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Die Dioskuren: deutsche Kunstzeitung ; Hauptorgan d. dt. Kunstvereine — 16.1871

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https://doi.org/10.11588/diglit.13554#0036

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Inhalt.

Abhandlung: Winckelmann, als Regenerator der modernen Kunstanschauung. Kunst-Chronik: Lokal-Nachrichten aus Berlin, Versailles.

(Fortsetzung.) Kunstkritik: Die akademische Kunst-Ausstellung. IV. Plastik. (Forts.)

Korrespondenzen: 8. Wien, im Januar. (Ausstellungen im Künstlerhause Kunst-Institute: Oesterreichischer Kunstverein,
und Oesterr. Kunstverein.)

NB. Dieser Nummer liegt Titel, Inhaltsverzeichniss und Register zu Jahrgang 1870 der „Deutschen Kunstzeitung“ bei.


Winckelmann, als Wegenerator der modernen Kunstanlchauung.

(Fortsetzung.)

>n den einleitenden Bemerkungen über die Stellung,
welche die W i n ck e l m a n n- L e s s i n g' sche Kritik
einerseits dem verdorberien Kunstgeschmack der
Zeit, andrerseits der schematisirenden Reflepions-
Aesthetik der Wolsf'schen Schule gegenüber ein-
nahm, ist besonders ihre Indifferenz gegen die
letztere betont worden.

In der That, wenn man nur diesen Gegen-
satz betrachtet, so scheint strenggenommen gar kein
Berührungspunkt zwischen den beiden Richtungen des Aesthetisi-
rens zu existiren, und man würde gezwungen sein, geradezu einen
Sprung von der einen zur andern Stufe anzunehmen, wenn nicht
die beiderseitig negative Beziehung auf die depravirte 5bunst-An-
schauung der Zeit das Vermittlungsglied abgäbe. Nicht als ob
Winckelmann ■— geschweige denn Lessing — sich um die da-
malige Philosophie, beziehungsweise die gelehrte und populäre
Aesthetik gar nicht gekümmert hätten: es ist bekannt, daß jener
aus der Universität in Halle sowohl Wolfs wie Baumgarten ge-
hört und sich redlich mit ihrer geometrischen Methode abgequält.

Aber als er sich in den konkreten Reichthum der antiken Kunst-
geschichte selbst versenkt, konnte ihm — abgesehen von der völligen
Verschiedenheit der formalen Standpunkte — schwerlich noch daran
liegen, seine Zeit an eine direkte Opposition gegen die abstrakten
Metaphysiker zu verschwenden. Eine Vermittlung für den Fort-
schritt gegen die letzteren giebt demnach nur, wie bemerkt, die
beiderseitige Negation gegen die verdorbene Kunstanschannng der
Zeit überhaupt ab. In diesem Punkte — nämlich in der In-
differenz gegen den Zeitgeschmack — stimmen die Kunst-An-
schauungen Baumgarten's und Winckelmann's, wie weit sie sonst
auch auseinandergehen, ja entgegengesetzt sein mögen, überein;
aber auch darin, daß sie trotz Allem sich dem Einfluß dieses
Geschmacks gänzlich zu entziehen nicht vermochten; wie Winckel-
mann z. B. durch seine Vorliebe für Allegorie beweist. Aber
sie unterscheiden sich wesentlich dadurch, daß die Indifferenz der
schematisirenden Aesthetik gegen die geschmacklose Zeitanschauung
zur Indifferenz gegen die Anschauung und deren konkreten
Empsindungsinhalt überhaupt und dadurch abstrakt und bornirt
wurde, während die Winckelmann-Lessing'sche Kritik, eine objektive
 
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