Allgemeine Stadtlage. — Der Stadtname »Nysa«.
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brados oder Hydrelos auf der Hochfläche zwischen Beilik- und Kargilik-dere lag,
welche den für eine ursprüngliche Stadtgründung schon recht bedeutenden Raum von
IOOO m Länge und 125 m durchschnittlicher Breite, d. h. etwa 45 Morgen, bietet.
Sie ist mit Ziegelresten förmlich übersäet, die freilich nach Dr. Pringsheims Meinung
nicht über das 3. Jahrh. v. Chr. hinausweisen. Von Gebäuden ist nur erhalten ein
gewaltiges, m. E. seldschukkisches Kastell von 80 : 100 m Abmessung mit tiefen
Gräben und Bastionen an der Nord- und Südfront, welches fast die ganze Breite
des Plateaus einnimmt. Auf dem schmalen, dieses Plateau nach N fortsetzenden
Grate führt eine alte Wasserleitung heran, deren Spuren, etwa 15 cm starke Ton-
muffrohre, ich etwa I km weiter aufwärts bis zur Quelle des Kargilik-dere verfolgte.
Fundamente alter Gebäude wurden zahlreich beobachtet, auch fand ich auf der
Höhe eine Grabinschrift vom Ende 2. Jahrh. n. Chr. (nach von Hiller). Inhalt un-
wichtig. Sie steht auf einer Granitplatte von etwa ein viertel Quadratmeter Größe,
die in meinem Rucksack Platz hatte. Der Platz heißt heute im Volksmund sehr
nichtssagend »Köi-ieri«1). Die antike Siedelung mag sich noch weiter auf der süd-
lichen, 30 m tiefer gelegenen Terrasse ausgedehnt haben.
Es ist nun anzunehmen, daß die beiden andern Städte auf der westlichen Hoch-
fläche lagen, einst getrennt durch die Schlucht des Tekkedjik-dere, bis die von
Strabo erwähnte »yscpupa« diese »wairep SwcoXt?« gelegenen Gründungen vereinte.
Zu diesen beiden westlichen Teilen gehörte Athymbra, was daraus zu entnehmen,
daß in einer von Dr. Pringsheim in Salavatli gefundenen späteren Inschrift die
Bürger von Nysa in archaisierendem Sinne noch »Athymbrener« genannt wurden.
Wann jedoch überhaupt die erste Gründung erfolgte —- nach Stephanus’ v. Byzanz
Notiz s. v. IIulloTroXt? jedenfalls vor den Perserkriegen; der Name Athymbra selbst
weist in karische Zeit zurück3) —, wie sich der Name Pythopolis zu den drei von
Strabo aufgeführten verhält, ist noch dunkel und wird dunkel bleiben, bis eine größere
Ausgrabung Licht bringt (vergl. Anhang v. Hiller).
Für die Deutung des Stadtnamens »Nysa« jedoch ist inzwischen Klärung ge-
bracht durch eine Abhandlung »Der Raub der Kore« von L. Malten im Archiv
für Religionswissenschaft XII 1909. Der Verfasser tritt hier zunächst der Meinung
Försters (vgl. oben S. 16) entgegen, daß das Homerische »Nuctiov toSiov« des De-
meter-Hymnus, wo Kore geraubt wurde, gerade hier wegen des Stadtnamens
Nysa und seines nahen Hades-Kultes zu suchen sei; ferner weist er nach, daß
es ein opo? Nuotov, und meist auch eine irdXi; Nuaa dabei, gab in Böotien, Phokis,
Thessalien, Makedonien, auf den Inseln Euböa und Naxos, ferner in Kilikien,
Babylonien, Syrien, Arabien, Indien, in Libyen, Ägypten, Äthiopien, also »wohin
nur immer der große Alexander Kultur und Kultus der Hellenen getragen«. Weiter
wird ausgeführt, wie die vielen Plutonia und Charonia, von denen im vulkani-
schen, höhlenreichen Mäanderland noch bei Hierapolis, Magnesia und Myus berichtet
wird (Strabon XII p. 579), ursprünglich nur Heilzwecken mit anschließenden »Inku-
bations-Orakeln« dienten, an die sich erst später bei ihrer allgemeinen Verbreitung
[) Dorf-Platz.
2) Zuletzt Malten Arch. Jahrb. XXVIII 1913, 36.
