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Beilage zum Diözesan-Archiv von Schwaben — 1892

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https://doi.org/10.11588/diglit.17219#0043
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den zurückbehalteneu Zehnten wieder ersetzen; dagegen behielt
sich der Bischof vor die Consekration des hl. Chrysams, der
hl. Oele, die Weihe der Altäre, Kirchen und Einkleidung der
Nonnen.

Im Jahre 1261, 6. September bcstättigte Bischof Eber-
hard von Eonstanz die Vereinbarungs- und Unterwerfnngs-
urkunde dieses Klosters unter St. Blasien, wofür dasselbe
jährlich ein Pfund Wachs an St. Blasien entrichtete. Zur
täglichen Abhaltung des Gottesdienstes hielt sich dieses Kloster
seinen eigenen Kaplan; jedoch hatte der Prior von Bürgten
an den hohen Festtagen anstatt des Abtes ihre Beichten abzu-
nehmen. Außer diesen Zeiten durften sie einen Cisterzienser
oder einen Pater minoris ordinis zum Beichtvater wählen.
Ohne Zustimmung "des Abtes von St. Blasien durften diese
Nonnen nichts veräußern noch Schulden contrahiren, daher
der Abt jährlich Visitation abhalten ließ. III, 175—76.

Im Jahre 1423 verbrannte das ganze Kloster mit allen
Gebäulichkeiten. Die Nonnen waren arm; zum Wiederaufbau
langten die Einkünften nicht. Unterm 23. August des Jahres
1426 gibt Bischof Johannes von Basel denen, welche zum
Aufbau beitragen, 40 Tage Jndulgenz. Von Sizenkirch her
waren viele Nonnen nach und nach hieher eingewandert, allein
später mußten sie wieder nach Sizenkirch zurück; die aber in
Gntnau den Schleier genommen, bliebe» unter der Meisterin
Himmeltrude dahier. Für das Zeitliche war ein Verwalier
da, das Klösterliche und innere Forum des. Gewissens besorgte
der Prior von Sizenkirch, wenigstens bis zum Jahr 1261.
Siehe oben Bürglen.

Von dein Brande her konnte sich dies Kloster nicht mehr
erholen, daher hat es Pabst Alexander V. a. 1492 dem
Kloster St. 'Blasien einverleibt und dieses verwandelte es in
eine Probstei. Die Klostergebäude wurden im Bauernkriege
zerstört.

S ch ö n a u

liegt im Ober-Rheinkreise am rechten Ufer der Wiese, wo sich
das Thal erweitert, sehr freundlich am östlichen Fuße eines
Ausläufers vom Belchen. Es ist alt, war anfangs nur klein
und unbedeutend. Daö ganze Thal und die Gegend waren ur-
sprünglich Waldung. Es gehörte den Edlen Seliger von
Gränchen und von Holisiein, Adilgoz v. Wehr, Wernher
v. Waldeck und Eberhard v. Eystätt, anfänglich erbrechtlich,
sie theilten diesen Wald aber in 4 Partien ab. Im Jahre
1113 hat Walichv v. Waldeck, Sohn Luitfrids, Bruders des-
selben Wernher, den halben Theil deö einen Viertels, den sein
Vater inngehabt und den 3. Theil eines Viertels, den er
durch Geld und Gunst erworben, mit allem Recht und Zehnt-
bezng am VII. Idus Aprilis in Gegenwart guter Zeugen
Gott und St. Blasien gesezmäßig übergeben.

In demselben Jahre haben auch Burkhard und Eberhard
v. Eystätt, nach dem Tode ihres Vaters, das Viertel, welches
sie inngehabt, in derselben An Schönau mit der Hälfte des
Viertels, das sie von Adilgoz v. Wehr durch Tausch er-
worben hatten, im Juni Gott und St. Blasien freiwillig über-
geben. Nachmals aber haben Eberhard, Sohn des obigen
Eberhard v. Eystätt und die Gebrüder Egino und Heinrich
von obbesagten Theilen ebenfalls eine Uebergabe an St. Blasien
gemacht. Gegeben bei Zähringen a. 1122, 7. Merz. Auch
Heinrich v. Werra (Werwag) und Wildenstein hat zu seinem
Seelenheil an St. Blasien übergeben ein Gebiet und die
Hälfte derselben Au Scönnowe mit dem dazu gehörigen Walde,
a. 1156, Februar. Später bekam St. Blasien alle Theile,
da Walicho noch 1‘/s Theil dazu gab.

