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Schneider, Paul [Hrsg.]; Dittmann, Lorenz <Prof. Dr.> [Bearb.]
Paul Schneider: [Bildhauer] ; [anläßlich der Ausstellung im April 1985 in Lebach] — Lebach, 1985

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https://doi.org/10.11588/diglit.29726#0023
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Im strengsten Gegensatz hierzu dann
der Sonnenstein »Augenblick« von
1983/84 (Abb. 45), ebenfalls aus indi-
schem Granit: durch einen schmalen Spalt
nur dringt hier das Sonnenlicht durch den
Stein, einen dünnen Lichtfinger auf die
Schräge des Gewändes entsendend.

In immer neuen Wendungen entlockt der
Künstler der geliebten Sonne neue Offen-
barungen.

Die Gestaitung auf der Dammkrone des
Stausees in Nonnweiler (Abb. 47),
1982 — 1984, widmet sich der auf- und un-
tergehenden Sonne. Von Osten nach We-
sten angeordnet liegen, auf einer durch
hellgraue Pflastersteine markierten Linie,
eine quadratische Platte, ein Würfel und
ein länglicher Quader. Auch hier ist das
Material indischer Granit. Die Quadratplat-
te ist mit der Steinlinie im kleinen Pflaster-
rund eingebettet. Diezwei anderenSteine,
ebenfalls auf der Steinlinie stehend und
von elf Basaltsäulen im Kreis umgeben,
werden von einer großen Kreisfläche ge-
tragen, die, und das ist das besondere an
dieser Gestaltung, über die Dammkrone
hinausragt und an der Kante abfallend mit
einem Segment sich der Hangschräge an-
paßt. Der große Steinquader verliert da-
durch fast die Hälfte seines Auflagers und
ragt frei über den abfallenden Grund.
Durch das Überragen desSteines wird die
Vorstellung geweckt, daß sich die Ost-
Westlinie imaginär gen Westen fortsetzt.
Es ist noch zu erwähnen, daß sich über die
zwei großen Steine diagonal eine Linie
zieht in Richtung Hunnenring, der etwa
zwei Kilometer von diesem Punkt entfernt
ist. Der Bezug zu einer Kultur, die mit Si-
cherheit ein inniges Verhältnis zum Son-
nengeschehen hatte, erschien Paul
Schneider wichtig.

Und dann noch zwei Steine, die auf an-
dere Weise den Elementen zugetan sind:

Der Gustav-Regler-Gedenkstein (Abb.
30), 1984 in Merzig aufgestellt, ist wie ein
schwer beladenes und doch schlankes
Schiff, schaukelnd auf unsichtbaren Wel-
len, der Sonnen-Lerchen-Hexenstein auf
dem Bietzerberg bei Merzig (Abb. 48), als
Geschenk Schneiders an seine Heimat im
Juni 1984 aufgestellt, gibt sich auf der Hö-
he der Landschaft wie ein Segel den Win-
den und dem Lichte preis. Mit seiner spitz
zulaufenden Kante genau nach Süden
ausgerichtet, teilt er den Tag in eine
»Morgen-« und eine »Abend-Hälfte«, hebt
zugleich durch sieben mal sieben schmale
Öffnungen die Endgültigkeit solcher Tei-
lung wieder auf.

Als Modell erst existiert zum Zeitpunkt
dieser Schrift der Brunnenstein für den
Eingangsbereich der Oberpostdirektion in
Saarbrücken. Die Härte des Steines ver-
mählt sich hier der Weichheit des Wassers.
ÜberSchüsseln, Mulden, Stufen quilltes in
Spiralen, als Zentrum eines terrassierten
Geländes. Die Kleinform wiederholt die
Großform, wie das Blatt die Gestalt des
Baumes.
 
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