Heinz Hirdina
Streit der Werte - Funktionalismus und Politik im
Frankfurt am Main der 20er Oahre
Weil wir hier über Wertorientierung und Konzsptionsbildung im
Design sprechen, sehe ich auch einen Grund, über das Umfeld
von Gestaltung zu sprechen.
Wir wissen, wie wenig erreicht ist, wenn ein guter Entwurf
vorliegt und was zu tun bleibt, um diesen Entwurf in ein
Produkt der Serie zu verwandeln, ihn über die Naht- und
Schwachstellen zwischen Entwicklung und Produktion, Produktion
und Handel, Handel und Konsumtion hinwegzuretten. Aber die
Geschichte funktionalen Gestaltens - sei es nun im Raum,
am Gegenstand oder auf der Fläche - ist in erster Linie eine
Geschichte von formgestalterischen, architektonischen oder
typografischen Entwürfen, eine Aufeinanderfolge von Programmen,
Persönlichkeiten und Institutionen.
Das Verhältnis von Entwurfspraxis und Umfeld in der Design-
geschichte soll nun nicht einfach umgekehrt werden. Es ist
berechtigt, daß die Realisierungsbedingungen eines Entwurfs
keine Rolle spielen, wenn es um Experimente, Unikate und
Kleinserien geht. Das Umfeld gewinnt aber in dem Maße an
Bedeutung,in dem unmittelbar für den Bedarf einer konkreten
sozialen Gruppe an einem konkreten Ort gestaltet wird. Dann
tritt die soziale Dimension der Formgestaltung in politischen
und nicht nur designpolitischen Auseinandersetzungen offen
zutage. Unter solchen Bedingungen ist funktionales Gestalten
nicht mehr nur auf das Werk fixiert, sondern erscheint als
ein Prozeß, der von einem Entwurf erst in Gang gesetzt wird
und der im Gebrauch des realisierten Entwurfs endet oder eben
vorher abgebrochen wird.
Es soll hier nur von zwei Fragen die Rede sein, die mit dieser
Prozeßauffassung des Funktionalismus zusammenhängen. Das ist
erstens die Interpretation individueller Bedürfnisse in einem
politischen Umfeld und das ist zweitens der Durchschlupf durch
den gesellschaftlichen Reproduktionsprozeß - nicht nur als
historisches Beispiel, sondern gegenwärtige Designaufgabe.
107
Streit der Werte - Funktionalismus und Politik im
Frankfurt am Main der 20er Oahre
Weil wir hier über Wertorientierung und Konzsptionsbildung im
Design sprechen, sehe ich auch einen Grund, über das Umfeld
von Gestaltung zu sprechen.
Wir wissen, wie wenig erreicht ist, wenn ein guter Entwurf
vorliegt und was zu tun bleibt, um diesen Entwurf in ein
Produkt der Serie zu verwandeln, ihn über die Naht- und
Schwachstellen zwischen Entwicklung und Produktion, Produktion
und Handel, Handel und Konsumtion hinwegzuretten. Aber die
Geschichte funktionalen Gestaltens - sei es nun im Raum,
am Gegenstand oder auf der Fläche - ist in erster Linie eine
Geschichte von formgestalterischen, architektonischen oder
typografischen Entwürfen, eine Aufeinanderfolge von Programmen,
Persönlichkeiten und Institutionen.
Das Verhältnis von Entwurfspraxis und Umfeld in der Design-
geschichte soll nun nicht einfach umgekehrt werden. Es ist
berechtigt, daß die Realisierungsbedingungen eines Entwurfs
keine Rolle spielen, wenn es um Experimente, Unikate und
Kleinserien geht. Das Umfeld gewinnt aber in dem Maße an
Bedeutung,in dem unmittelbar für den Bedarf einer konkreten
sozialen Gruppe an einem konkreten Ort gestaltet wird. Dann
tritt die soziale Dimension der Formgestaltung in politischen
und nicht nur designpolitischen Auseinandersetzungen offen
zutage. Unter solchen Bedingungen ist funktionales Gestalten
nicht mehr nur auf das Werk fixiert, sondern erscheint als
ein Prozeß, der von einem Entwurf erst in Gang gesetzt wird
und der im Gebrauch des realisierten Entwurfs endet oder eben
vorher abgebrochen wird.
Es soll hier nur von zwei Fragen die Rede sein, die mit dieser
Prozeßauffassung des Funktionalismus zusammenhängen. Das ist
erstens die Interpretation individueller Bedürfnisse in einem
politischen Umfeld und das ist zweitens der Durchschlupf durch
den gesellschaftlichen Reproduktionsprozeß - nicht nur als
historisches Beispiel, sondern gegenwärtige Designaufgabe.
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