deshalb w ar wohl meine Mutter in ihrer schw eren Stunde bei-
nahe allein, und Haus und Hof war still wie ausgestorben. Als alle wieder
abends in das Haus zurück kehrt en, war wohl der neue Weltbürger be-
reits da. Gesund und wohlgeboren mußte ich sein, denn verhältnismäßig
früh, den 8. August, wurde ich in der kleinen Stadtkirche zuTapiau getauft.
Ich erhielt die Namen: Franz Heinrich Louis Corinth. Mein Vater war
Bürger von Tapiau und meine Mutter eine geborene Butt eher, verwit-
wete Opitz. Meine Paten waren außer den Geschwistern meines Vaters
der Kaufmann William Bauer, welcher an der Deime eine Dampfer-
station nebst einem Kolonialwarenladen inne hatte.
Ich schiebe den Vorhang beiseite, und wir sehen ein kleines ostpreu-
ßisches Städtchen. Kleine Leutchen gehen geschäftig ihrem Werkeltag
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war, lief ich auf meine Eltern zu und fragte sie: „Wann ist denn mein
Geburtstag? Der Lehrer will es wissen.” Meine Mutter lachte und gab
mir zur Antwort: „Segg, toon Koornaust!” Ich sah sie verdutzt an und
war nicht klüger als vorher.
Erst viel später reimte ich es mir zusammen, daß die Bauern und ein-
fache Leute wichtige Ereignisse relativ miteinander bekennzeichnen.
So wurde denn mein Geburtstag stets mit einer Roggenernte verbun-
den oder umgekehrt. Heute mache ich mir aus jener Äußerung eine
ganze Geschichte:
Am 21. Juli 1858 war alles gerüstet, am frühesten Morgen auf das Feld
zu gehen. Da jedenfalls das schönste Sommerwetter war und alles Gute
auf die Ernte, wie auf die Geburt zu weisen schien, so wurden, um die Ar-
beit schneller zu beendigen, alle Menschenkräfte verwandt, über die man
verfügte. Deshalb w ar wohl meine Mutter in ihrer schw eren Stunde bei-
nahe allein, und Haus und Hof war still wie ausgestorben. Als alle wieder
abends in das Haus zurück kehrt en, war wohl der neue Weltbürger be-
reits da. Gesund und wohlgeboren mußte ich sein, denn verhältnismäßig
früh, den 8. August, wurde ich in der kleinen Stadtkirche zuTapiau getauft.
Ich erhielt die Namen: Franz Heinrich Louis Corinth. Mein Vater war
Bürger von Tapiau und meine Mutter eine geborene Butt eher, verwit-
wete Opitz. Meine Paten waren außer den Geschwistern meines Vaters
der Kaufmann William Bauer, welcher an der Deime eine Dampfer-
station nebst einem Kolonialwarenladen inne hatte.
Ich schiebe den Vorhang beiseite, und wir sehen ein kleines ostpreu-
ßisches Städtchen. Kleine Leutchen gehen geschäftig ihrem Werkeltag
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