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VII. Abschnitt.

Die Photographie in natürlichen
Farben.
82. Das Wesen der Farbenphotographie.
Das Streben, auf photographischem Wege Bilder in natürlichen
Farben zu erhalten, ist ebenso alt wie die Photographie selbst, hat
aber erst in den letzten Jahrzehnten zu praktisch brauchbaren Resultaten
geführt.
Man unterscheidet prinzipiell zwei Methoden, nach denen farbige
Photographien hergestellt werden können, das direkte und das in-
direkte Verfahren. Die direkte Farbenphotographie strebt danach, auf
der lichtempfindlich präparierten, an sich farblosen Schicht schon bei
der Aufnahme ein naturfarbiges Bild zu erhalten, während beim indirekten
Verfahren Farbstoffe eingeführt und mit Hilfe des Lichtes zum Aufbau
des Bildes benutzt werden. Die indirekten Methoden beruhen auf der
Erkenntnis, daß alle Farben der Natur auf drei Grundfarben zurück-
geführt und aus diesen wieder gebildet werden können.
Für die direkte Methode der Farbenphotographie ist das 1891
bekannt gewordene Verfahren von Lippmann charakteristisch. Zur Aus-
führung dieses Versuches wird eine Glasplatte mit ganz durchsichtiger,
kornloser Bromsilbergelatine überzogen, die für alle Farben empfindlich
(panchromatisch) hergestellt ist. Bei der Belichtung in der Kamera
bringt man die Schichtseite der Platte mit Zuhilfenahme einer besonders
konstruierten Kassette (C. Zeiß in Jena) in unmittelbare Berührung mit
flüssigem, metallischem Quecksilber. Hierdurch werden die fortlaufen-
den Lichtwellen nach dem Passieren der Platte und empfindlichen Schicht
von dem als Spiegel wirkenden Quecksilber reflektiert und bilden mit
den noch nicht reflektierten Wellen stehende Lichtwellen (Interferenz-
erscheinungen). Die Wellen schwingen, wobei sie sich verstärken oder
aufheben, und sind durch die unbeweglich bleibenden Schwingungsknoten-
punkte 000000 voneinander getrennt. Dort, wo die Wellen sich ver-
stärken, findet innerhalb der Schicht eine Lichtwirkung statt. Nach dem
Entwickeln bilden sich daselbst räumlich getrennte, mikroskopisch feine
Silberschichten oder Lamellen (Zenkersche Blättchen), deren Abstände
 
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