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Prüfung zeigen, dass er ein Baumeister geworden ist; bei dieser Bau-
meister-Prüfung wird auf die verschiedenen Zweige, und bei solchen
sowohl auf die Griechische, als auf die Deutsche Kunst Rücksicht ge-
nommen. Auch glaube ich noch bemerken zu dürfen, dass auch unsere
Baumeister wohl gezeigt haben, dass sie mit der altdeutschen Kunst
vertraut sind, die Herstellung des grossen Denkmals des Mittelalters zu
Marienburg, dessen Herstellung wir unserem erhabenen Monarchen ver-
danken, ist durch Preussische Baumeister bewirkt; der Dom in Köln,
— ich glaube mich auf das Urlheil Aller, die ihn gesehen haben, be-
ziehen zu können — wird in demselben Sinne und gewiss in nicht
geringerer Vollendung hergestellt, als in dem dreizehnten Jahrhundert;
der jetzige Dom-Baumeister ist auch aus der Preussischen Bauakademie
hervorgegangen.
Es ist Veranlassung genommen, von den Bauwerken gerade die
altdeutschen oder die des Mittelalters besonders sorgfältig zu restau-
riren. Ich brauche nicht daran zu erinnern, dass durch die Gnade
des Königs besonders viele Bauwerke, Kirchen und Schlösser des Deut-
schen Baustyles, hergestellt sind, ich nenne nur den Dom und Kirche
in Magdeburg, Halberstadt, so wie in der Altmark. Die Herstellung
dieser Werke ist durchgängig von Meistern, die im Preussischen ge-
bildet, bewirkt, und sie haben dabei gezeigt, dass sie es verstehen.
Auch darf ich wohl daran erinnern, dass die Ausbildung der andern
Zweige des Baufaches dabei nicht zurückgeblieben ist. Unsere Eisen-
bahnen, die im Ganzen, abgesehen von dem Unterschied des Geld-
wertes, ausserordentlich viel billiger, als die Englischen gebaut sind,
bewähren sich in aller Beziehung, und sind durch Preussische Bau-
meister ausgeführt.
Die sehr massige Summe, die der Etat der Bauakademie als Zu-
schuss aus der Staatskasse fordert, ist gewiss schon vollkommen durch
die Notwendigkeit, tüchtige Baubeamte zu gewinnen, gerechtfertigt,
und wird es in dieser Beziehung einer weitern Erörterung nicht weiter
bedürfen.
Präsident: Meine Herren! Der Abgeordnete Reichensperger hat
bei der Position: „Zuschuss zu den Abgaben der Bauakademie 8560
Rthlr." uns einen Vortrag gehalten, in dem er seine Ansichten über
die Yorzüglichkeit des mittelalterlichen Baustyls vor dem, der, wie er
angiebtj jetzt gäng und gäbe ist, auseinandersetzt. Ich glaube, dass
dieser Gegenstand nicht zur Tagesordnung gehört, da er nicht zum
Austrag gebracht werden kann. Es haben sich aber noch mehrere
Redner gemeldet, und da der Abgeordnete Reichensperger so ausführ-
lich das Wort gehabt hat, so glaube ich es, auch den andern Herren
nicht nehmen zu dürfen.
■ Der Abgeordnete Ohm hat das Wort.
Abgeordn. Ohm: Meine Herren ! Der Herr Minister, wie auch der
Herr Ministerial-Kommissar, haben beinahe schon alles dasjenige ge-
sagt, was ich dem Herrn Vorredner erwiedern wollte. Ich habe daher
nur noch wenige Worte hinzuzufügen.