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brados oder Hydrelos auf der Hochfläche zwischen Beilik- und Kargilik-dere lag,
welche den für eine ursprüngliche Stadtgründung schon recht bedeutenden Raum von
IOOO m Länge und 125 m durchschnittlicher Breite, d. h. etwa 45 Morgen, bietet.
Sie ist mit Ziegelresten förmlich übersäet, die freilich nach Dr. Pringsheims Meinung
nicht über das 3. Jahrh. v. Chr. hinausweisen. Von Gebäuden ist nur erhalten ein
gewaltiges, m. E. seldschukkisches Kastell von 80 : 100 m Abmessung mit tiefen
Gräben und Bastionen an der Nord- und Südfront, welches fast die ganze Breite
des Plateaus einnimmt. Auf dem schmalen, dieses Plateau nach N fortsetzenden
Grate führt eine alte Wasserleitung heran, deren Spuren, etwa 15 cm starke Ton-
muffrohre, ich etwa I km weiter aufwärts bis zur Quelle des Kargilik-dere verfolgte.
Fundamente alter Gebäude wurden zahlreich beobachtet, auch fand ich auf der
Höhe eine Grabinschrift vom Ende 2. Jahrh. n. Chr. (nach von Hiller). Inhalt un-
wichtig. Sie steht auf einer Granitplatte von etwa ein viertel Quadratmeter Größe,
die in meinem Rucksack Platz hatte. Der Platz heißt heute im Volksmund sehr
nichtssagend »Köi-ieri«1). Die antike Siedelung mag sich noch weiter auf der süd-
lichen, 30 m tiefer gelegenen Terrasse ausgedehnt haben.
Es ist nun anzunehmen, daß die beiden andern Städte auf der westlichen Hoch-
fläche lagen, einst getrennt durch die Schlucht des Tekkedjik-dere, bis die von
Strabo erwähnte »yscpupa« diese »wairep SwcoXt?« gelegenen Gründungen vereinte.
Zu diesen beiden westlichen Teilen gehörte Athymbra, was daraus zu entnehmen,
daß in einer von Dr. Pringsheim in Salavatli gefundenen späteren Inschrift die
Bürger von Nysa in archaisierendem Sinne noch »Athymbrener« genannt wurden.
Wann jedoch überhaupt die erste Gründung erfolgte —- nach Stephanus’ v. Byzanz
Notiz s. v. IIulloTroXt? jedenfalls vor den Perserkriegen; der Name Athymbra selbst
weist in karische Zeit zurück3) —, wie sich der Name Pythopolis zu den drei von
Strabo aufgeführten verhält, ist noch dunkel und wird dunkel bleiben, bis eine größere
Ausgrabung Licht bringt (vergl. Anhang v. Hiller).
Für die Deutung des Stadtnamens »Nysa« jedoch ist inzwischen Klärung ge-
bracht durch eine Abhandlung »Der Raub der Kore« von L. Malten im Archiv
für Religionswissenschaft XII 1909. Der Verfasser tritt hier zunächst der Meinung
Försters (vgl. oben S. 16) entgegen, daß das Homerische »Nuctiov toSiov« des De-
meter-Hymnus, wo Kore geraubt wurde, gerade hier wegen des Stadtnamens
Nysa und seines nahen Hades-Kultes zu suchen sei; ferner weist er nach, daß
es ein opo? Nuotov, und meist auch eine irdXi; Nuaa dabei, gab in Böotien, Phokis,
Thessalien, Makedonien, auf den Inseln Euböa und Naxos, ferner in Kilikien,
Babylonien, Syrien, Arabien, Indien, in Libyen, Ägypten, Äthiopien, also »wohin
nur immer der große Alexander Kultur und Kultus der Hellenen getragen«. Weiter
wird ausgeführt, wie die vielen Plutonia und Charonia, von denen im vulkani-
schen, höhlenreichen Mäanderland noch bei Hierapolis, Magnesia und Myus berichtet
wird (Strabon XII p. 579), ursprünglich nur Heilzwecken mit anschließenden »Inku-
bations-Orakeln« dienten, an die sich erst später bei ihrer allgemeinen Verbreitung
[) Dorf-Platz.
2) Zuletzt Malten Arch. Jahrb. XXVIII 1913, 36.