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MÜNSTER • SPÄTROMANISCHE OSTTEILE
d.h. in die zwanziger Jahre, für wahrscheinlicher); Becksmann 1976, S. 33$f. (charakterisiert Erhaltungszustand und
begründet Restaurierungsmaßnahmen); Krummer-Schroth 1978, S. 15-17, 79^-, 87 (gegenüber 1967 aktualisiert);
Becksmann, in: Kat. Ausst. Stuttgart 1977,1, Nr. 409 (plädiert weiterhin für eine Entstehung vor 1218 und eine Ausfüh-
rung in Basel); Peter Kurmann, Rez. hierzu, in: Kunstchronik 30, 1977, S. 512 (äußert grundsätzliche Bedenken gegen-
über einer Lokalisierung nach Basel); Grodecki 1977, S. 219-222, 267 (sieht in den Freiburger Jesse-Scheiben eines der
ältesten und bedeutendsten Werke des antikisierenden Stils um 1200 in der Glasmalerei, lehnt einen direkten Zusammen-
hang mit Werken in Laon, Soissons oder Paris ab, sieht jedoch in Nordfrankreich wie im Maasgebiet und am Nieder-
rhein parallele Entwicklungen); Becksmann, Überlegungen, 1979, S. 117E (resümiert die Ergebnisse von 1969 bzw. 1975
im Kontext allgemeiner Überlegungen zur Glasmalerei in staufischer Zeit); ders., Jesse-Fenster, 1986, (hält nunmehr
für wahrscheinlich, »daß ein wohl aus Straßburg stammender Glasmaler, der seine entscheidende künstlerische Prägung
im Gebiet zwischen Köln und Lüttich erfahren hat, um 1210 direkt von dort nach Freiburg berufen worden ist«
und daß nur Berthold V. sein Auftraggeber gewesen sein kann); ders., in: Kat. Ausst. Freiburg i. Br. 1986, S. 145-147
(wie 1977; erwägt nun jedoch eine Ausführung durch eine maasländische, möglicherweise in Lüttich ansässige Werk-
statt); Schwineköper 1988, S. 506f., Anm. 81 (bleibt skeptisch gegenüber der Annahme, Jessefenster und Böcklinkreuz
könnten von Berthold V. gestiftet worden sein); Schadek 1990, S. 97 (hält in beiden Fällen Berthold V. als Stifter für
möglich); Becksmann 1995, S. 47-49, 74E (zusammenfassende Darstellung unter Berücksichtigung des jüngsten For-
schungsstandes); Parello 1997, S. 24-28 (weist mit Hilfe zweier urkundlich überlieferter Fensterstiftungen von 1494
überzeugend nach, daß der spätromanische Chorschluß zu diesem Zeitpunkt bereits niedergelegt und Reste seiner Farb-
verglasung in das westlichste Fensterpaar des neuen Hochchors übertragen worden waren; schlägt unter Einbeziehung
der Ornamentfragmente im Augustinermuseum eine gedrungenere Anordnung der Bildmedaillons vor, rückt Salomon
und David aus der Achse in die linken Aste des Jessebaumes und hält die mandorlenförmige Rahmung des Christus-
bildes für ursprünglich); Friedrich Kobler, in: Dehio Baden-Würtemberg II, 1997, S. 208 (Datierung [um 1215/20] und
stilistische Einordnung [unter maasländischem Einfluß] mit Fragezeichen versehen); Parello 2000, S. 75, 84, Anm. 383
(äußert sich zur Kritik an der Versetzung der Jesse-Scheiben in das Südquerhaus wie an ihrer ornamentalen Rahmung);
Becksmann, Ostteile, 2000, S. 50-52, 54 (aktualisierter Forschungsbericht); Brigitte Kurmann-Schwarz, Le vitrail
des annees 1200 et le style de Hugo d’Oignies, in: Autour de Hugo d’Oignies, hrsg. von Robert Didier und Jacques
Toussaint, Namur 2003, S. 89-97 (greift die hypothetische Zuweisung an eine Lütticher Werkstatt nach Becksmann
1995 auf, sieht jedoch im Faltenstil eine größere Nähe zu den Scheiben in St. Kunibert in Köln als zu den erst seit 1228
entstehenden Goldschmiedearbeiten Hugos); Mittmann 2005, S. 12E (mit farbiger Gesamtabbildung).