Wegen deö Zehntbezugs entstund ein Streit zwischen
St. Blasien und dem Pfarrer von Tegernau,j a. 1122 wurde
er aber zu Gunsten von St. Blasien entschieden.

Auf Rath und Mahnung des Bischofs Hermann von
Constanz erbaute der Abt von St. Blasien in diesem Schönau
eine Kirche und Bischof Ortlieb, von Basel weihte sic auf
Bittgesuch des Bischofs von Constanz und des Abts von
Blasien ein zu Ehren Mariens, des hl. Johannes Dang.,
St. Blasii und aller Heiligen, im Merz 1164, nachdem schon
a. 1146 hier eine Pfarrei errichtet worden. Zur Dotation
derselben wurden gleich anfangs als eigene Leute gegeben,
Bertholdus, Wernhernö, Burkhardus, Chnno, Hadewik, Ger-
traud, Hemma und ein Gut, das 3 Solidi abwarf, ein Haus,
das 4 Nummos gab, in Schönau und eine Mause in „Wernher!
Schwanda" d. i. Herenschwand, Filial von Schönau.

Kaum aber war die Kirche begabt und eingeweiht, so
bekam St. Blasien wiederum Streit mit beut Pfarrer von
Tegernau. Priester Gnntramm nämlich hatte einige Zehnten
und Opfer zum Nutzen der Priester und dem Rechte des
Klosters durch eidliche Protestation abgesprochen, lieber diesen
langen Streit kam man endlich dahin Übereins, daß durch ein
öffentliches Instrument oder Ausspruch in Vornan, wohin sich
viele versammelten, in Gegenwart des Herzogs Berchtold
v. Zähringen als Schirmherrn des Klosters und Hein-
richs , Schirmherrn der Kirche in Tegernau und des
Priesters Guntramm der Streit geschlichtet wurde und zwar
dahin, daß ein Gut bei Leidinchoven und 8 Pfund Basler
Münze der Kirche in Tegernau von St. Blasien übergeben
wurden; Ottos Bestättigungsbrief ist vom 1. November 1166
und a. 1168 wurde diese Beilegung aufs Nene bestättiget.
Von izt ab konnte der Abt von St. Blasien ungehindert durch
einen seiner Religiösen diese Pfarrei versehen lassen und — es
durfte, was der Abt dnrchgesezt hatte, kein Weltpriester hie-
her gesezt werden. III, 56, u. 62. Urkunde.

Schönau war früher ein Filial von Tegernau, a. 1168
hat es aber Bischof Otto von Constanz, da die Parochianen
es gewaltsam so verlangten, der Abtei St. Blasien mit allem
Rechte der Seelsorge übergeben.

Mit Mühe brachte es St. Blasien dahin, daß die Refor-
mation hier nicht festen Fuß faßte, da schon viele sich dazu
bekannt hatten, a. 1519 erhoben sich die Bewohner Schönaus,
weil sie nicht mehr Leibeigene des Klosters sein wollten; der
Streit wurde erst im 17. Jahrhunderte entschieden. In die-
sem Jahre 1519 traten 50 der ältesten Männer ans Sch.
und Todtenau bei Geschwänd zusammen und sezten eine Thal-
verfassung auf, welche bis 1786 in Kraft blieb, wo die öst-
reichische Gesezgcbung eingeführt wurde.

a. 1599 brannte ein großer Theil Sch's ab und von
1611 bis 1613 wüthete hier die Pest arg; a. 1620 nahmen
viele Schönauer Antheil am Aufruhr der Hauensteiner.

Todtnau,

Stadt, 111» Stunden von Schönau, ligt an der Wiese, am
Fuße eines steilen Felsenberges. Im Jahre 1114 haben die
Freiherren Walter und Burkard v. Eystätt der Abtei St. Bla-
sien das Todtnaner Thal und das Schönauer vom Feldberg
an bis zum Pfasfenweg zugleich mit alle» Unterthaneu und
allem Rechte übergeben. Rudolph II,, Bischof von Basel,
war bei dieser Schenkung anwesend. Bischof Otto von Constanz
bcstättigte am 12. Merz 1168 dem Stifte diese Besitzung.

Im Jahre 1247 gaben die Erzgräber, welchen Todtnau
seine Vergrößerung verdankte, viele Einkünfte an St. Blasien
zur Ausgleichung der Schäden und zur Erwerbung neuer
 
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