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Curtius, Ernst [Hrsg.]
Die Ausgrabungen zu Olympia (Band 5): Übersicht der Arbeiten und Funde vom Winter und Frühjahr 1879-1880 und 1880-1881 — Berlin, 1881

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https://doi.org/10.11588/diglit.769#0033
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empfundene und bei den Schriftstellern mehrfach enväh
Wassermangel veranlasste endlich den reichen Sopliis
Hcrodcs Attikus um 157 n, Chr. Olympia mit einer gre

platte mit dem runden Br
Löchern für die vier Brun

-Wn

i-Anlaj

Indei

auf eine Versiürkung der Kladeosleitungcn verachtete, Hess
er — offenbar gut burathen — die Quellen in den Seitcn-
thälcrn bei dem heutigen Miraka im Flussgebicte des Al-
pheios sammeln und am Kusse der Bergkette zur Altis hin-
leitcn. Erhallen ist von dieser Wasserleitung noch ein
Pfeiler an dem Zusammenflüsse zweier Bäche in dem Tlmle
vor Miraka sowie der gewölbte Kanal am Südfusse des
Kronion von .seinem Eintritte in die Altis oberhalb des
Schatzhauses der Geber an bis zu den Hochreservoirs
oberhalb der Escdra. Als monumentalen und mit besonderer
Tracht durchgeführten Absehluss seiner Leitung erbaute
Hcrodcs Attikus die sog. Exedra mit ihren grossen Bassins
und reichem statuarischem Schmucke. Das eigentliche Hoch-
reservoir lag oberhalb der Halbkuppelnische; von hier aus
geschah die Wasservertheihmg sowohl zu dem zweiten
Hoch-Reservoire au der NW Ecke des Heraion, welches
dann wieder die Gymnasien und die Nordihcrmen speiste,
als auch nach dem Südwesten und besonders nach dem Süd-
westbau. Diese letztere Leitung endete zuerst am südwest-
lichen Allisthore, wurde aber später gehoben und über das
Thor hinweg bis zu dem Hoch-Reservoire m der SWEcko
der Altis auf einer Bogen Stellung weitergeführt, um von
hier aus die reichen Wasscranlagen des Südweslbaucs zu
speisen. Die an der SO Ecke des Hcraion befindliche
Bassin- und Springbrunnenanlage entstand in derselben Zeit;
auch konnten nun Uns Stadion, der Hippodrom und be-
sonders die grossen Bauanlagen im Südosten ohne besondere
Schwierigkeit mit Wasser versorgt werden.

Da in spätrömischer und byzantinischer Zeit keine Neu-
sehöpfungen mehr entstanden, sondern nur die bestehenden
Wasserleitungen je nach den Neu- und Umbauten anders
verwendet wurden, so können die vielen Anlagen der Spat-
zeit, mit Ausnahme der beiden Leitungen im Südwestbau,
die zur Speisung der [noch nicht ausgegrabenen] Cebaude-
gruppe südlich von diesem Bau angelegt wurden, übergan-
gen werden.

3. Ausser dem Quellwasser wurde in Olympia auch
Brunnenwasser verwandt. Wir besitzen im Ganzen neun
Brunnen, die auf dem Plane mit B bezeichnet sind: vier im
Osten und Süden, vier im Westen und einen im Korden.
Nach ihrem Muleriale scheiden sie sich in Brunnen aus
Porös und Brunnen aus gebrannten Thonplaltcu. Die erste-
ren theils rund, theils viereckig bieten wenig Neues; sie

inen bestehende Abdcck-
ic in der Mitte und mit
;r in den Ecken. Inter-
essanter sind die vier lirunnen von runder Form aus Thon-
plaltcu; ihr Durchmesser schwankt zwischen 0,92m und 1,35m;
der Manie! besteht aus einzelnen Ringen von Go-7ocm Höhe
und -■; .]cm Wandstärke; jeder Ring ist aus drei bis vier
Platten, welche Bleiklammern zusammenhalten, gefügt. An
einem Brunnen von 0,97 m Durchmesser besteht ein solcher
Ring sogar aus einem Stücke — ein Zeichen von der hoch-
entwickelten keramischen Technik des Altenhums. Die
Platten selbst haben halbkreisförmig eingesenkte Löcher
zum Ein- und Aussteigen bei der Aufstellung und Reinigung.
Wird das vorhandene Malerini auf die darin erkenn-
baren Strukturprincipien geprüft, so ergiebt sich die Thnt-
sache. dass zwei Hauptforderungen der modernen Technik
für Thonrohrleitungen: gleicher Querschnitt und gleichmässigc
Wandstärke nicht genügend berücksichtigt worden sind. Am
meisten entsprechen die Formen der ältesten griechischen
Leitungen diesen Anforderungen, indem bei denselben we-
nigstens der gleichmnssige Querschnitt innegehalten wird,
wahrend Muffe und Mantelende der Thonrohren nur die
Hälfte der Wandstärke des Mantels besitzen. Auch das
Verhältnis^ der Wandstärke zum Durchmesser ist bei diesen
Röhren ein passendes. In römischer Zeit nimmt man hier-
auf gar keine Rücksicht. Da bestehen die Thonrohren aus
Töpfen mit fehlendem Boden, welche ineinander geschoben
werden, sodass der Querschnitt in der Mitte der Töpfe
manchmal um die Hüllte grösser ist als am Halse. Auch
die Wandstärke differirt in gleichem Verhältnisse. An man-
chen Röhren beträgt sie am Halse nur 3-5 mm und hat in
der Mitte bis zu 20 mm. Da die Thonrohren vielfach —
wie bei Springbrunnenanlngen etc. — einem hydrostatischen
Drucke ausgesetzt wurden, so hat man auf die Dichtung der
Röhren grosse Sorgfalt verwendet und es traten uns oft
interessante Konstruktionen zur Festhaltung des Dichtungs-
materials (welches meistens aus reinem Kalke besteht) ent-
gegen. Auch Dükeranlagen kommen mehrfach vor; darunter
ist eine am Stadioneingange die interessanteste, weil dort
die Muffen der Thonrohren mit Blei vergossen sind. Die
Bleiröhren sind nicht gezogen, sondern aus gewalzten oder
gehämmerten Platten zusammen gebogen und längs der Naht
verlölhet. Dass sowohl für die Knt- wie ISeWässerungs-
teilungen keinerlei mathematische Berechnung aufgestellt ist,
lässt sich mit Bestimmtheit behaupten. Es kommen in Bezug'
auf die Querschnitts- und Gefalls Verhältnisse alle denkbaren
Varianten vor.
 
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