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Grundriß
der Basilika

Aufbau
der Basilika

ebenfalls vernichtet worden, so daß der nach den — glück-
licherweise geretteten, aher nicht alles enthaltenden —
Aufnahmeskizzen rekonstruierte Plan ineinzelnenTeilen,
namentlich der Darstellung des Stylobats der älteren
Kirche, unvollständig bleiben mußte.

Der Altarplatz mit den Basen der Baldachinsäulen und
die wichtige Taufkapelle sollten an ihrer Stelle erhalten
bleiben; dann aber hat sich die Grabungsleitung bei dem
endgültigen Abschluß der Grabungen und den letzten
Aufräumungsarbeiten, die in den Jaliren 1924 und 1925
erfolgten, doch entschlossen, auch diese letzten Zeugen
der inittelalterlichen Geschichte des Heiligtums zu be-
seitigen, so daß nur die byzantinische Fassung der Hei-
ligen Quelle erhalten geblieben ist.

Der Grundriß der ursprünglichen Kirche bildet in seiner
Gesamtheit ein geschlossenes, nur nach Osten von der
Apsis überragtes Rechteek, das eine äußere ost-westliche —
ohne die Apsis gemessene — Länge von 32,26 m und eine
Breite von 16,38 m, also planmäßig wohl genau ein Ver-
hältnis von 1 : 2 zeigt. Zwei Längsstylobate mit den von
ihnen getragenen Stützen teilen den Raum in drei Schiffe:
ein 6,72 m breites Mittelschiff und zwei 3,22 m — im
Norden — und 3,54 m — im Süden — breite Seitenschiffe;
der westliche Teil der drei Schiffe wird dureh eine Quer-
mauer als Narthex von 4,23 m lichter Weite abgetrennt,
so daß für die Schiffe eine lichte Länge von 25,83 m ver-
hleiht. Während die Seitenscliiffe im Osten einen geraden
Abschluß zeigen, legt sich dem Mittelschiff eine im Innern
5,93 m breite und 2,86 m tiefe, halbkreisförmige, nach
außen polygonal als lialbes Sechseck gestaltete Apsis vor.
Auffallend ist die geringe Wandstärke der Apsis, die nur
0,67 m beträgt, was allein durch die äußere polygonale
Form ermögliclit wurde, da die starken Ecken der polygo-
nalen Ummantelung wie Strebepfeiler wirken.

Apsis und Ostwände der Seitenschiffe waren unmittelbar
auf die Stufen der Adytonfreitreppe, und zwar in der
Weise aufgesetzt, daß die Innenflucht der Ostwände mit
der Vorderkante der sechsten Treppenstufe zusammen-
fiel und die äußeren Längswände der Seitenschiffe mit
ihrer Innenflucht die Fortsetzung der Fluchten der der
Treppe zugekehrten Außenseiten der Wangenkammern
bikleten, an deren Ecken sie angeschlossen waren (F 96
Tf. 59). Die 0,695 m und 0,74 m starken Ostwände der
Seitenschiffe waren ungefähr in den Achsen der letzteren
von je einer 0,92 m bis 0,98 m breiten und 2,15 m - im
Süden — und 2,31 m — im Norden — hohen, einfach recht-
eckigen Türöffnung durchbrochen, die, wie die auf der
siebenten Stufe erhaltenen Angellöcher erkennen lassen,
durch zweiflügelige, nach innen aufschlagende Türen ge-
schlossen waren. Man gelangte also aus dem Zweisäulen-
saal über die Freitreppe hinabsteigend durch dieseTüren
unmittelbar in die Seitenschiffe der Kirche, innerhalb
welcher die fünf Stufen der ersteren eine zu dem Fuß-
boden derselben hinabführende Treppe bildeten, wäh-
rend diese Stufen innerhalb der Apsis die ansteigende
Unterlage für die Presbytersitze und die Kathedra ab-
gaben. Die von der fünften Stufe ab gereclinet bei ilirer
Auffindung noch 3,30 m bis 3,85 m hoch erhaltene Apsis
bestand aus einfachem, ziemlich regelmäßigem, kalkarmem
Bruchsteinmauerwerk (F 97 Tf. 59), wogegen die eben-
falls iiber der sechsten Stufe noch 1,765 m hohen Ost-
wände der Seitenschiffc (F 98, 99 Tf. 60) fast ohneMörtel

ganz aus den schönen marmornen, länglichen Wand-
blöcken eines antiken Gebäudes — wie sich später heraus-
stellte, desKultbildnaiskos — in sehr unordentlicher Weise
errichtet waren, wobei solche Blöcke auch als die geraden
Sturze der Türöffnungen Verwendung gefunden hatten.

