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II.

Atter und neuer Aöergkauöe.
die Wissenschaft ist der entschiedenste Widersacher des Aber-
glaubens, daher sie diesem auch ein strenges Veto zuruft und
ihm schon manches Anathema vernichtend nachgeschleudert; denn
mit ihm geht Hand in Hand der Fatalismus, der frechste
Spötter der göttlichen Vorsehung; er sprießt als schädliches
Unkraut im Blumenbeete der Seele und überwuchert da gar
leicht die Zarten Blüthen des reinen Gottesglaubens. Bannstrahl
und Verdammniß stoben machtlos an diesem Asterbild des
Glaubens vorbei, das Sturm und Zeiten überdauert, nur mit
der Seele selbst enden will.
Der Aberglaube faßte noch in grauer Vorzeit Wurzel im
Menscheugemüthe und breitete seine Zweige darin in dichter
Verästelung nach allen Seiten aus. Seine Wurzelgewebe schlangen
sich bald in stärkeren, bald in dünneren Fäden durch alle
Zeiten und sind, trotz immer Zunehmender Geistesbildung und
Aufklärung, bis zum heutigen Tage nicht völlig in Stücke
gegangen. Wohl wird er allgemein bespöttelt und belacht,
wohl dient sein stiller Anhänger als Zielscheibe des beißendsten
Witzes, und dennoch beugt sich so Mancher insgeheim seiner
absolutistischen Gewalt, der vor der Welt als sein eifrigster
Bekämpfer fungirt.
Allerdings ist heutzutage seine Macht bedeutend gesunken,
besonders in den occidentalischen Ländern, und muß sich meistens
 
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