Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Overview
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext
Frojrhezblhtmg und Ibsrginudk.
i.
Weissagung und Traumdeutung.
ie Menschen im Allgemeinen haben seit ordent-
lichen Zeiten einen großen Hang: Gedanken,
Worte, Blicke, Geberden und Handlungen, Ereig-
nisse und Erscheinungen zu deuten, ja, den gering-
fügigsten Zufällen einen tieferen Sinn beizulegen,
und diesen den Verstandeskästen, Begriffen,
Wünschen und Leidenschaften des Einen oder des
Anderen genau anzupassen. Natürlich mag diesen Miniatur-
geistern, welche sicher den größten Theil unserer hyperauf-
geklärten Welt bilden, das bunte Feld der Traumdeutung und
Weissagung zu solchem Behufs als das ausgiebigste erscheinen,
und wir dürfen uns daher nicht wundern, den Glauben — oder
bester gesagt — Aberglauben daran auch heute noch im elektrischen
Lichte der Aufklärung seine tollsten Spiele treiben zu sehen, welche
wohl nicht immer so harmlos sind, als sie dies scheinen, und oft
gar ernste Folgen von unberechenbarer Tragweite haben, wie
wir dies nicht nur im socialen Leben der Gegenwart reichlich an-
treffen, sondern wovon wir selbst in der Geschichte, vornehmlich
im Alterthume, unzählige Beispiele verzeichnet finden, wo die
Prophezeihung mit ihren Satelliten, der Traumdeutung, den Orakel-
sprüchen und Auslegungen, auf der Sonnenhöhe der Macht stand
und, gewaltig auf die Gemüther wirkend, oft den Weisen wie den
Thoren, den König wie den Bettler, zu ihren Unterthanen machte.
Die Traumdeutung spielte schon in biblischer und geschichtlicher
Vorzeit eine hervorragende Rolle. Der Traum des egyptischen
 
Annotationen