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David, Ludwig
Photographisches Praktikum: Lehrbuch der Photographie — Halle a.S.: Verlag von Wilhelm Knapp, 1919

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https://doi.org/10.11588/diglit.70287#0603
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Das Wesen der Farbenphotographie.

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den verschiedenen Wellenlängen des farbigen Lichtes entsprechen, aber
immer nur Millionstel Millimeter betragen. Wenn man ein solches Bild
in der Aufsicht bei schräg einfallendem Lichte betrachtet, schillert es
überraschend schön in allen natürlichen Farben. Diese sogenannten
Interferenzfarben (Scheinfarben) kommen dadurch zustande, daß
nur Farben gleicher Wellenlänge die einzelnen Schichten passieren können.
In der Durchsicht erscheint das Bild einfarbig und sieht meist bräunlich
aus. Zuweilen lassen sich die komplementären Farben, wenn auch nur
undeutlich, erkennen. Für das Lippmannsche Verfahren geeignete korn-
lose Trockenplatten werden nebst Zubehör von den Firmen Kranseder
& Co. in München und R. Jahr in Dresden erzeugt.
Dieses einzige Verfahren der direkten Farbenphotographie ist
vom wissenschaftlichen Standpunkt, nämlich zur Bekräftigung der
Theorie von der Wellennatur des Lichtes, äußerst interessant und lehr-
reich. Es besitzt aber keinen praktischen Wert, weil die kornlosen
Platten wenig empfindlich sind und daher eine lange Belichtungszeit er-
fordern (Landschaften z. B. bei Sonnenbeleuchtung einige Minuten), ferner
weil die Bilder nur in reflektiertem Lichte farbig erscheinen und nicht
kopierfähig sind. Das Bild besteht eben nur aus Scheinfarben, nicht
aus Körperfarben.
Von praktischer Bedeutung für die Farbenphotographie sind nur
die indirekten Methoden, die man in zwei Gruppen teilen kann.
Nach der ersten Methode erhält man durch eine Aufnahme auf der
hierzu verwendeten Platte selbst, schon nach kurzer Behandlung, ein in
der Durchsicht wirksames naturfarbiges Bild, also ein farbiges Diapositiv.
Auf diesem sogenannten Farbenrasterverfahren beruht z. B. die
Autochromplatte von Lumiere und die deutsche Agfa-Farbenplatte.
Die andere Methode erfordert drei Aufnahmen, die als Ausgangspunkt
für naturfarbige Abdrücke dienen. Beide Verfahren gründen sich, trotz
der äußeren Verschiedenheit, auf das Prinzip der Dreifarbenphoto-
graphie, die auf der schon erwähnten Tatsache beruht, daß alle
Farben der Natur sich auf drei Grundfarben, und zwar Rot, Grün und
Blau zurückführen lassen und aus ihnen wieder gebildet werden können.
Zu der Erkenntnis, daß diesen Farben der Hauptanteil am weißen Lichte
zufällt, führt schon das Betrachten des Sonnenspektrums oder des Regen-
bogens, die durch Zerlegung des weißen Lichtes in seine Bestandteile
entstehen, beim Sonnenlicht mit Hilfe eines Glasprismas, beim Regen-
bogen durch Wassertropfen. Es lassen sich hierbei in der Gesamtheit
drei breite Zonen unterscheiden, die den Eindruck von Rot, Grün und
Blau erwecken, während die Zwischenfarben Gelb und Blaugrün eben-
so wie die dunklen Endfarben Violett und Karminrot kaum gesondert
in Erscheinung treten. Die drei Hauptfarben des Spektrums lassen
sich genauer als Zinnoberrot, Gelbgrün und Ultramarin-

David, Photogr. Praktikum. 3.,Aufl.

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