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Hochschule für Industrielle Formgestaltung [Hrsg.]
Designtheoretisches Kolloquium — 8.1984

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Ameling, Lothar: Zum Verhältnis von Design und Ökonomie
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https://doi.org/10.11588/diglit.31831#0120
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Design und Ware

"Da in der sozialistischen Gesellschaft (also, d, Verf.) die
Betriebe objektiv Warenproduzenten sind und ihre Erzeugnisse
als Waren verkaufen, müssen sich diese auf dem Markt bewähren,
Sie müssen auf dem Markt gesellschaftliche Anerkennung erlangen,
Auf dem Markt erweist sich letztlich, inwieweit die vom Plan
vorherbestimmte gesellschaftlich notwendige Arbeit tatsächlich
realisiert werden kann. Insofern spielt der Markt im Sozialis-
mus eine durchaus aktive Rolle." /4/

Design ist somit nicht schlechthin Gestaltung industrieller
Erzeugnisse, sondern Gestaltung von Waren. Und die nicht ver-
kaufte Ware, das nicht verkaufte Designergebnis, bleibt letzten
Endes nicht anerkannter Aufwand, vergeudete Arbeit.

Für seine, die kapitalistische, Gesellschaft formulierte des-
halb einer der namhaftesten und berüchtigsten Designer seinen
Auftrag folgendermaßen: "Als industrielle Formgestalter haben
wir in erster Linie die Pflicht, unseren Klienten steigende
Umsätze zu verschaffen." /5/

Wir haben die Verpflichtung, Gebrauchswerte im Sinne unserer
wirtschafts- und sozialpolitischen Ziele zu optimieren, aber
wir haben gleichermaßen dafür Sorge zu tragen, daß diese Ge-
brauchswerte in die Konsumtion gelangen, also als Ware gekauft
werden und gute Erlöse bringen.

Der Betrieb (das Kombinat), für den unsere Tätigkeit auf lange
Sicht ohne diesen Erfolg bleibt, wird und muß auf unsere Mit-
arbeit schließlich verzichten. In der Tat entwickelte sich eine
dauerhafte erfolgreiche Arbeit von Gestaltern nur in solchen
Kombinaten und Betrieben, die gutes Design auch gut verkaufen
k onnten,

Selbst eine nach bestem Wissen und Gewissen auf den Gebrauchs-
wert orientierte Gestaltung bleibt Resultat einer wirklich-
keitsfremden, idealisierenden Denkweise, wenn sie nicht im
Kauf und in der Konsumtion gesellschaftliche Anerkennung fin-
det.

Derjenige Designer, welcher diesen Zusammenhang ignoriert und
ihn nicht zu beeinflussen versucht, sägt an dem Ast, auf dem
er sitzt.

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