in. Ansgar's erste Fahrt zu den Dänen und Schweden. 51
Während man am kaiserlichen Hos über ein ernstes Einschreiten gegen
den unruhigen Nachbar an der Nordgrenze Beschlüsse faßte ft zu Taten
aber sich nicht zu erheben vermochte, eröffnete sich unverhofft ein neuer
Schauplatz sür die christliche Propaganda. Es war vermutlich aus der im
August und September des Jahres 829 zu Worms tagenden Reichsversamm-
lung daß unter den mancherlei Gesandtschaften aus fernen Landen auch
Schweden erschienen; ob sie im Auftrage ihres Königs oder in privaten
Angelegenheiten gekommen waren, ist nicht deutlich Sie erzählten, in
ihrem Volke seien Viele voll Verlangens nach der Lehre vom Christ; auch
sei ihr König soweit geneigter Gesinnung, daß er christliche Priester wol
Lei sich dulden werde. Das war eine gute Botschaft in böser Zeit. Der
Kaiser wandte sich sogleich an Wala von Corbie, ob er nicht unter seinen
Mönchen wiederum Einen fände, der die schwedischen Gäste in ihre Hei-
mat begleiten könne, um dort die Lage zu erkunden. Man wurde bald
eins, daß niemand dazu geeigneter sei als Ansgar. So erging an diesen
die Weisung, zu kommen und sich eher den Bart nicht scheeren zu lassen,
bis er vor dem Kaiser stände. In kürzester Zeit war er da, freudigen
Mutes nahm er den Auftrag entgegen. Um seine kleine Gemeinde in
Schleswig brauchte er nicht besorgt zu sein, da Gislemar, auch ein Kor-
veier, in seine Stelle trat; für die Fahrt in den Norden gewann er an
Witmar, seinem Jugendfreunde, der schon im Kloster an der Somme das
Schulmeisteramt gemeinschaftlich mit ihm verwaltet hatte, einen willkom-
menen Gefährten.
Zu Beginn der Schifffahrt im Frühling 830^ trat Ansgar in Ge-
sellschaft der heimkehrenden Schweden die Reise an, diesesmal in statt-
licherem Aufzuge, denn er sollte zugleich als Bote des Kaisers dem schwe-
dischen Fürsten Gruß und Geschenke entbieten. Mitten auf der Fahrt
wurden sie von Wikingern überfallen; die Kaufleute verteidigten sich
mannhaft, doch einem zweiten verstärkten Angriff mußten sie erliegen;
die Schiffe mit der ganzen Ladung, auch die kaiserlichen Geschenke und
gegen vierzig für den Gottesdienst gesammelte Bücher, gingen verloren.
Der Ueberfall scheint in einem Augenblick ausgeführt worden zu fein, wo
man gerade eine Küste, vermutlich die von Schonen oder von Blekingen,
angelaufen war, denn so nur wird es verständlich, wie die Reifenden
doch auf's feste Land entkommend Leben und Freiheit retteten. Die einen
kehrten sogleich um, die andern fetzten ihren Weg fort. Ansgar war
unter den letzteren; er beschloß nicht eher zu Weichen, als Lis der Him-
mel ihm einen deutlichen Wink gäbe, denn er zweifelte keinen Augen-
blick, daß Gott selbst ihn auf allen seinen Wegen sichtbarlich geleite.
So wanderten sie weiter durch's innere Land, bald zu Fuß, bald, wo
*
Während man am kaiserlichen Hos über ein ernstes Einschreiten gegen
den unruhigen Nachbar an der Nordgrenze Beschlüsse faßte ft zu Taten
aber sich nicht zu erheben vermochte, eröffnete sich unverhofft ein neuer
Schauplatz sür die christliche Propaganda. Es war vermutlich aus der im
August und September des Jahres 829 zu Worms tagenden Reichsversamm-
lung daß unter den mancherlei Gesandtschaften aus fernen Landen auch
Schweden erschienen; ob sie im Auftrage ihres Königs oder in privaten
Angelegenheiten gekommen waren, ist nicht deutlich Sie erzählten, in
ihrem Volke seien Viele voll Verlangens nach der Lehre vom Christ; auch
sei ihr König soweit geneigter Gesinnung, daß er christliche Priester wol
Lei sich dulden werde. Das war eine gute Botschaft in böser Zeit. Der
Kaiser wandte sich sogleich an Wala von Corbie, ob er nicht unter seinen
Mönchen wiederum Einen fände, der die schwedischen Gäste in ihre Hei-
mat begleiten könne, um dort die Lage zu erkunden. Man wurde bald
eins, daß niemand dazu geeigneter sei als Ansgar. So erging an diesen
die Weisung, zu kommen und sich eher den Bart nicht scheeren zu lassen,
bis er vor dem Kaiser stände. In kürzester Zeit war er da, freudigen
Mutes nahm er den Auftrag entgegen. Um seine kleine Gemeinde in
Schleswig brauchte er nicht besorgt zu sein, da Gislemar, auch ein Kor-
veier, in seine Stelle trat; für die Fahrt in den Norden gewann er an
Witmar, seinem Jugendfreunde, der schon im Kloster an der Somme das
Schulmeisteramt gemeinschaftlich mit ihm verwaltet hatte, einen willkom-
menen Gefährten.
Zu Beginn der Schifffahrt im Frühling 830^ trat Ansgar in Ge-
sellschaft der heimkehrenden Schweden die Reise an, diesesmal in statt-
licherem Aufzuge, denn er sollte zugleich als Bote des Kaisers dem schwe-
dischen Fürsten Gruß und Geschenke entbieten. Mitten auf der Fahrt
wurden sie von Wikingern überfallen; die Kaufleute verteidigten sich
mannhaft, doch einem zweiten verstärkten Angriff mußten sie erliegen;
die Schiffe mit der ganzen Ladung, auch die kaiserlichen Geschenke und
gegen vierzig für den Gottesdienst gesammelte Bücher, gingen verloren.
Der Ueberfall scheint in einem Augenblick ausgeführt worden zu fein, wo
man gerade eine Küste, vermutlich die von Schonen oder von Blekingen,
angelaufen war, denn so nur wird es verständlich, wie die Reifenden
doch auf's feste Land entkommend Leben und Freiheit retteten. Die einen
kehrten sogleich um, die andern fetzten ihren Weg fort. Ansgar war
unter den letzteren; er beschloß nicht eher zu Weichen, als Lis der Him-
mel ihm einen deutlichen Wink gäbe, denn er zweifelte keinen Augen-
blick, daß Gott selbst ihn auf allen seinen Wegen sichtbarlich geleite.
So wanderten sie weiter durch's innere Land, bald zu Fuß, bald, wo
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