Geschichte der Verglasung: Bereits 1493/94 und nicht erst 1509, wie bislang angenommen, müssen Reste der Farb-
verglasung des spätromanischen Chores in die beiden westlichsten Obergadenfenster des 1354 begonnenen, spätestens
um 1380 unterbrochenen und 1471 wiederaufgenommenen Chorneubaues übertragen worden sein35. Nach den Ein-
trägen im Rechnungsbuch der Münsterpflege hat Caspar Sümli bereits im ersten Halbjahr 1493 V Schilling vor die glaß-
fenster an den nüwen chor wider inzesetzen mit gelöt und bly erhalten (s. Reg. Nr. 4)36. Im ersten Halbjahr 1494 werden
möglicherweise demselben Glaser für eine Rautenverglasung, die er - wiederum mit Hilfe eines Gerüstes - in die beiden
Obergadenfenster eingebracht hat, XVII pfund VII Schilling (s. Reg. Nr. 6) ausbezahlt. Aus der im Rechnungsbuch ge-
nannten Anzahl der Rauten (3.631 bzw. 3.662 Stück) ergibt sich für beide Fenster eine nahezu gleiche Verteilung37. Bei
dem zweiten Fenster werden die ruten [Rauten] mit den bilden separat abgerechnet. Damit können nur jene Reste der
spätromanischen Farbverglasung gemeint sein, die Geiges noch 1907, eingebettet in eine mittelalterliche Rautenvergla-
sung, im Maßwerk des südlichen Fensters vorfand: die Mandorla mit Christus sowie fünf Ornamentzwickel; sie waren
somit erst ein Jahr später zusammen mit der Blankverglasung und den beiden Fensterstiftungen für die mittlere Zeile der
unteren Hälfte beider Fenster versetzt worden (s. Reg. Nr. 6). Nach einer Skizze in dem seit 1787 von Felizian Geißinger
angefertigten Konvolut von Inschriften und Wappen sollen sich seinerzeit in dem vierbahnigen Chorfenster NORD VI
über den heute wieder in der Sakristei eingesetzten vier Scheiben einer Kreuzigung Christi mit Wappen der Familie
Heininger/Heinrici (s. S. 397-404) neun Medaillons aus dem Jessefenster befunden haben (Fig. 29)38. In einer für das
gegenüberliegende Fenster Chor SÜD VI vorbereiteten Skizze hat Geißinger dagegen keine spätromanischen Reste,
sondern lediglich in 2b eine Kreuzigungsgruppe ohne die zugehörige Stifterscheibe mit dem Wappen der Familie Stein-
meyer eingezeichnet, obwohl gerade den Wappen sein besonderes Interesse galt39. Erst im Zuge der 1878 abgeschlosse-
nen Restaurierung der Chorverglasung durch Heimle & Merzweiler wurde unter Hinzufügung von vier Medaillons mit
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d.h. in die zwanziger Jahre, für wahrscheinlicher); Becksmann 1976, S. 33$f. (charakterisiert Erhaltungszustand und
begründet Restaurierungsmaßnahmen); Krummer-Schroth 1978, S. 15-17, 79^-, 87 (gegenüber 1967 aktualisiert);
Becksmann, in: Kat. Ausst. Stuttgart 1977,1, Nr. 409 (plädiert weiterhin für eine Entstehung vor 1218 und eine Ausfüh-
rung in Basel); Peter Kurmann, Rez. hierzu, in: Kunstchronik 30, 1977, S. 512 (äußert grundsätzliche Bedenken gegen-
über einer Lokalisierung nach Basel); Grodecki 1977, S. 219-222, 267 (sieht in den Freiburger Jesse-Scheiben eines der
ältesten und bedeutendsten Werke des antikisierenden Stils um 1200 in der Glasmalerei, lehnt einen direkten Zusammen-
hang mit Werken in Laon, Soissons oder Paris ab, sieht jedoch in Nordfrankreich wie im Maasgebiet und am Nieder-
rhein parallele Entwicklungen); Becksmann, Überlegungen, 1979, S. 117E (resümiert die Ergebnisse von 1969 bzw. 1975
im Kontext allgemeiner Überlegungen zur Glasmalerei in staufischer Zeit); ders., Jesse-Fenster, 1986, (hält nunmehr
für wahrscheinlich, »daß ein wohl aus Straßburg stammender Glasmaler, der seine entscheidende künstlerische Prägung
im Gebiet zwischen Köln und Lüttich erfahren hat, um 1210 direkt von dort nach Freiburg berufen worden ist«
und daß nur Berthold V. sein Auftraggeber gewesen sein kann); ders., in: Kat. Ausst. Freiburg i. Br. 1986, S. 145-147
(wie 1977; erwägt nun jedoch eine Ausführung durch eine maasländische, möglicherweise in Lüttich ansässige Werk-
statt); Schwineköper 1988, S. 506f., Anm. 81 (bleibt skeptisch gegenüber der Annahme, Jessefenster und Böcklinkreuz
