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bei Fremden Worte borgen muß, wie dies die Franzosen ganz
mitleidsvoll behaupten? Wenn wir in der Literatur jedes anderem
Landes Umschau halten, finden wir irgend wo deutsche oder andere
Fremdwörter in der Landessprache eingesäet? Nein! Der Franzose
schreibt französisch, der Engländer englisch, der Italiener italienisch,,
— ein jeder rein in seiner Sprache. Nur dem Deutschen, dem
Oesterreicher klingt seine Sprache ohne sremden Ausputz zu ein-
tönig, zu einfach! Der gebildete Österreicher glaubt keinen
beutfchen Satz ohne eingeftreuter französischer Worte ausfprechen
zu dürfen; das wäre ja nicht vornehm! Aber dieses Gemengfel.
von Deutsch und Französisch klingt so charmant, elegan
so eomwtt U läut! er liebt es in exquisiter Xomebulsuee mit
französischen, hie und da auch mit englischen Brocken um sich zu
Wersen, und in dieser Weise eelst-.ute Beweise seines hohem
Bildungsgrades zu geben. Noch mehr: im deutschen Salom
hat sich die französische Sprache trotz langjähriger Fehden und
blutiger Kriege, trotz des dem Franzosen angeerbten Deutschen-
hasses bis heute als Conversationssprache erhalten; und der nicht
französisch spricht, wird nicht als „salonfähig" betrachtet. Wenn
der Deutsche doch bedenken wollte, welch' unverdientes Armuths-
zeugniß er damit seiner schönen, reichen Sprache dem ohnehin
nur zu eitlen Fremden gegenüber ausstellt.
Wenden wir uns nun von diesen kleinen Gewohnheitsbetteleiem
welche den deutschen Nationalstolznichts weniger als günstig
beleuchten, und Wersen wir einen Rundblick aus das deutsche
Theater und das zunächst — in Wien. Wie steht es wohl hier mit
dem Repertoire? Selbst dem unparteiischen Beobachter will hier-
über saft die Schamröthe in's Gesicht steigen; denn hier sindem
wir die deutsche Muse als einen scheuen Fremdling, unbeachtet
an der Tempelpsorte stehen, — während das galante Franzosen-
thum in den geweihten Hallen hoch zu Throne sitzt, seine leichtlebigen
Museusöhne mit ihren sittenlosen Eh e b ru ch s d r am en, frivolen
bei Fremden Worte borgen muß, wie dies die Franzosen ganz
mitleidsvoll behaupten? Wenn wir in der Literatur jedes anderem
Landes Umschau halten, finden wir irgend wo deutsche oder andere
Fremdwörter in der Landessprache eingesäet? Nein! Der Franzose
schreibt französisch, der Engländer englisch, der Italiener italienisch,,
— ein jeder rein in seiner Sprache. Nur dem Deutschen, dem
Oesterreicher klingt seine Sprache ohne sremden Ausputz zu ein-
tönig, zu einfach! Der gebildete Österreicher glaubt keinen
beutfchen Satz ohne eingeftreuter französischer Worte ausfprechen
zu dürfen; das wäre ja nicht vornehm! Aber dieses Gemengfel.
von Deutsch und Französisch klingt so charmant, elegan
so eomwtt U läut! er liebt es in exquisiter Xomebulsuee mit
französischen, hie und da auch mit englischen Brocken um sich zu
Wersen, und in dieser Weise eelst-.ute Beweise seines hohem
Bildungsgrades zu geben. Noch mehr: im deutschen Salom
hat sich die französische Sprache trotz langjähriger Fehden und
blutiger Kriege, trotz des dem Franzosen angeerbten Deutschen-
hasses bis heute als Conversationssprache erhalten; und der nicht
französisch spricht, wird nicht als „salonfähig" betrachtet. Wenn
der Deutsche doch bedenken wollte, welch' unverdientes Armuths-
zeugniß er damit seiner schönen, reichen Sprache dem ohnehin
nur zu eitlen Fremden gegenüber ausstellt.
Wenden wir uns nun von diesen kleinen Gewohnheitsbetteleiem
welche den deutschen Nationalstolznichts weniger als günstig
beleuchten, und Wersen wir einen Rundblick aus das deutsche
Theater und das zunächst — in Wien. Wie steht es wohl hier mit
dem Repertoire? Selbst dem unparteiischen Beobachter will hier-
über saft die Schamröthe in's Gesicht steigen; denn hier sindem
wir die deutsche Muse als einen scheuen Fremdling, unbeachtet
an der Tempelpsorte stehen, — während das galante Franzosen-
thum in den geweihten Hallen hoch zu Throne sitzt, seine leichtlebigen
Museusöhne mit ihren sittenlosen Eh e b ru ch s d r am en, frivolen