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Beilage zum Diözesan-Archiv von Schwaben — 1894

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https://doi.org/10.11588/diglit.17221#0020
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Süß, Ardetz im Uiitevengcibin und anderwärts zahlreiche, teils
geistliche, teils historische Schauspiele, darunter -sogar ein
Wilhelm Teil — vvu den bedeutendsten Männern des Thales
in romanischer Sprache verfaßt — in der Art anfgefnhrt,
daß manchmal gegen die Sitte der Zeit nicht Knaben, sondern
Frauen die Frauenrollen darstellten. Merkwürdig ist es, zn lesen,
wie daselbst im Jahre 1564 in de» „zehn Stufen des uieusch-
licheu Lebens" non Stnppan der greise Kaspar Cainpbell
die Rolle des Methusalem gespielt und die Gelegenheit wahr-
genommen habe, um mit beredten Worten die Zuschauer von
einem Bündnisse mit Spanien abzumahnen. — Aus neuester
Zeit hören wir von patriotischen Festspielen; unter an-
derem fand im allen Schweizerstädtchen Altstätten im Rhein-
thalc, wie schon in> Jahre 1861, am Fastnachlsmoutage (dem
16. Februar) 1885 unter ungeheurem Zusammculaufe der Be-
völkernng der Schweiz und Vorarlbergs die Aufführung „der
Schlacht am Stoß" statt, welche ein möglichst getreues
Bild des weltberühmten Kampfes wie er auf der klassischen
Ställe wirtlich statlgcsnndc», gab und an welcher sich nicht
weniger als 900 kostümierte Erwachsene beteiligten. Das
Schlachtspiel, über dessen äußerst gelungene Aufführung nur
eine (Stimme der Bewunderung herrschte, soll am Ostermon-
tag wiederholt worden sein. Ebenso wurde zu RappcrS-
wyl am untere» „Züricher Sec" in der Fastnacht 1885 im
Freien ein historisches Schauspiel „Die Gründung von
NapperSwyl" von Nickenman» Vater und Sohn mit
großem Aufwand von Personal, Zeit und Kosten (an welchen
bald einige 1000 Frcs. gezeichnet waren) in gelungener Weise
itnd vor zahlreiche»! Volk aufgeführt. Diese Fastnachtsspiele
sind von alte» Zeiten her daselbst heimisch. Arnold Rüge
hat noch solche in den Ortschaften am Züricher See ange-
lroffen und in den „Epigonen" (2. Band) beschrieben. Moustre-
vorstellungeu begegnen >vir in Solothurn, wo „Eine schöne
lehrreiche Histori und Coinoedia von dem Läden deß fromnien
und gottesförchligen Tobian durch Georg Gotthart Bürger und
Eiseukrämer cvmpouiret und von einer ehrsamen Bürgerschaft
(150 Personen) den 23. und 24. Aprilis 1617 öffentlich agiret
und gespielct" und mehr als ein Jahrhundert später eine Tra-
gödie „Das großmüthige und befreyte Solothurn" in Alexan-
drinern den 16. und 18. des Brachmonats im Jahre 1755
aufgeführt wurde. — Von der Erwägung ausgehend, daß ein
gut eingerichtetes und geleitetes Voltsschauspiel am besten ge-
eignet ist, ein Volksfest zn veredeln und dasselbe mit einem
höheren idealen Gehalte zu erfüllen, hat denn auch die „schwei-
zerische gemeinnützige Gesellschaft", ein überaus segensreiches In-
stitut, in neuerer Zeit die Pflege und Unterstützung deö Volksthea-
lerö zur ganz besonderen Obsorge anempfohlen und wird die
Zenlralkommission dieser Gesellschaft diesem Gegenstände ihre
genaue Aufmerksamkeit zuwenden.

(Fortsetzung folgt.)

Miszellen.

Deutscher Historikertag. — Der am 29.—31. März d. I.
in Leipzig versamiuelt gewesene zweite deutsche Historikeitag »ahm eine
Reihe vou Ttieseu des Prosessors Slicve (München) an, der sich in
interessanter Weise über das Thema aussprach: „Welche Grundsätze sind
bei der Herausgabe vou Altenstücken zur neueren Geschichte zu befol-
gen?" Die Versammlung behielt sich unbeschadet der Annahme der
Thcsen noch gcimuere Vorschläge und eine bestimmtere Fassung für
einen spätere» Historikerlng vor und sprach die Bitte aus, daß envaige
Wünsche dem Herrn Professor Stieve übermittelt lvcrdeu mochten.
Außerdem tvurde auf Antrag des Piofessors Luschiu v. Ebcngrcuth
(Graz) bestimmt, daß ein Verzeichnis der Siegel fiir die Edition in Druck
gegeben iverdeu sott.

Die Thesen sind nachdem Bericht der „Allgemeinen Ztg." folgende:

I. Nur die ihrem ganzen Wortlaut nach wichtigen Aktenstücke sind
vollständig zu drucken; in der Regel sind Auszüge mitzukeilen; für
minder wichtige Stoffe genügen Darstellungen, denen Aktenstücke als
Beilagen, wichtiaere Urknndenstellen und Nachweise als Alimeikiingen
und Nebenergebnisse der Aktenfvrschung als Anhänge beigefügt iverdeu
können.

II. Die Auszüge sollen nicht nur die in einem Aktenstück behandel-
ten Gegnistände bezeichnen, sondern dasselbe seinem ganzen Inhalt nach
darznsteltcn suchen.

III. Eigenhändige Briefe und Tagebücher bedeutender Persönlich-
keiten sind, falls ihr Inhalt beimrkenswert, im Wortlaut zn veröfsent-
lühen.