könnten von Berthold V. gestiftet worden sein); Schadek 1990, S. 97 (hält in beiden Fällen Berthold V. als Stifter für
möglich); Becksmann 1995, S. 47-49, 74E (zusammenfassende Darstellung unter Berücksichtigung des jüngsten For-
schungsstandes); Parello 1997, S. 24-28 (weist mit Hilfe zweier urkundlich überlieferter Fensterstiftungen von 1494
überzeugend nach, daß der spätromanische Chorschluß zu diesem Zeitpunkt bereits niedergelegt und Reste seiner Farb-
verglasung in das westlichste Fensterpaar des neuen Hochchors übertragen worden waren; schlägt unter Einbeziehung
der Ornamentfragmente im Augustinermuseum eine gedrungenere Anordnung der Bildmedaillons vor, rückt Salomon
und David aus der Achse in die linken Aste des Jessebaumes und hält die mandorlenförmige Rahmung des Christus-
bildes für ursprünglich); Friedrich Kobler, in: Dehio Baden-Würtemberg II, 1997, S. 208 (Datierung [um 1215/20] und
stilistische Einordnung [unter maasländischem Einfluß] mit Fragezeichen versehen); Parello 2000, S. 75, 84, Anm. 383
(äußert sich zur Kritik an der Versetzung der Jesse-Scheiben in das Südquerhaus wie an ihrer ornamentalen Rahmung);
Becksmann, Ostteile, 2000, S. 50-52, 54 (aktualisierter Forschungsbericht); Brigitte Kurmann-Schwarz, Le vitrail
des annees 1200 et le style de Hugo d’Oignies, in: Autour de Hugo d’Oignies, hrsg. von Robert Didier und Jacques
Toussaint, Namur 2003, S. 89-97 (greift die hypothetische Zuweisung an eine Lütticher Werkstatt nach Becksmann
1995 auf, sieht jedoch im Faltenstil eine größere Nähe zu den Scheiben in St. Kunibert in Köln als zu den erst seit 1228
entstehenden Goldschmiedearbeiten Hugos); Mittmann 2005, S. 12E (mit farbiger Gesamtabbildung).
Geschichte der Verglasung: Bereits 1493/94 und nicht erst 1509, wie bislang angenommen, müssen Reste der Farb-
verglasung des spätromanischen Chores in die beiden westlichsten Obergadenfenster des 1354 begonnenen, spätestens
um 1380 unterbrochenen und 1471 wiederaufgenommenen Chorneubaues übertragen worden sein35. Nach den Ein-
trägen im Rechnungsbuch der Münsterpflege hat Caspar Sümli bereits im ersten Halbjahr 1493 V Schilling vor die glaß-
fenster an den nüwen chor wider inzesetzen mit gelöt und bly erhalten (s. Reg. Nr. 4)36. Im ersten Halbjahr 1494 werden
möglicherweise demselben Glaser für eine Rautenverglasung, die er - wiederum mit Hilfe eines Gerüstes - in die beiden
Obergadenfenster eingebracht hat, XVII pfund VII Schilling (s. Reg. Nr. 6) ausbezahlt. Aus der im Rechnungsbuch ge-
nannten Anzahl der Rauten (3.631 bzw. 3.662 Stück) ergibt sich für beide Fenster eine nahezu gleiche Verteilung37. Bei
dem zweiten Fenster werden die ruten [Rauten] mit den bilden separat abgerechnet. Damit können nur jene Reste der
spätromanischen Farbverglasung gemeint sein, die Geiges noch 1907, eingebettet in eine mittelalterliche Rautenvergla-
sung, im Maßwerk des südlichen Fensters vorfand: die Mandorla mit Christus sowie fünf Ornamentzwickel; sie waren
somit erst ein Jahr später zusammen mit der Blankverglasung und den beiden Fensterstiftungen für die mittlere Zeile der
unteren Hälfte beider Fenster versetzt worden (s. Reg. Nr. 6). Nach einer Skizze in dem seit 1787 von Felizian Geißinger
angefertigten Konvolut von Inschriften und Wappen sollen sich seinerzeit in dem vierbahnigen Chorfenster NORD VI
über den heute wieder in der Sakristei eingesetzten vier Scheiben einer Kreuzigung Christi mit Wappen der Familie
Heininger/Heinrici (s. S. 397-404) neun Medaillons aus dem Jessefenster befunden haben (Fig. 29)38. In einer für das
gegenüberliegende Fenster Chor SÜD VI vorbereiteten Skizze hat Geißinger dagegen keine spätromanischen Reste,
sondern lediglich in 2b eine Kreuzigungsgruppe ohne die zugehörige Stifterscheibe mit dem Wappen der Familie Stein-
meyer eingezeichnet, obwohl gerade den Wappen sein besonderes Interesse galt39. Erst im Zuge der 1878 abgeschlosse-
nen Restaurierung der Chorverglasung durch Heimle & Merzweiler wurde unter Hinzufügung von vier Medaillons mit