Erstens muss ich es bedauern, dass der Herr Vorredner durch das
Brandenburger Thor hineingegangen ist und nicht zum Leipziger. Wenn
er zum Leipziger Thor hineingegangen wäre, so würde er auf die Pe-
trikirche gestossen sein, welche nach dem Urtheile aller Sachkenner
für eines der grössten Bauwerke der Neuzeit angesehen wird, und
zwar gerade in dem Styl, welchen der Herr Vorredner besonders em-
pfiehlt. Eine Bauschule, oder, wie sie hier genannt ist, eine Bauaka-
demie hat offenbar zweierlei Zwecke. Sie hat erstens zu bilden für
die schöne Baukunst, sie hat zweitens zu bilden für die bürgerliche
Baukunst. Ich glaube, dass unsere allgemeine Bauschule — diesen
Titel hatte sie vom Jahre 1830 ab — vorzugsweise berufen gewesen
ist, um für die bürgerliche Baukunst zu bilden; in der Voraussetzung
jedoch, dass die übrigen Mittel, welche Berlin bietet, namentlich die
Kunstakademie, und dann auch die dahinzielenden Vorträge der Bau-
schule geeignet sein dürften, auch dasjenige zu leisten, was man für
die schöne Baukunst zunächst wünschen muss. Es ist bekannt, dass
der Künstler durch Unterricht überhaupt nicht gebildet wird; der
Künstler muss geboren werden. Der Unterricht kann nur dazu bei-
tragen, ihm dasjenige zu geben, was ihm die Geburt nicht giebt. Ein
Künstler bildet sich aus sich selber heraus; er wird Künstler, indem
er verschiedene Kunstwerke näher von Angesicht zu Angesicht kennen
lernt und sich in sie hinein versenkt; insofern würde ich es auch nicht
für überflüssig finden, wenn wir Gebilde aus der Mythologie der Grie-
chen und Römer, wenn sie nur wirkliche Kunstwerke sind, Öffentlich
vor Augen gestellt sehen. Wenn die Architektur Englands gerühmt
wird, so muss ich gestehen, dass in dieser Beziehung, und zwar ge-
rade in Beziehung auf die grossartig genannten Parlameutshäuser, noch
sehr viel zu wünschen übrig zu sein scheint. Nach Allem, was ich
gehört habe, ist es eine allgemeine Klage, dass man innerhalb der
Räume dieser Parlamentshäuser nichts versteht; es scheint mir viel
wichtiger, dass der nächste Zweck eines Gebäudes erreicht werde, als
nur ein entfernterer, und insofern als dieser Raum so ist, dass wir
uns gegenseitig verstehen können, tadle ich unsere Baumeister nicht,
dass sie ein so grossartiges Gebäude nicht hergestellt haben. Was
aber nicht ist, das kann noch werden. (Heiterkeit.)
Präsident: Der Abgeordn. Steinbeck hat das Wort.
Abgeordn. Steinbeck: Meine Herren! Der Herr Vorredner, wel-
cher sich über den Zustand der hiesigen Bauakademie ausführlich ver-
nehmen liess, hat, wenn ich ihn recht verstanden, zweierlei an dieser
Bauakademie getadelt, nämlich einmal, dass ihr Lehrplan zu weit um-
fassend und mitunter auf zwecklose, in den Plan einer Bauakademie
nicht gehörende Gegenstände gerichtet sei, und zweitens, dass diese
Bauakademie dahin strebe, den Baustyl zu verderben, indem es ihn an <
die Antike zu ketten suche.
Was den ersten Gegenstand anbetrifft, so enthalte ich mich dar-
über aller weiteren Bemerkungen nach dem, was von Seiten des Herrn
Ministers und Herrn Ministerial-Kommissars bereits berührt worden ist.
Liegen in dem Lehrplan der Bauakademie Fehler, so werden sie über
kurz oder lang erkannt und beseitigt werden. Dieses dürfen wir von
den Vorstehern dieser Akademie hoffen, und um so mehr, da sie als
bewährte Meister in ihrer Kunst längst erkannt sind.
Was aber den zweiten Punkt betrifft, so gäbe es allerdings, wenn
das Behauptete wahr wäre, ein trauriges Bild, denn wenn die Kunst
zurückschreitet, so schreitet auch das Volk zurück. Darum lohnt es
sich wohl, mit wenigen Worten diesen Gegenstand noch zu berühren.
