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Gruppen zu je fünf Säulen klar erkennbar, bei der die
attische Basis die Mitte einnimmt und jederseits von ihr
auf eine samische eine kleinasiatischeBasisfolgt: l.Klein-
asiatisch; 2. Samisch; 3. Attisch; 4. Samisch; 5. Klein-
asiatisdi; 6. Kleinasiatisch; 7. Samisch; 8. Attisch; 9. Sa-
misdi; 10. Kleinasiatisch.

Die Gestaltung der Basen geht in der, vielmehr einem
nüchtern theoretisierenden Geist, als künstlerischem Ge-
staltungsdrang entsprungenen, gesuchten Abwandlung
alter und neuer Basisformen und dem archaisierenden
Nebeneinanderstellen derselben weit iiber die gewohnte
Formmischung der hellenistischen Zeit hinaus. Aueh das
wahllose Aneinanderreihen der Reliefmotive ohne jegliche
symmetrische oder sonstige gegenständliche Beziehung ist
nur in einer an lebendigem Sinn fiir die Bedeutung der
Bauformen schon ärmeren Zeit denkbar. Die Umrahmung
der einzelnen Relieffelder durch Kymaleisten erinnert
unmittelbar an die gleiche Umrahmung der ,neuattischen
Reliefs‘, die sich aus den Bedürfnissen des römischen
Kunsthandels erklärt. Auf die cine jiingere Entstehung
bezeugende Technik des Bleivergusses ist schon hin-
gewiesen worden.

Von besonderer Bedeutung für die Kenntnis der antiken
Steinmetz- und Bautechnik sind die zahlreichen un-
vollendeten, noch im Bossen stehenden Basen, die ver-
schiedene Grade und Arten der Bossierung zeigen (F 374
bis 377 Tf. 147; F 378 Tf. 159; F 379 Tf. 148; Z 337/4
Tf. 44; F 60 Tf. 7; F 159 Tf. 13). Der Trochilus ist meist
in der Weise vor dem Versetzen aus dem Rohen heraus-
gearbeitet, daß er sich der Höhe nach in drei glatt be-
arbeitete Ringflädien gliedert, die in ihrer Ausladung
den Außenkanten der drei Doppelrundstäbe entsprechen:
ein unterer, am weitesten vortretender, niedriger Ring,
ein oberer, stärker zuriickliegender und in der Mitte
zwischen beiden das am weitesten zurücktretende, dem
Mittelgurt entsprechende Band, das, da die Rinnen meist
noch gar nicht oder kaum angelegt sind, den größten Teil
des Raumes zwischen dem oheren und unteren Rand ein-
nimmt.

Der Torus ist nur an der Unterseite seiner Form nach
herausgearbeitet und nach ohen von dem rauhen, mit
einem kleinen Absatz den Körper des Anlaufrundstabes
andeutenden Bossen hesetzt. Bei den meisten, namentlich
den zuletzt versetzten Basen ist diese untere Torusseite
einfach glatt, und nur vereinzelt sind, wie es ursprünglieh
offenbar dieRegel war, die unteren Horizontalkanneluren
schon vor dem Versetzen ausgearbeitet worden.

An der Basis der 5. nördlichen Außensäule (F 377
Tf. 147; F 378 Tf. 153) ist die weitere Bearbeitung be-
gonnen worden, so daß derenGang hier gutzubeobachten
ist. Zuerst wurden die beiden Hohlkehlen flach angelegt
und damit auch das mittlere Band in seiner der Stärke
der beiden Rundstäbe entsprechenden Breite scharf be-
grenzt; gleichzeitig wird die Vorderfläche der die Rund-
stäbe begleitenden Plättchen herausgearbeitet und die
erstere umfassenden Bossenreifen durch eine schmale,
wohl mit dem ,laufenden Bohrer‘ hergestellte Mittel-
rinne in zwei im Querschnitt rechteckige Streifen ge-
trennt, die dann mit dem Meißel zu der Rundstabform
abgearbeitet werden. Alle diese Arbeitsvorgänge sind an
der Basis nebeneinander zu erkennen. Abweichend ist die
Bossierung der auch im Steinschnitt etwas eigenartigen