Westlich 0,45 m und 0,47 m von den Ecken der Apsis-
nische entfernt lehnten sich an die Innenseiten der Ost-
wände 0,46 m breite und 0,36 m vorspringende, eben-
falls aus größeren Marmorquadern aufgemauerte und
auf der fiinften Stufe aufgesetzte Wandpfeiler als Anten
der von hier ausgehenden, die Schiffe trennenden Säulen-
arkaden (F 100 Tf. 61).

Die 0,70 m bis 0,74 m starken und bei ihrer Auffindung
bis zu 2,15 m Höhe erhaltenen äußeren Längswände der
Seitenschiffe enthielten je zwei 1,20 m bis 1,27 m breite
Türöffnungen, von denen drei — die östliche der Nord-
wand und die beiden der Südwand — noch ihre Schwellen
mit Ansehlag und den Angellöchern für nach innen auf-
schlagende zweifliigelige Türen bewahrt hatten. Die öst-
liche Tiire der Nordwand (F 100 Tf. 61) lag 4,10 m von
der Ecke der Wangenkammer entfernt, diejenige der
Südwand (F 101 Tf. 62) ist mit einem Abstand von nur
3,68 m etwas gegen Osten verschoben. Die westlicheTüre
der Nordwand saß unmittelbar an der Narthexmauer,
während die entsprechende Türe der Südwand von jener
Mauer 0,64 m entfernt lag.

An die Trennungswand zwischen den Schiffen und dem
Narthex, welche ebenso wie auch die Frontmauer des
Narthex die gleiche Stärke der Seitenschiffwände von
0,74 m zeigte, lehnten sich in der Flucht der Schiffs-
arkaden 0,65 m bis 0,72 m breite und 0,37 m bis 0,41 m
vorspringende Pilaster aus gleichartigem Bruchstein-
mauerwerk (F 102 Tf. 63), die den Pilastervorlagen an
der Innenseite der Ostwand entsprachen, von diesen sich
aber durch die größere Breite unterschieden, die bedeu-
tungslos ist, da sie wohl nur durch die Verschiedenheit
des Materials veranlaßt war und in den Kämpfern aus-
geglichen werden mußte.

Diesen Pilastervorlagen entsprachen im Innern des Nar-
thex gleichartige Pfeiler sowohl an der Trennungswand
wie an der Innenseite der Frontwand (F 103 Tf. 65).
Durch diese Pilaster, die jedenfalls Gurtbogen getragen
liaben, wurde der Narthex in ein Mittelteil von der Breite
des Mittelschiffes der Kirche und zwei den Seitenschiffen
gleichbreite Seitenräume geschieden. Die Wand zwischen
Kirche und Narthex wurde von drei Türen durchbrochen.
Die Mitteltüre in der Achse des Mittelschiffes, deren
mächtiger, 0,36 m hoher, von einem antiken Bau — dem
Naiskos — stammender marmorner Schwellblock, mit An-
sclilag und Angellöchern einer nach dem Kirchenschiff
aufschlagenden zweiflügeligen Türe, noch den unteren,
0,35 m hohen Block des nördlichen marmornenGewändes
byzantinischer Arbeit mit zwei Faszien und Randleiste
bewahrte (F103 Tf. 65), besaß eine Lichtweite von 1,60 m.
Die beiden kleineren in die Seitenschiffe führenden, aber
aus der Aclise der letzteren gegen die Arkadenreihen ver-
schobenen, ebenfalls Schwellen nach der Kirche auf-
schlagender zweiflügeliger Türen zeigenden öffnungen
hatten eine Lichtweite von 1,06 m bei der Südtüre und
1,37 m bei der Nordtüre. Beide lagen 0,36 m bis 0,38 m
von den benachbarten Arkadenpfeilern entfernt.

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