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Diest, Walther ¬von¬; Coler, Harry ¬von¬ [Editor]; Deutsches Archäologisches Institut [Editor]; Archäologisches Institut des Deutschen Reiches [Editor]
Jahrbuch des Deutschen Archäologischen Instituts / Ergänzungs-Heft: Nysa ad Maeandrum: nach Forschungen und Aufnahmen in den Jahren 1907 und 1909 — Berlin, Band 10.1913

DOI Page / Citation link:
https://doi.org/10.11588/diglit.29678#0034
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22

Allgemeine Stadtlage.

Heeres- und Kulturstraße sowie der Eisenbahn erklärt. Außerdem fanden wir die
dem Forscher so verhaßten marmorfressenden Kalköfen in besonders reicher Zahl,
vielfach sogar in der Sohle der Bachtäler. Dabei ist anzunehmen, daß bei der Groß-
artigkeit der öffentlichen Bauten diese mit Marmor reich ausgestattet gewesen sind;
jedoch wird man Architekturstücke, Skulpturen und Inschriften erst bei tieferer und
umfangreicher Grabung finden, zu welcher uns zunächst Zeit und Mittel fehlten.

Nichtsdestoweniger bot die gründliche Durchforschung der Ruinen einen hohen
Genuß. Die Anlage der Stadt ist, wie gesagt, großzügig und eigenartig. Von
dem iooo m über dem Mäanderthal ragenden Gebirgsgrate stürzen die Bäche in
steilem Fall herab und haben in das lockere Konglomerat-Gestein breite, oft fast
senkrechte Schluchten eingerissen. Die Steilabstürze des Tekkedjik-, Bellik- und
Kargilik-dere betragen etwa 60, ioo und 130 Meter. Auf den zwischen diesen stehen
gebliebenen ioo—1000 m breiten Erdstreifen wurden nach ältester Überlieferung
(vgl. oben S. 7) drei Städte erbaut und nach ihren Gründern, den Brüdern
Athymbros (siehe unten im numismatischen Anhang Münzen mit seinem Namen
und Bildnis), Athymbrados, Hydrelos benannt. Die Verteidigung gegen feind-
lichen Angriff war die denkbar günstigste: in der Südfront gegen das Mäander-
tal waren die Steilabfälle leicht zu befestigen, die Flanken waren schon ohne jede
Nachhilfe sturmfrei, ja gegen Osten schließen sich an den das Stadtgebiet hier ein-
rahmenden Kargilik-dere die ebenso steile und tiefe Schlucht des Ildje-dere mit
mehreren Zweigspalten, zwischen ihnen spitze, in der Querrichtung unüberwindliche
Grate, welche auf ihren höchsten Erhebungen Dibek-tash und Juan-bagh noch die
Spuren »detachierter Forts« tragen. Dann folgt das breite Tal des reißenden Mal-
getch-Su, in welchem früher die im ganzen Gebirgsstock zwischen Tralleis und Ma-
staura einzige Fahrstraße vom Tale des Mäander in das des Kayster führte; sie
verband Nysa mit Nicaea Palaeopolis, heute Paliamboli. Vom Dorfe Malgetch bis
zur Wasserscheide sind noch 6 Stunden. Der Malgetch ist wie die meisten anatoli-
schen kleineren Flüsse »^£i|xapp(uo7]s«, d. h. »winterfließend«, das Idauptbett ist
etwa Juli bis November trocken. Das Wasser ist schon im Oberlauf in viele künst-
liche Kanäle geleitet, die allein auf der von mir aufgenommenen Strecke Sultan-
hissar—Dorf Malgetch 8 Mühlen treiben. Mehrere Brückenreste weisen die Spuren
der alten Verbindung.

Im Rücken gegen Nord war Nysa großartig gesichert durch die hier bis zu etwa
1200 m schroff ansteigende Mauer des Gebirges, welche die Übersteigung nur auf
wenigen Saumpfaden gestattet.

Gegen West schützen wie gegen Ost breite tiefe steile Schluchten; nur an
zwei Stellen erleichtern sie durch Annäherung der Uferränder den Übergang, und diese
sind denn auch für die beiden noch schön erhaltenen alten Brücken, die Assar-
oder Iretmes- und die Tchinarli-köprii (Abb. 4)1 benutzt.

Die Gesamtanlage der gen. Schwesterstädte und ihr anfänglicher Partikularis-
mus trotz nächster Nachbarschaft ergab sich mithin aus der natürlichen Trennung
durch diese Riesenschluchten. Einen festen Anhalt für die Einzelbenennung konnten
wir nicht gewinnen, doch ist meine Vermutung vielleicht berechtigt, daß Athym-
 
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