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Curtius, Ernst [Hrsg.]
Die Ausgrabungen zu Olympia (Band 1): Übersicht der Arbeiten und Funde vom Winter und Frühjahr 1875-1876 — Berlin, 1876

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https://doi.org/10.11588/diglit.763#0012
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ausgefüllt (s. zu Taf. XXX.) Es ift nicht Iciclit au fagen, wie
dicfc Bauten nach oben hin fortgefetzt waren, jedenfalls aber
ift ein ganz unfoUdes Material dabei anzunehmen. Ucbcrreftc
von Pflaflernngcn verrathen an einigen Stellen eine höhere Sorg-
falt. Innerhalb diefer Bauten iil etwa ein Dutzend von Grabern
gefunden worden, welche den- oben erwähnten spaten durchaus
analog find.

Die Benutzung des antiken Materials in folcliem Umfange
läfst fichcr erfcheinen, dafs die Erbauer diefer fpäteren Räume
Olympia fchon in einem verwüfteten Zullande antrafen. Hier-
zu kommt, dafs z. B. einzelne Fragmente der Nike des Paionios
(Taf. IX. ff.) fich in mehreren verfchiedenen Räumen vorfan-
den, und zwar unter dem fpäteren Boden, alfo ohne Zweifel
fo, wie fie urfprllnglich gefallen waren, und ferner, dafs im

Offen des Tempels, wo die fpäteren Bauten
unverrückter antiker Bafcn binwegzichen.
halben Meter über denselben auf einer
fchicht liehen. So lag alfo Olympia beim Ei
ren Bevölkerung nicht nur wülle und zerllörl

fich über Reihen

antiken Schutt-
itrefTen der fpäte-
. es hatte

ilen allen

C.n,

fich zum Thcil auch eine Vermoderungsfchicht über
Ruften gebildet.

Es kann fchon nach der Art, wie die Säulen des Zcustempels
gefllirzt find (Taf. VI), keinem Zweifel unterliegen, dafs dje
Zerilorung Olympias einem Erdbeben zuzufchreiben ift. Als
diefes eintrat, war, wie es fcheint, der alte Boden theilweife
bereits überhöht: denn die Statuen des Oftgiebels Taf. XVU.XX1I.
und XXIV lagen vor der Oftfront auf der Höhe der zweiten Stufe,
und die ficherlich unverriiekte Atlasmetope Taf. XXVI auf einer
Erdfehicht von o.öo M. im Pronaos.

Es entftehen nun die Fragen, wann das zerftörendc Erd-
beben ilatt gefunden, welches Volk die fpäteren Hauten er-
richtete, und wann und wodurch Olympia in die dicke Sand-
fchicht eingehüllt worden ift?

Für die Zeitbeftimmttng bieten fich bis jetzt anfeheinend
zwei feste Punkte dar: im lahrc 394 n. Chr. werden die Olym-
pifchen Spiele zum letzten Male gefeiert und streng verboten;
andererfeits führt ein reicher Fund von Kupfermünzen, welche
der Oflfeite des Tempels gegenüber in den fpäteren Ruinen
verfteckt lagen, in die Mitte des fechflen chriftlichen Jahr-
hunderts: denn die jüngften der dabei befindlichen Münzen ge-
hören dem Juftinian an. Seinen Nachfolger Juftinus II und Sofia
zeigt eine in nächller Umgebung der Nike gefundene Münze.
Demnach beftanden im fechflen Jahrhundert fchon die fpäteren,
als byzantinifcb zu bezeichnenden Bauten; wie lange dicfelben
bewohnt blieben, ift indeffen noch nicht zu erweifen.

In die Zwifchenzeit also, in das fünfte Jahrhundert wird
die Zerftörung des antiken Olympia gefetzt werden muffen, und
es ift wol möglich, dafs eine Nachricht, welche die Verbrennung
des Zcustempels unter Thcodofius 11 fetzt (Hertzberg, Grie-
chenland unter den Römern III, 418), den betreffenden Zeit-
punkt andeutet. In der Tiiat find Branilfpuren auch im Tempel, !

befonders im füdiiftlichen Thcile der Cella gefunden worden; frei-
lich konnte eine Feuersbrunft allein den Tempel nicht nieder-
werfen. '

Es ift ftets vorausgefetzt worden, dafs vor Allem einer
Ueberfchwcmmung die Verfchiittung der Olympifchcn Ebene zu
verdanken fei. Die Fundt hat fachen haben diefc Annahme ledig-
lich beftätigt: unter der jetzigen fehr dünnen Humusdecke liegt
eine leicht zu bearbeitende, gleichmäfsige Sandfchicht von 2,
meift 3—5 M. Dicke, welcher dann die fchwarzc, bis 2 M. mäch-
tige antike Schicht folgt; unter diefer befindet fich wiederum
Sand und zwar von bräunlicher Farbe. Die Dicke der be-
deckenden Sandfchicht nimmt rüdlich vom Zeustempel zu, nach
den im Nordwcftgraben gemachten Erfahrungen auch nach
Norden hin: daher fcheint der Tempel im Alterthum auf einer
gelinden. Erhöhung gelegen zu haben.

Noch jetzt ragen einige fpälcre römifchc Backftcinbauten
aus der völlig ebenen Sanddecke empor; andere folche Refte,
welche aus brauchbarerem Material beftanden, find gewifs viel-
fach zerftört worden, wie dies bei der Cella des Zeustempels
der Fall ift, die Chandlcr noch „viele Fufs hoch'' erhalten fand,
und die nun zum grbfseften Thcil fogar bis auf den Grund
verfchwunden ift. Noch in neuefter Zeit find verborgene Refte
von den Umwohnern als bequemer Steinbruch ausgebeutet

Die fchwarze Schicht enthält aufser den der Bewahrung
würdigen Gcgenfländen (f. unten) eine überaus grofse Anzahl
von Ziegeln gewöhnlicher Art, Marmortriimmer, Glasfeherben,
Bronze- und Eifcnfragmentc. Holzkohlcnftiickchen und Thicr-
knochen (Pferd, Efcl, Schwein).

Das angelegte Inventar weift als Refultatc der erften Aus-
grabt! ngsperiode auf:

I. Gcgenftände in Marmor 178.

II. Gcgenftände in Bronze 6S5; hier ift eine grofse An-
zahl vergoldeter Stückchen hervorzuheben, die aller Orten
gefunden wurden; dann Waffen flu cke (f. Taf. XXXI) und
ganz dünne verzierte Platten, welche anfeheinend an Holz-
geräthen angebracht waren. Von Statuen find bisher nur
wenige Fragmente— Finger, Zehen. — aufgefunden worden.

III. Gegenflände in Thou 242; befonders ausgezeichnet
find die architcktonifchcn Stücke (f. Taf. XXX). Die Thon-
gefäfsc find entweder einfach roth oder fchwarz mit ein-
geprefsten Verzierungen, keines zeigt eine figürliche Dar-
ftellung.

IV. Varia, Gegcnftände in Glas, Hörn, Knochen 60;
unter welchen befonders fehr feine und bunte kunftvolle
Glasfeherben zu nennen find.

V. Vermiedene Metalle Blei, Eifen, (Dübel, Waf-
fen) 167.

VI. Münzen 175. griechifche autonome meift aus dem
Peloponnes, dann römifche und byaimtinifche Kaifermünzen.

Vll.

. Moudo'

Wdhe-

Khiv.
 
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