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Curtius, Ernst
Gesammelte Abhandlungen (Band 1) — Berlin, 1894

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https://doi.org/10.11588/diglit.33814#0414
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402

IV. Die Quellen der Akropolis.

zerklüfteten Gesteins unten zum Vorsckein komme, aber niclit,
wie in Korintk, in einem müchtigen Ergusse, sondern um den
Fufs der Akropolis herum in kleine Rinnen vertheilt.

Diese unscheinharen Burgqueilen sind uns erst in letzter
Zeit anmählich näher bekannt geworden; sie gehören alle der-
selben Schicht an, wo der Lykabettoskalk auf dem Thon-
schiefer aufiiegt, der die Feuchtigkeit abdämmt. Dort sickern
sie heraus, und mufsten, um benutzt zu werden, in Feis-
kammern gesammelt und durch Feisarbeiten zugänglich ge-
macht werden.

Ein solches Sammelbecken ist an der Südseite der Akro-
polis bei Ausgrabung des Asklepieion unerwartet wieder zu
Tage getreten; es ist ein im Gestein künstlich ausgetieftes
Brunnenhaus. Den alten Nymphendienst an dieser Quelle be-
zeugt der christliche Dienst, der sich hier erhalten hat, und
wir werden hier gewifs die eigentliche Asklepiosquelle ansetzen
dürfen. Bei denselben Ausgrabungen ist ein zweiter IVasser-
lauf entdeckt worden, welcher mit gutem Trinkwasser die
weiter gegen Westen gelegenen Cisternen ftilltO) Es sickert
unter den überragenden Felswänden hervor, ohne dafs ein be-
stimmter Ursprung deutlich angegeben werden könnte. Diese
Gewässer vom Südhange der Burg waren in alter Zeit be-
deutend genug, um die unten liegende Niederung zu einer
Sumpfgegend zu machen, und wir wissen jetzt aus der Neleion-
inschrift, dafs ein Abzugsgraben nöthig war, um die Niederung
trocken zu legen.-)

Auch die Quelle im Nordwesten der Burg, die zweite
Stadtquelle der Athener und nächst der Kallirrhoe die gröfste
Naturmerkwürdigkeit der Stadt, ist erst neuerdings durch die
Ausgrabungen von Burnouf recht bekannt geworden, so dafs
der ganze Felsbau jetzt im Grundrifs gezeicbnet werden kann.Q
Aucli sie ist, als Taufwasser der Zwölf-Apostelkapelle, durch
alle Jahrhunderte hindurch ein dy/rmpR geblieben. Plutarch
erzählt von Antonius, dafs er beim Abschiede von Athen einem
Orakel zufolge einen Krug von diesem IVasser nebst einem
Zweige vom Oelbaum der Athena mitnahm (Anton. 36), und

Q Hiittheilnngen des deutschen arch. Instituts II 183.
p Vgi. Atlas von Athen, Blatt XI. Sitzungsber. 1885 S. 441.
Q Atlas von Athen S. 22. Stadtgeschichte von Athen S. 49.
 
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