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Schneider, Paul [Editor]; Dittmann, Lorenz <Prof. Dr.> [Oth.]
Paul Schneider: [Bildhauer] ; [anläßlich der Ausstellung im April 1985 in Lebach] — Lebach, 1985

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https://doi.org/10.11588/diglit.29726#0033
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Paul Schneider nähert sich diesem Ziel
auf mehreren Wegen. Einmal sind dieZah-
len für ihn nicht bloße Instrumente der Be-
rechnung, sondern, anknüpfend an die
»heiligen Zahlen« mythischer Weltauffas-
sung, im Vierer-, Siebener-, Neuner-
Rhythmus, im Verhältnis des »Goldenen
Schnittes«, Wesenheiten eigenen Charak-
ters, die jedoch nie im bloß Spekulativen
bleiben, sondern auch Garanten dersicht-
baren Schönheit und Symmetrie und
Rhythmik seiner Gebilde sind.

Zum anderen läßt er nie das Mathemati-
sche allein zur Geltung kommen, sondern
bringt die stereometrische Struktur durch
kaum merkbare Kurvaturen und Irregulari-
täten in lebendige Spannung, läßt so die
anorganische Natur wie von der organi-
schen durchdrungen erscheinen. Darin
gründet der Eindruck von Gewaltlosigkeit,
den das Mathematische in Schneiders
Skulpturen ausstrahlt.

Zum dritten schließlich orientiert er den
Stein auf das Licht der Sonne. Auch hier
greift Schneider auf alte naturreligiöse Er-
fahrungen zurück, er weiß um die Sonnen-
kulte alter Kulturen, kenntStonehenge und
Avebury aus eigener Anschauung.
Schneider liebt das Licht der Sonne. Dies
ist aber alles andere als eine nur urtümli-
che Haltung. Man höre nur Goethes Wort
zu Eckermann, wenige Tage vor seinem
Tode: »Fragt man mich, ob es in meiner
Natur sei, die Sonne zu verehren, so sage
ich: durchaus! Denn sie ist eine Offenba-
rung des Höchsten, und zwar die mächtig-
ste, die uns Erdenkindern wahrzunehmen
vergönnt ist. Ich anbete in ihr das Licht und
die zeugende Kraft Gottes, wodurch ailein
wir leben, weben und sind und alle Pflan-
zen und Tiere mit uns.« 25)

gespeist von den Erfahrungen einer weit
zurückreichenden, mit den Mächten der
Natur vertrauten Vergangenheit einbringt
in die Formensprache gegenwärtiger
Kunst.

Das Volumen, die körperliche Masse ei-
nes plastischen Gebildes zu relativieren
durch die Gestaltung von Hohlkörpern,
durch die Konstruktion transparenter,
raumausgreifender Gebilde oder aber
durch die Gegeneinandersetzung kom-
pakter, schwerer und durchbrochener, ge-
öffneter Bereiche ist ein Grundthema der
Plastik und Skulptur des 20. Jahrhunderts,
angefangen mit den kubistischen Holz-
und Kartonkonstruktionen Picassos und,
in seiner Nachfolge, den Metallplastiken
von Julio Gonzales, oder, in der Kontrastik
geschlossener und offener Form, mit den
Bildwerken Henry Moores, um nur einige
Namen zu nennen 26). Auf der anderen
Seite gibt es genug Skulpturen, die sich in
verschiedener Weise dem Lichte darbie-
ten, so etwa die wie naturhaft wachsenden
und sich dehnenden Gebilde Jean
Arps 27) oder aber der maschinenähnliche
»Light-Space Modulator« Moholy-Nagys,
der sich aber bezeichnenderweise auf ein
künstliches Licht hin orientiert 28).

Einzigartig ist die Konsequenz und
Selbstverständlichkeit, mit der Paul
Schneider seine Verehrung des Lichtes,
 
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