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Schneider, Paul [Hrsg.]; Dittmann, Lorenz <Prof. Dr.> [Bearb.]
Paul Schneider: [Bildhauer] ; [anläßlich der Ausstellung im April 1985 in Lebach] — Lebach, 1985

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https://doi.org/10.11588/diglit.29726#0024
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Die »kleinen« Steine

Schon während Schneiders Arbeit mit
Metall entstanden, wie erwähnt, immer
auch Steinbildwerke. Eine Reihe von »Ver-
thori«-Plastiken wurden in Stein ausge-
führt. So teilt etwa »V 18« eine rechteckige
Steinplatte in drei mal fünf Quadratelemen-
te, die voneinander durch breite Streifen
getrenntsind. Im selben Jahr 1970entsteht
die strengere Skulptur mit neun Kuben auf
der gleichen Grundlage einer strikt metri-
schen Raumstruktur.

Vergleicht man damit den Würfelträger
von 1975, dann wird deutlich, weshalb von
den früheren Steinarbeiten eine neue
Gruppe »kleiner« Steine abgetrennt wer-
den kann: erst jetzt nämlich tritt der Stein
als Stein in die Erscheinung, die früheren
Steinarbeiten hätten meist ohne Schwie-
rigkeit auch in Metall gefertigt werden kön-
nen. Beim »Würfelträger« aber ist ein mes-
serscharf begrenzter Würfel ausgespart
aus dem Würfelhohlraum eines Granitku-
bus, dessen Seiten die rauhe Oberfläche
des Steins bewahren. Hier findet sich erst-
malig die Entgegensetzung von rauher
und geglätteter Steinoberfläche.

Quadrierte Steine mit einem oder zwei
ausgesparten Würfeln werden mehrmals
variiert. Eine andere Möglichkeit, das
Steinhafte mit dem Quadratfeld zu verbin-
den, wird 1978 im Flndlingmit Neunerqua-
drat (Abb. 32) erprobt.

Eine zweite Gruppe »kleiner« Steine bil-
den verkleinerte Varianten monumentaler
Formulierungen. Das Thema des Sonnen-
steins mit einer Lichtöffnung wird aufge-
nommen in einer Fassung aus Undersber-
ger Marmor und einer zweiten aus weißem
Marmor, beide von 1976, der Sonnenstein
mit mittlerer Lichtspalte erscheint als kleine
Fassung 1977 in dunklem afrikanischem
Granit (Abb. 33), 1981 in Basalt.

Der Sonnenstein, gewidmet Patiala, von
1981 isoliert ein Motiv des indischen Stei-
nes, nämlich die Sonnenmulde mit dem
Mondwürfel, das in veränderter Gestalt
auch in der Leicester-Gruppe auftritt.

Der Kleine Meditationsstein mit Qua-
dratfeidMon 1981 istmitdem Kaiserslauter-
ner Stein in Verbindung zu bringen, der
Würfelstein zur Meditation von 1983 (Abb.
34) dagegen stellt eine von den großen
Steinen unabhängige Formulierung dar:
einesteile, an derSpitzejedoch abgeflach-
te und an den Ecken sanft gerundete Pyra-
mide aus Colombe-Granit vom Genfer See
ist mit einem Liniennetz überzogen und
gibtoben und unten den Blickauf einen in-
neren geglätteten Steinkörper frei. Die äu-
ßere Oberfläche dagegen ist rauh be-
lassen.

Ein unvollständiges 10 x 10 Quadratnetz
legtsich be\AchtplusEins (von 1981) (Abb.
46) über den in sanft fließenden Wellen ge-
glätteten, violett-grauen Colombe-Mar-
mor. Zwei Seiten des Steinkörpers sind
rauh und hell belassen. An den Bruchkan-
ten springen Hohlkuben zurück. In dem
breiteren steckt ein kleiner Quader, das
körperliche Grundmaß des Netzes. So ist
der stereometrische Raum hier konfron-
tiert und zugleich engstens verbunden der
ungefügen Steinmaterie. Die Acht aber er-
gab sich bei der Glättung des Steines als
ein Zeichen im Quadratnetz, wie ais Ant-
wort des Steins auf die Arbeit des
Künstlers.

Auch der Stein mit Schattenmulde, ein
liegender verzogener Basaltkubus von
1983, verkörpert einen eigenständigen
bildnerischen Gedanken.
 
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