Alle Kunst, besonders aber die bildende, was ist sie Anderes, als
der Spiegel des Geistes der Zeit und des Volkes, in dem diese Kunst
sich manifestirt? So war es überall. Die herrliche, grossartige Bau-
kunst des Mittelalters wird wohl heutzutage schwerlich von irgend Je-
mand verkannt werden, aber die Zeit ist vorüber, wo man eine Kirche
von Batalha, einen Dom von Cordova, die grossartige Westminster-
Abtei, die Kirche zu Notredame, den Dom zu Köln und so viele an-
dere herrliche Kunstwerke baute, die ewig ein Denkmal des Geistes,
der Zeit und der Völker bleiben werden, die sie erschufen. Darum
aber, weil die Zeit eine andere geworden und die Völker sich ver-
ändert haben, darum zurückgehen und das wieder erwecken zu wollen,
was einmal verschwunden ist, das ist eine vergebliche Mühe, denn die
Zeit hat sich noch niemals zurückstellen lassen, Die Völker schreiten
vorwärts und Niemand wird sie in ihrem Vorschreiten hindern, sei er,
wer er wolle, und brauche er Mittel, welche es immerhin seien. Darum
eben musste sich aus jenem alten Style ein neuer entwickeln, und das
war ein unglücklicher, in der dies zunächst geschah, die der verehrte
Redner nur sehr flüchtig berührt hat; es war der Styl der Renaissance,
die unter dem Papst Sixtus V. seinen Höhepunkt erreichte.
Wenn wir uns nach Berlin wenden, so finden wir in den Ge-
bäuden dieses Styls, welche von Bedeutung sind, schon in veredelten
reineren Formen, aus späterer Zeit, ihn in dem königlichen Schlosse.
Dieser Styl der Renaissance prägt hier den Geist jener Zeit und des
Volkes in ihr aus. Wenden wir uns nach den Provinzen unseres Staates,
so werden wir allerdings sehr herrliche Denkmäler der mittelalterlichen
Baukunst finden; so den Dom zu Tangermünde, den Dom zu Magde-
burg, viele Kirchen in Schlesien, die herrlichen Kirchen am Rhein gar
nicht erst zu erwähnen. Aber ich komme darauf zurück, der Geist,
den sie verkünden, ist entflohen, und wenn wir im Styl jener Zeit
bauen, so thun wir es bios, um zu zeigen, dass wir jenen Styl be-
griffen haben, und nur zu solchen Zwecken, denen dieser Styl be-
sonders entspricht. In neuerer Zeit ist man zur Antike zurückgekehrt,
nichts weil man aufgehört hat, christlich zu sein, sondern weil man
begonnen hat, zu begreifen, dass in diesem Styl etwas Höheres lieft,
als Heidnisches. Die Antike ist und bleibt — ich weiss sehr wohl,
dass diese Rednerbühne nicht der Platz ist, um zu demonstriren, auch
Prüfung zeigen, dass er ein Baumeister geworden ist; bei dieser Bau-
meister-Prüfung wird auf die verschiedenen Zweige, und bei solchen
sowohl auf die Griechische, als auf die Deutsche Kunst Rücksicht ge-
nommen. Auch glaube ich noch bemerken zu dürfen, dass auch unsere
Baumeister wohl gezeigt haben, dass sie mit der altdeutschen Kunst
vertraut sind, die Herstellung des grossen Denkmals des Mittelalters zu
Marienburg, dessen Herstellung wir unserem erhabenen Monarchen ver-
danken, ist durch Preussische Baumeister bewirkt; der Dom in Köln,
— ich glaube mich auf das Urlheil Aller, die ihn gesehen haben, be-
ziehen zu können — wird in demselben Sinne und gewiss in nicht
geringerer Vollendung hergestellt, als in dem dreizehnten Jahrhundert;
der jetzige Dom-Baumeister ist auch aus der Preussischen Bauakademie
hervorgegangen.
Es ist Veranlassung genommen, von den Bauwerken gerade die
altdeutschen oder die des Mittelalters besonders sorgfältig zu restau-
riren. Ich brauche nicht daran zu erinnern, dass durch die Gnade
des Königs besonders viele Bauwerke, Kirchen und Schlösser des Deut-
schen Baustyles, hergestellt sind, ich nenne nur den Dom und Kirche
in Magdeburg, Halberstadt, so wie in der Altmark. Die Herstellung
dieser Werke ist durchgängig von Meistern, die im Preussischen ge-
bildet, bewirkt, und sie haben dabei gezeigt, dass sie es verstehen.