IV. Der Herausgeber soll den gesamten auf seinen Gegenstand be-
züglichen Stoff zn sammeln und an'sznbcuten trachten.

V. Er soll die gesamte einschlägige Litteratnr heranzuziehen be-
müht sein.

VI. Bei Auszügen von Briefen ist dw direkte Redeweise der Vor-
lage (Wir teilen Dir mit n. s. >v.) beiznbehalten.

VII. Für die Schreibweise wortgetreu mitznteilendcr deutscher Akten-
stücke und -Stellen haben folgende Regeln zn gelten: a) Große An-
fangsbuchstaben iverdeu nur verwendet beim Beginn eines Satzes oder
Eigennainens, bei den Siglen für Anrede- und Titelformen (bl. EM-,
I. He, aber I. fl Gn.) und bei de» in Biiefen aus den Angcredetcn
bezüglichen Fürwörtern (E. kgl. W. habe» uns in Ihr,m Schreiben),
b) Die Siglen für Titel und Anrede Iverdeu i» der Weise gebildet,
daß von dem dazu gehörigen Fürivvrt der erste, vom Titel selbst der
erste und letzte Buchstabe gesetzt werden (E. Mt), Ausnahmen bilden
E. W. für E. Würde und Würden und E. L. für E. Lieb m b Liebden.
Bei Titeln welche den gleichen Anfangsbuchstaben besitzen, wird die
Regel für den höchsten angewendet, für die anderen aber die zur Ver-
meidung vou Verwechslungen nötige Zahl der ersten Buchstaben nebst
dem letzte» gebraucht (E. I-I» — Heiligkeit, E. Hohe --- Hoheit, E.
I-Irlt. — Herrlichkeit). In fremden modernen Sprachen wird ebenso
verfahren; wenn aber der letzte Buchstabe des Titels ein Vokal ist, wird
auch der vorletzte zugezogen (V. M'--, V. MVY. M'y-, V. Mt“). Im
Lateinischen genügt für den Nominativ der Anfangsbuchstabe; in d u
anderen Fälle» ivird die betreffende Kasusendung zugefügt (3. 3. —
3ua Sanetitas: 8. Stis — Suae Sanctitatis). Verwechslungen wird
überall wie im Deutsche» vorgebengt (3. — Sanctitas, = Ser. Sereni-
tas). Adjekliva, wie nnterthanig, gnädig, gnädigst, allergnädigster,
illastrlssiinus, santisslnro n. s. >v. werden entsprechend dem Titel ab-
gekürzt (utg-, gn., gnst., agnster, illmus, gmo), >venn mau es nicht vor-
zieht, die nicht einen Titel ausdrückenden, bloße Kanzleiphrasen bilden-
den, wie gnädigst, ganz wegzulassen, c) Die Schreibweise der Vorlagen
-kann bei eigeuhänd ge» Briefen hervorragender Persönlichkeiten beibe-
halten werden. Im übrigen wird sie nach folgenden Regeln verein-
fach'. Es ivird nichts zngcfetzt u d cs wird an den Vokalen nichts ge-
ändert; dagegen wird jeder unsrer Schreibweise nicht entsprechende Kon-
sonant weggelassen, wenn er nicht die Aussprache beeinflußt; >vo v oder
w für u stehen, wird dieses gesetzt und umgekehrt; für y tiitt außer i»
Eigennamen und Wörtern griechische» Ursprungs immer i ei»; Eigen-
namen werden stets der Vorlage gemäß geschrieben, wenn nicht eine
bestimmte Schreibweise zweifellos gesichert ist.

VIII. Aktenstücke ans fremden Sprachen sind, abgesehen von der
Verwendung großer Anfangsbuchstaben, genau nach der Vorlage wieder-
zngebe».

IX. Aktenvcröffentlichnngc» sind i» lateinischen Lettern zn drucken.
Für ß ist fs zu drucken.

X. Ais Format der Veröffenllichnnge» ist Oktav zn wählen.

XI Der Inhalt der Aktenstücke ist durch kurze Angaben a» ihrem
Kopf oder durch gesperiten Druck bezeichncter Wörter in ihnen leicht
ersichtlich zn machen. In der Mitte des oberen Randes jeder Seile
ist die Jahreszahl, in dessen der Seitenzahl entgegengesetzter Ecke die
Nnminer, am äußeren Rande neben der ersten Zeile der Monat und
Tag des mitgeteiltcn Aktenstückes anzngeben. Der Ausstellungsort ge-
hört an den Schluß jedes Stückes, wo auch das Datum ausführlich
zu geben ist.

Altes sch lvä b isch cs Fech tb nch. Joh. Georg Döcking er ans
Ulm, als bürgerlicher Glaser in München ansässig, gab im Jahre UM5
ei» Buch von der Fechtknnst in gn. 4" in die Presse (nach Ant. M.
Kobolts bahr. Gelehrten!,exikon mit Nachträgen von G. M. Ganders-
hvfer k S. 324). Weyermann kennt denselben in seinen Ulmischen Nach-
richten :c. nicht; er erwähnt bloß eine Ulmer Malerfamilie Dcckinger
(Teckinger re.), so um das Jahr 1407, 1440 einen Maler Peter D., um 1430
eine» Maler Hans D., um das Jahr 1552 einen Maler, auch Glas-
maler Lorenz D., um das Jahr lö04 einen Maler Hieran. D. —ck.

Stuttgart, Buchdrnckerci der Aktiengesellschaft „Deutsches Volksblatt".
 
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