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https://doi.org/10.11588/diglit.63002#0210
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aber zu unserer Verwunderung auf einer sehr niedrigen Stufe, im
Vergleiche mit der Malerei, Plastik und Poesie. Sie war sehr un-
vollkommen, ja eine Sclavin der Dichtkunst, da sie zumeist nur
als eine Art tonlicher Declamation auftrat. Und das in der
Tempel- und Theatermusik angewendete Tonsystem war ein so
beschränktes, daß es sich nur auf die Quart basirte, wo natürlich
von Harmonie kein Gedanke sein konnte. Auch die Cultur-Völker
des Orientes, die Hebräer, Araber und jene des Occidentes,
die Römer und Etrusker gelangten in der Musik aus keine
höhere Stufe; die eigentliche Tonkunst kam erst bei den jüngeren
abendländischen Völkern zur Entwicklung. In Italien gewann sie
zunächst in der christlichen Kirche festen Boden und entfaltete sich
im sechzehnten Jahrhunderte zur höchsten Blüthe. Erst später fand
die weltliche Musik, Gesang und Instrumentalmusik, vornehmlich die
Oper, ihren Ausgangspunct in Neapel. In Deutschland entfaltete
sich mit der Verbreitung des Christenthumes auch die Kunstbildung
der Musik, und schwang sich immer höher, bis sie im Anfänge des
neunzehnten Jahrhunderts in den Werken der unsterblichen Meister
Mozart, Beethoven, Gluck, Weber, Mendelssohn,
Haydn, n. s. w., die mit Befugniß Deutschlands Classiker genannt
werden, ihren Culminationspunct fand. Liszt, Meyerber,
Schubert, Wagner, werden zu den neueren und neuen Sternen
am Horizont der deutschen Musik gerechnet.
Die Poesie ist so alt, als das Menschengeschlecht selbst, und
ist gleich der Musik, so weit als Herzen fühlen und Geister denken,
unter eivilisirten und wilden Völkern heimisch. Mögen wir in un-
seren Forschungen noch so weit zurückgehen, von Grönlands Spitze
bis Arabien, und von Neuseeland bis nach Persien wandern,
werden wir überall und zu jeder Zeit die Poesie waltend finden.
Die Dichtkunst ist bei den Griechen vor länger als 800 Jahren
vor Christi schon einheimisch gewesen, und Homer's Jliade
und Odyssee sind aus ihrem Gebiete hervorgegangen. Später
aber zu unserer Verwunderung auf einer sehr niedrigen Stufe, im
Vergleiche mit der Malerei, Plastik und Poesie. Sie war sehr un-
vollkommen, ja eine Sclavin der Dichtkunst, da sie zumeist nur
als eine Art tonlicher Declamation auftrat. Und das in der
Tempel- und Theatermusik angewendete Tonsystem war ein so
beschränktes, daß es sich nur auf die Quart basirte, wo natürlich
von Harmonie kein Gedanke sein konnte. Auch die Cultur-Völker
des Orientes, die Hebräer, Araber und jene des Occidentes,
die Römer und Etrusker gelangten in der Musik aus keine
höhere Stufe; die eigentliche Tonkunst kam erst bei den jüngeren
abendländischen Völkern zur Entwicklung. In Italien gewann sie
zunächst in der christlichen Kirche festen Boden und entfaltete sich
im sechzehnten Jahrhunderte zur höchsten Blüthe. Erst später fand
die weltliche Musik, Gesang und Instrumentalmusik, vornehmlich die
Oper, ihren Ausgangspunct in Neapel. In Deutschland entfaltete
sich mit der Verbreitung des Christenthumes auch die Kunstbildung
der Musik, und schwang sich immer höher, bis sie im Anfänge des
neunzehnten Jahrhunderts in den Werken der unsterblichen Meister
Mozart, Beethoven, Gluck, Weber, Mendelssohn,
Haydn, n. s. w., die mit Befugniß Deutschlands Classiker genannt
werden, ihren Culminationspunct fand. Liszt, Meyerber,
Schubert, Wagner, werden zu den neueren und neuen Sternen
am Horizont der deutschen Musik gerechnet.
Die Poesie ist so alt, als das Menschengeschlecht selbst, und
ist gleich der Musik, so weit als Herzen fühlen und Geister denken,
unter eivilisirten und wilden Völkern heimisch. Mögen wir in un-
seren Forschungen noch so weit zurückgehen, von Grönlands Spitze
bis Arabien, und von Neuseeland bis nach Persien wandern,
werden wir überall und zu jeder Zeit die Poesie waltend finden.
Die Dichtkunst ist bei den Griechen vor länger als 800 Jahren
vor Christi schon einheimisch gewesen, und Homer's Jliade
und Odyssee sind aus ihrem Gebiete hervorgegangen. Später