Auch darf ich wohl daran erinnern, dass die Ausbildung der andern
Zweige des Baufaches dabei nicht zurückgeblieben ist. Unsere Eisen-
bahnen, die im Ganzen, abgesehen von dem Unterschied des Geld-
wertes, ausserordentlich viel billiger, als die Englischen gebaut sind,
bewähren sich in aller Beziehung, und sind durch Preussische Bau-
meister ausgeführt.
Die sehr massige Summe, die der Etat der Bauakademie als Zu-
schuss aus der Staatskasse fordert, ist gewiss schon vollkommen durch
die Notwendigkeit, tüchtige Baubeamte zu gewinnen, gerechtfertigt,
und wird es in dieser Beziehung einer weitern Erörterung nicht weiter
bedürfen.
Präsident: Meine Herren! Der Abgeordnete Reichensperger hat
bei der Position: „Zuschuss zu den Abgaben der Bauakademie 8560
Rthlr." uns einen Vortrag gehalten, in dem er seine Ansichten über
die Yorzüglichkeit des mittelalterlichen Baustyls vor dem, der, wie er
angiebtj jetzt gäng und gäbe ist, auseinandersetzt. Ich glaube, dass
dieser Gegenstand nicht zur Tagesordnung gehört, da er nicht zum
Austrag gebracht werden kann. Es haben sich aber noch mehrere
Redner gemeldet, und da der Abgeordnete Reichensperger so ausführ-
lich das Wort gehabt hat, so glaube ich es, auch den andern Herren
nicht nehmen zu dürfen.
■ Der Abgeordnete Ohm hat das Wort.
Abgeordn. Ohm: Meine Herren ! Der Herr Minister, wie auch der
Herr Ministerial-Kommissar, haben beinahe schon alles dasjenige ge-
sagt, was ich dem Herrn Vorredner erwiedern wollte. Ich habe daher
nur noch wenige Worte hinzuzufügen.
Erstens muss ich es bedauern, dass der Herr Vorredner durch das
Brandenburger Thor hineingegangen ist und nicht zum Leipziger. Wenn
er zum Leipziger Thor hineingegangen wäre, so würde er auf die Pe-
trikirche gestossen sein, welche nach dem Urtheile aller Sachkenner
für eines der grössten Bauwerke der Neuzeit angesehen wird, und
zwar gerade in dem Styl, welchen der Herr Vorredner besonders em-
pfiehlt. Eine Bauschule, oder, wie sie hier genannt ist, eine Bauaka-
demie hat offenbar zweierlei Zwecke. Sie hat erstens zu bilden für
die schöne Baukunst, sie hat zweitens zu bilden für die bürgerliche
Baukunst. Ich glaube, dass unsere allgemeine Bauschule — diesen
Titel hatte sie vom Jahre 1830 ab — vorzugsweise berufen gewesen
ist, um für die bürgerliche Baukunst zu bilden; in der Voraussetzung
jedoch, dass die übrigen Mittel, welche Berlin bietet, namentlich die
Kunstakademie, und dann auch die dahinzielenden Vorträge der Bau-
schule geeignet sein dürften, auch dasjenige zu leisten, was man für
die schöne Baukunst zunächst wünschen muss. Es ist bekannt, dass
der Künstler durch Unterricht überhaupt nicht gebildet wird; der
Künstler muss geboren werden. Der Unterricht kann nur dazu bei-
tragen, ihm dasjenige zu geben, was ihm die Geburt nicht giebt. Ein
Künstler bildet sich aus sich selber heraus; er wird Künstler, indem
er verschiedene Kunstwerke näher von Angesicht zu Angesicht kennen
lernt und sich in sie hinein versenkt; insofern würde ich es auch nicht
für überflüssig finden, wenn wir Gebilde aus der Mythologie der Grie-
chen und Römer, wenn sie nur wirkliche Kunstwerke sind, Öffentlich
vor Augen gestellt sehen. Wenn die Architektur Englands gerühmt
wird, so muss ich gestehen, dass in dieser Beziehung, und zwar ge-
rade in Beziehung auf die grossartig genannten Parlameutshäuser, noch
sehr viel zu wünschen übrig zu sein scheint. Nach Allem, was ich
gehört habe, ist es eine allgemeine Klage, dass man innerhalb der
Räume dieser Parlamentshäuser nichts versteht; es scheint mir viel
wichtiger, dass der nächste Zweck eines Gebäudes erreicht werde, als
nur ein entfernterer, und insofern als dieser Raum so ist, dass wir
uns gegenseitig verstehen können, tadle ich unsere Baumeister nicht,
dass sie ein so grossartiges Gebäude nicht hergestellt haben. Was
aber nicht ist, das kann noch werden. (Heiterkeit.)
