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Die Dioskuren: deutsche Kunstzeitung ; Hauptorgan d. dt. Kunstvereine — 16.1871

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https://doi.org/10.11588/diglit.13554#0198

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(Kedaction und Expedition der Dioskuren: Berlin, Hohenzollernstr. 9.)

Inhalt.

Abhandlung: Monumentum aere perennius. (Forts.) Juni. (Albrecht Dürer-Verein.) — A. Prag, Anfang Juni. (Die

KorresPonücnzen: n. Wien, Mitte Mai. (Die Konkurrenz für das Maxi- Kunstausstellung des Kunslvereius. (Forts.)

miliaus-Denkmal.) — 8. Wien, Ende Mai. (Große internationale Kunst-Chronik: Lokalnachrichten aus Berlin, Leipzig, München.

Kunstausstellung im Küustlerhause. Forts.) — f München, Anfang Kunstkritik: Berliner Kunslschau. — Ausstcllungskalender.

Monumentum aere perennius.

(Fortsetzung.)

Ir haben bis hieher nur den ideellen Zweck
des' Siegesdenkmals im Ange gehabt, ohne
darüber zu reflektiren, ob die Wirklichkeit
desselben, d. h. seine künstlerische Kompo-
sition, danach angethan sei, daß, um seines
Anblicks zu genießen, unser schöner Thier-
garten eine so klaffende Wunde empfangen mußte.
Jene Erwägungen politisch-geschichtlicher Natur
betreffen, der Natur der Sache nach, nur die
ornamentale Seite des Werks und können, ob-
schon das Ornament in organischem Zusammenhänge mit dem
architektonischen Gedanken der Gesammtkomposition stehen muß,
doch hinsichtlich ihres Inhalts beliebig modificirt werden. Sie
sind also noch eine offene Frage, und das ist der Grund, warum
wir uns darüber schon jetzt äußern. Was das Denkmal selbst,
d. h. seine formale Konception im Ganzen, betrifft, fo werden
wir unser Urtheil um so mehr bis zu dem Augenblick zurück-
halten müssen, wo eine Totalübersicht des Ganzen möglich ist,
als die Kritik daran nichts mehr ändern kann. Es wäre viel-
leicht — wie es ja auch bei großen Monumentalbauten, beson-
ders wenn sie der Konkurrenz anheimgegeben sind, zu geschehen

pflegt — zu wünschen gewesen, wenn vor dem Beginn des Baues
das Modell zu dem Denkmal der öffentlichen Ansicht und Prüfung
zugänglich gemacht worden wäre. Es ist ja, wäre solches ge-
schehen, damit nicht gesagt, daß der Architekt sich an die darüber
ausgesprochenen Ansichten hätte zu kehren brauchen; gleichwohl ist
doch die Möglichkeit nicht ausgeschlossen, daß, wenn nicht er
selbst in manchen Punkten seine Ansicht geändert hätte, das
maaßgebende Urtheil einer über ihm stehenden Potenz in Etwas
modificirt worden wäre. Dies ist nun vorbei, und wir müssen
das Ende abwarten. Ob schließlich die Kannelirungen der in
drei Abtheilungen aufsteigenden Säule mit dänischen oder öster-
reichischen oder französischen Kanonenrohren ausgefüllt werden,
ist ziemlich gleichgiltig; doch möchten wir dagegen Protest er-
heben, daß diese Art von Ornamentik in Parallele gestellt werde
zu der bei den alten Römern üblichen Verzierung von Seesieg-
denkmälern mit den Schiffsschnäbeln der eroberten Schiffe.

Verlassen wir also vorläufig das „Siegesdenkmal auf dem
Königsplatz", zu dem wir, wenn der Augenblick dazu gekommen,
in sehr ernsthafter Weise zurückzukehren gedenken, um uns einer
anderen Frage zuzuwenden, welche unser näheres Interesse in
Anspruch nimmt, sofern sie ebenfalls noch eine offene ist; nämlich
 
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