Basis der stehenden unfertigen 4. Säule der südlichen
Innenreihe (F 379 Tf. 148). Der Trochilusblock zeigt nur
unten den geglätteten Ring, während die übrige Fläche
ungleich rauh bossiert ist und starke Hebebossen für das
Kranztau trägt. Die Ausladung des oberen Ringes ist nur
angegeben durch eine auf demOberlager eingetiefteRing-
linie und acht von dieser aus abwärts getriebene schmale,
versdhieden lange Lehren in den Endpunkten der zwei
Hauptachsen und der beiden zwischenliegenden Diago-
nalen. Der Torusblock, der, wie schon gesagt, selbständig
und nicht mit der Fußtrommel zusammengearbeitet ist,
trägt an der oberen Hälfte ganz grobe und unregel-
mäßige Bossierung und zeigt von dem rein abgearbeiteten
schmalen Äquatorband abwärts acht, den acht Lehren des
Trochilus entsprechende, bis zum Unterlager reichende
knaggenartige Bossenansätze, die als Reste des Bossen-
mantels dieses unteren Blockteiles stehengeblieben sind.
Die senkrechten Außenseiten dieser Knaggen sind teils in
der Ausladung des Äquators ganz glatt gearbeitet, teils
tragen sie eine dieser entsprechende, bis zum Unterlager
durchgetriebene, schmale Lehre: Die zwischen diesen acht
Ansätzen verbleibenden unteren Wulstteile zeigen die vor
dem Versetzen ausgeführte fertige Kannelierung. Dieser
Befund ist sehr wichtig, weil er beweist, daß zur Aus-
führung der Basen und ihrer Kannelierung auf dem
Werkplatz keinerlei maschinelle, drehbankartige Vor-
richtungen benutzt worden sind, sondern daß auch diese
schwierigen Gebilde nur mit dem einfadhen Hilfsmittel
des Reißzirkels durchaus freihändig vorgearbeitet und
fertiggestellt worden sind. Der Zweck der die Ausführung
erschwerenden Beibehaltung der Knaggen ist offenbar
der, mit ihrer und der Lehren Hilfe ein leichteres und ge-
naueres Versetzen der Blöcke zu ermöglichen.

Anordnung u.

zeitliche Stellung

der Frontbasen.

Unvollendete

Säulenbasen.

Technische

Beobachtungen

Höhe u.
Durchmesser
der Säulen

b) Der Schaft.

Die stehenden Säulen 4 und 5 der inneren Nordreihe
sind einschließlich Plinthe, Basis und Kapitell nach der
durch A. v. Gerkan ausgeführten Messung 19,70 m hoch
(F 380 Tf. 148). Leider hat der durch die Ereignisse he-
dingte vorzeitige Abbruch der Arbeiten am Tempel eine
Gerüstaufnahme dieser Säulen unmöglich gemacht, so daß
die, wie der Augenschein lelirt, ausgesprochen vorhandene
Schwellung nicht zahlenmäßig festgestellt werden konnte.

Der untere Durchmesser der verschiedenen Säulen scheint
Unregelmäßigkeiten aufzuweisen, soweit die bei den
starken Besdiädigungen der Stege und der Unmöglichkeit
einer unmittelbaren Messung der Durchmesser nicht alle
durchaus zuverlässigen, vorliegenden Aufnahmen be-
urteilen lassen. Am genauesten durch zweiseitigeMessung
festgestellt ist der Durchmesser bei der Säule Nr. 11
(Z146 Tf. 8) des Dodekastylos mit 2,022 m; ferner
ergibt er sich bei der fünften Säule der inneren nörd-
lichen Ringhallenreihe zu 2,030 m bis 2,046 m, bei der
vierten zu 2,040 m bis 2,052 m, bei der zweiten Front-
säule zu 2,022 m, bei der sechsten Frontsäule zu 2,019 m,
bei der siebenten Frontsäule zu 1,948 m bis 1,975 m, bei
der achten Frontsäule zu 1,973 m bis 2,008 m, bei der
neunten Frontsäule zu 2,019 m, hei der zweiten Säule der
äußeren nördlichen Ringhallenreihe zu 1,957 m (?).
Rayet-Thomas II, 72 geben 1,98 m für die stehenden
Nordsäulen an, was nach obigem nicht zutrifft.

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