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Curtius, Ludwig
Die antike Herme: eine mythologisch-kunstgeschichtliche Studie — 1903

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https://doi.org/10.11588/diglit.34183#0032
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II. Die Entstehung der Herme.

tion, das die rechte Seite otten läßt, iinker Arm gebogen in das Tuch gewickelt, rechter
Arm herabgesenkt. Die Übereinstimmung triht alle großen Faltenzüge; nur an den
mittleren gebrochenen Falten und den kleinen am linken Unterarm sind Verschiedenheiten.
Die Anordnung aber ist wieder dieselbe wie
an Nr. 135. An dieser und 65 A stimmen die
einzelnen Grewandpartien überein bis auf den
Knopf auf der rechten Schulter und die Sal-
kante unten. Nur ist, soweit die schlechte
Dekorationsarbeit überhaupt eine Untersehei-
dung zuläßt, 135 reicher und schärfer in den
Einzelmotiven, sorgfältiger in der Ausführung.
Aber hält man die drei Monumente neben-
einander, so leuchtet ein, daß sie nicht nur
in einem allgemeinen künstlerischen und zeit-
lichen Zusammenhang stehen, sondern in dem
Fig. i9. engsten und gewiß derselben Werkstatt ent-
stammen.
Nun spricht Zenon in seiner Grabschrift: Kcd TebEac Zpvujv vcuj TrpoTcevpKOTt Trcubi
Tupßov Kai CTpXpv Kai etKovac auToc ey^uipa Tatctv egarc TraXagarci Tcxvaccctgevoc KXuTÖv
eppov KiX. Also ist ein gemeinsames Grabmal erwähnt, das schon den vorangegangenen
Sohn Zenon und die Gattin Klymene birgt und deren Porträt-
statuen enthält. Löwy am angegebenen Ort meint: „Der Bezug
der Herme zu dem gemeinsamen Grabmal, von welchem die In-
schrift spricht, ist mir, wie ich gestehe, nicht ganz klar."
Sind nicht die Hermen die Grabdenkmäler der Inschrift?
Ich komme nur über ein Bedenken, sie so zu erklären, nicht
hinweg; die Henne der Gattin würde sich in nichts von denen
der Männer unterscheiden. Als Frauenkleidung nur das Hima-
tion! ? Oder sollte die Dritte einem von Zenon nicht genannten
Mitglied der Famihe angehören?
Die vierte Herme, Fig. 20, unterscheidet sich von den drei
besprochenen dadurch, daß sie, wenu auch in gleichem Aufbau
einen neuen interessanten Typus wiedergibt —; uud zugleich durch
die weit sorgfältigere Arbeit. Hier ßndet sich eine in feingefäl-
telten mit Kolpos gegiirteten Armelchiton gekleidete männliche Figur. Das Eigentümliche
der Tracht bilden ein um den Ohiton gegürtetes Pantherfell, endlich ein Himation, das von
beiden Schultern niederfällt. Eine verhältnismäßig feinsinnige Arbeit verrät sich nicht nur in
dem zierlichen Gefältel des Ohitons und den reichen Falten der Ärmel, sondern auch in der
 
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