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Eggers, Friedrich [Hrsg.]
Deutsches Kunstblatt <Stuttgart>: Zeitschrift für bildende Kunst, Baukunst und Kunsthandwerk ; Organ der deutschen Kunstvereine &. &. — 3.1852

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https://doi.org/10.11588/diglit.1196#0092
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78

Gefahr bedrohet, eine nicht geringe Anzahl von Mitgliedern zu ver-
lieren," welche, durch die Zeitverhällnisse veranlasst, ihre Actien ge-
kündigt hatten. In Folge eines Aufrufs, welchen der Vorstand im An-
fange des Jahres 1850 erliess, nahmen jedoch mehrere jener Mitglieder
die Kündigung zurück und durch den Zutritt neuer Actionäre wurde
fast die Zahl der frühern Mitglieder erholten. Hiernach können wir
die Hoffnuno- hegen, dass auch in Zukunft der Kunstverein sich sowohl
der ferneren Theilnahnie der bisherigen als auch des Hinzutritts neuer
Mitglieder erfreuen wird, um so mehr, als jetzt in Aussicht steht, dass
fortan jährlich eine Kunstausstellung statt finden und die nächste be-
st immt am I.Juli 185» eröffnet werden wird.

Die vierte, vom Verein in Gemeinschaft mit den übrigen Kunst-
vereinen westlich der Elbe veranstaltete Ausstellung ward in Gotha am
29. Juni 1851 eröffnet und dauerte bis zum 12. August. Der Katalog
enthielt 538 Nummern von Kunstgegenständen, welche, zumal in der
2. Hälfte der Ausstellung, durchaus nicht hinter denen der frühern Aus-
stellungen zurückstanden. Mit besonderem Danke ist es zu erwähnen,
dass Se. Hoheit, der Herzog, der gnädigste Beschützer unseres Vereins,
wiederum mehrere sehr werthvolle Oelgemälde zur Ausstellung schickte.
Der Besuch der Ausstellung war so zahlreich, besonders von auswär-
tigen Kunstfreunden, dass die Einnahme nicht nur die Ausstellungs-
kosten deckte, sondern noch einen nicht unbedeutenden Ueberschuss
gewährte.

Angekauft wurden vom Vereine 13 Oelgemälde, zwei Aquarelle,
so wie eine nicht geringe Anzahl von werlhvollen Kupferstichen und
Lithographien, welche mit den von andern Kunstvereinen gewonnenen
Blättern in der am 12. November abgehaltenen Generalversammlung ver-
loost sind. Und zwar:

Behrendsen, Thal von Cadore. — Jacobs, Todesengel.,—
Hummel, Landschaft. — Gätke, Helgoland, Seestrand. — Bürkel,
Schmiede. — Steinike, Norwegisches Hochgebirge. — Metz^lütoaSX-
scheinlandschaft. — Herrmann, Partie aus Antwerpen. — Ott, An-
sicht von Salzburg. — Verreyt, Abendlandschaft. — Marohn, Kaffee-
kocher. — Mignon, Ansiebt von Altenahr. — Ulrichs, Ilsethal. —
Laeiss, Kathhaus in Minden, Aquarell. — Seyfert, Waldschlösschen,
Aquarell. — Winkelmann, Milchmädchen nach Meyerheim, Oelfar-
bendruck. — Tidemand, Norweg. Bauernleben, 1 Heft. — Veith,
deutsche Kunstblüthen.

Zur Privatverloosung wurden angekauft: 5 Oelgemälde, nämlich:
1. Rumpf, Kinder am Bache; 2. Brückner in Coburg, der Gross-
glockner; 3. Linnig, der Hafen von Tergoes; 4. Hermann, Scheide-
ufer; 5. Marohn, französisches Bauernhaus: ausserdem: Winkel-
mann, Oelfarbendruck, eine Statuette Schillers von Knauer und
mehrere Kupferstiche und Lithographien, zusammen im Betrage von
207 Thlr. 10 Sgr.

Ausserdem wurden während der Ausstellung angekauft: Schnei-
der in Gotha, Ernst der Fromme..— der Neumarktsthurm. — Ruyten
in Antwerpen, Schlitten auf dem Eise. — Mass mann in Berlin, Heide-
gegend. — Schröder in Braünschweig, die Botaniker. — Ender in

Wien, Italienische Pilgerinnen am Brunnen. — Statuette Göthe^, von
Knauer in Leipzig. — Schulz in Berlin, Fruchtstück. — Weiss in
Berlin, Küste von Ystadt. — Greiner in Gotha, mehrere Bleistift-
zeichnungen.

Im Ganzen wurden angekauft während der Ausstellung für 2454 Thlr.
22 Sgr. Ausserdem kaufte der Verein zur Verloosung eine Anzahl
werthvoller Kupferstiche und Lithographien von der Kunsthandlung
Fietro del Vecchio in Leipzig.

