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Schneider, Paul [Hrsg.]; Dittmann, Lorenz <Prof. Dr.> [Bearb.]
Paul Schneider: [Bildhauer] ; [anläßlich der Ausstellung im April 1985 in Lebach] — Lebach, 1985

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https://doi.org/10.11588/diglit.29726#0025
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Uberhaupt geht Schneider in seinen Ba-
saltkuben und -säulen neue Themen an.

In ihrer schlanken, gespannten Gestalt
erinnern die beiden Basalt-Skulpturen At-
las 1 von 1979 und Atlas 2 (Abb. 36) von
1980 von ferne an die »Unowis«-Projekte
von Kasimir Malewitsch — und gewiß läßt
sich der »unendliche«, gleichmäßig sich
erstreckende stereometrische Raum der
Schneiderschen Skulpturen vergleichen
mit der Raumkonzeption des
Suprematismus 21h Nur tritt an die Stelle
der Zuordnung von Einzelkuben dort bei
den »Atlas«-Skulpturen die gesetzmäßige,
proportional geregelte Unterteilung eines
Großkubus, im Wechselspiel von Körper-
und Raumkuben, in spannungsvoller Ent-
gegensetzung von kleinen Würfeln zu vor
ihnen sich öffnenden Raumbahnen.

Der Stufenstein 4 von 1980 (Abb. 37) gibt
mit mehreren Hohlkuben eine Komplizie-
rung dieser Grundform, der Steln mit den
neun Würfeln (Abb. 38), eine Basaltskulp-
turvon 1981, besetzt die Oberseite des Ku-
bus mit einer Folge von neun Würfeln, un-
terschieden nach einer Vierer- und Fünfer-
gruppe und betont damit stärker das
additive Prinzip anstelle der Subtraktion
der »Atlas«-Skulpturen. Ungewöhnlich
schließlich die Skulptur »Ur-Teil« von 1982
(Abb. 39): sie besteht aus den beiden Tei-
len einer gebrochenen Basaltsäule, wobei
die strengeTeilung aufgehoben wird in die
gemeinsame Grundgestalt, die einen
schmalen langen Kubus aus einer Ober-
kante des Basaltkörpers schneidet.

In den stehenden Basaltsäulen dage-
gen wird die Glätte der oberen Plattform
gegen den rhythmisch zart kurvierten Säu-
lenstamm kontrastiert, so daß es scheint,
als ginge ein Beben, eine seelische Emp-
findung durch diese Steine. Beim Sonnen-
würfelstein von 1983 zeigt sich auf der
Plattform ein Würfel wie herausgelöst aus
einer entsprechenden Negativform dahin-
ter, beim 1984 entstandenen Neunqua-
dratstein (Abb. 35) ist die Oberseite zu ei-
nem flachen Relief diagonal und parallel
von der Mitte auseinander entwickelter
Quadrate gestaltet.

Diese »platzartige« Gestaltung der Ba-
saltplattform führt die Betrachtung zu ei-
nem der eigenartigsten Themen der Stein-
bildhauerei Paul Schneiders, der architek-
turanalogen Formgebung »kleiner« Steine.

Bei der ersten Fassung des Neunturm-
steins (Abb. 31) von 1975 sind die neun
Quadrat-Elemente zu turmartigen Kuben
erhöht und wachsen aus einer niveauun-
terschiedenen Platte heraus, die so als ar-
chitektonischer Platz wirken kann. Die
zweite Fassung, aus demselben Jahr, be-
reichert die Erscheinung durch eine kom-
plexere Gestaltung der Platte und eine
konvexe Abrundung des Neunerquadrats.
Der Neunturmstein der 1981 von der Saar-
brücker Galerie St. Johann aufgelegten
Edition dagegen vereinfacht sie, indem er
das Neunerquadrat gegen eine weite Ebe-
ne kontrastiert.
 
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