In der am 12. November 1851 gehaltenen Generalversammlung
wurden folgende Beschlüsse gefasst:

1. Genehmigte die Versammlung den Antrag des Vorstandes, aus
den Ueberschüssen der Ausstellung und sonstigen Einnahmen ein Ca-
pital von 200 Thlrn. als Reservefond für minder günstige Jahre zurück-
zustellen;

2. gab die Versammlung zu dem von den Deputaten der Kunst-
vereine westlich der Elbe in der Conferenz zu Leipzig gefassten Be-
schlüsse, dass fortan jährlich Ausstellungen gehalten werden sollten,
ihre Zustimmung;

3. wurde mit grosser Stimmenmehrheit beschlossen, von der jähr-
lichen Einnahme eine Summe von Einhundert Thalern zur Ansammlung
des Kaufpreises für ein grosses, dem Vereine als Eigenthuin verblei-
bendes Bild, das an einem passenden Orte aufgestellt werden soll, zu-
rückzustellen, zugleich aber an die Staatsregierung das Gesuch um Ver-
williguug eines entsprechenden jährlichen Beitrags zu richten;

4. wurde die vom Vorstande vorläufig eingegangene Verbindlich-
keit, den östlichen Kunstvereinen, welche unter der Bedingung der
Gegenseitigkeit die Ausstellung des diesseitigen Cyclus mit werthvollen
Bildern beschickt hatten, einige der bessern vom hiesigen Verein an-
gekauften Oelgemälde zu den dortigen Ausstellungen zu übersenden,
genehmigt;

5. wurden einige Abänderungen der Statuten beschlossen.

6. wurde der Beschluss gefasst, den Preis der Familienbillets für
die Dauer einer Ausstellung für solche, welche nicht Mitglieder des
Vereins sind, von Zwei auf Drei Thaler zu erhöhen.

7. Auf Vorschlag des Herrn Hof-Diaconus Herrmann wurde als
ein im Protocoll niederzulegender und im Generalbericht zu erwähnen-
der Wunsch der Versammlung ausgesprochen, dass die hier wohn-
haften Gewinner der bessern Bilder dieselben auf Verlangen für einige
Zeit in die Ausstellung geben möchten.

Die Gesammt-Einnahme betrug 2582 Thlr. 12 Gr. 9 Pf.

Gesammt-Ausgaben 2339 Thlr. 23 Gr. 8 Pf.

Die vierte Kunstausstellung gewährte mithin einen Ueberschuss der
Einnahme im Betrage von 145 Thlrn. 16 Gr. 2 Pf., also ein weit gün-
stigeres Resultat als die dritte Ausstellung. Mit besonderem Danke hat
Refer. noch zu erwähnen, dass die Directionen der Thüringer, Magde-
burg-Leipziger, Magdeburg-Halberslädter und Braunschweiger Eisen-
bahn den am 1. August 1851 eingetretenen doppelten Frachtsatz für
Bilder in Kisten auf den einfachen für die Sendungen des Kunstvereins
ermässigt haben...

HunM ■ Ausstellung in Antwerpen.

Der königliche Verein zur Beförderung der schönen Künste in Antwerpen wird im Monat August dieses Jahres die
Ausstellung eröffnen, wozu er alle drei Jahre die Künstler aller Länder einladet. Diese Gesellschaft war in Belgien die erste,
welche eine günstige Hand nach Deutschland ausstreckte: zu diesem Zwecke halte sie in den vorhergehenden Jahren in Frank-
furt und Cölii Depots eröffnet, von wo aus die Kunstwerke auf ihre Kosten hierher gebracht wurden. Dieses Jahr ist sie weiter
gegangen und, die deutsche Sitte nachahmend, schickt sie persönliche und specielle Einladungen an die grossen Künstle r,welche
von ihrer Stadt selbst oder von einer wenig entfernten, ohne alle Unkosten für sie, ihre Arbeiten nach Antwerpen werden
schicken können.

Auch auf früheren Ausstellungen waren die deutschen Schulen schon auf's schönste repräsentirt. Aber die diesjährige ver-
spricht noeh glanzreicher auszufallen, da es keinem Zweifel unterliegen kann, dass die Künstler unseres Landes sich eine
Pflicht daraus machen werden, der freundlichen Einladung der Antwerpener Schule Folge zu leisten, und so die Werthschätzung
zu rechtfertigen, welche sie in dieser alten Mutterstadt der Künste gemessen. Die deutsche Kunst ist um so sicherer dort
geschätzt zu werden, da Antwerpen nicht allein mit den Deutschen in der Liehe für die Kunst, sondern auch durch alte Aehn-
lichkeit von Sitten, Sprache und Nationalität sympathisirt.

Verlag von Rudolph und Theodor Oswald Weigel in Le

Druck ron Gebr. Ungef in Berlin.
 
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