Präsident: Der Abgeordn. Steinbeck hat das Wort.
Abgeordn. Steinbeck: Meine Herren! Der Herr Vorredner, wel-
cher sich über den Zustand der hiesigen Bauakademie ausführlich ver-
nehmen liess, hat, wenn ich ihn recht verstanden, zweierlei an dieser
Bauakademie getadelt, nämlich einmal, dass ihr Lehrplan zu weit um-
fassend und mitunter auf zwecklose, in den Plan einer Bauakademie
nicht gehörende Gegenstände gerichtet sei, und zweitens, dass diese
Bauakademie dahin strebe, den Baustyl zu verderben, indem es ihn an <
die Antike zu ketten suche.
Was den ersten Gegenstand anbetrifft, so enthalte ich mich dar-
über aller weiteren Bemerkungen nach dem, was von Seiten des Herrn
Ministers und Herrn Ministerial-Kommissars bereits berührt worden ist.
Liegen in dem Lehrplan der Bauakademie Fehler, so werden sie über
kurz oder lang erkannt und beseitigt werden. Dieses dürfen wir von
den Vorstehern dieser Akademie hoffen, und um so mehr, da sie als
bewährte Meister in ihrer Kunst längst erkannt sind.
Was aber den zweiten Punkt betrifft, so gäbe es allerdings, wenn
das Behauptete wahr wäre, ein trauriges Bild, denn wenn die Kunst
zurückschreitet, so schreitet auch das Volk zurück. Darum lohnt es
sich wohl, mit wenigen Worten diesen Gegenstand noch zu berühren.
Alle Kunst, besonders aber die bildende, was ist sie Anderes, als
der Spiegel des Geistes der Zeit und des Volkes, in dem diese Kunst
sich manifestirt? So war es überall. Die herrliche, grossartige Bau-
kunst des Mittelalters wird wohl heutzutage schwerlich von irgend Je-
mand verkannt werden, aber die Zeit ist vorüber, wo man eine Kirche
von Batalha, einen Dom von Cordova, die grossartige Westminster-
Abtei, die Kirche zu Notredame, den Dom zu Köln und so viele an-
dere herrliche Kunstwerke baute, die ewig ein Denkmal des Geistes,
der Zeit und der Völker bleiben werden, die sie erschufen. Darum
aber, weil die Zeit eine andere geworden und die Völker sich ver-
ändert haben, darum zurückgehen und das wieder erwecken zu wollen,
was einmal verschwunden ist, das ist eine vergebliche Mühe, denn die
Zeit hat sich noch niemals zurückstellen lassen, Die Völker schreiten
vorwärts und Niemand wird sie in ihrem Vorschreiten hindern, sei er,
wer er wolle, und brauche er Mittel, welche es immerhin seien. Darum
eben musste sich aus jenem alten Style ein neuer entwickeln, und das
war ein unglücklicher, in der dies zunächst geschah, die der verehrte
Redner nur sehr flüchtig berührt hat; es war der Styl der Renaissance,
die unter dem Papst Sixtus V. seinen Höhepunkt erreichte.
Wenn wir uns nach Berlin wenden, so finden wir in den Ge-
bäuden dieses Styls, welche von Bedeutung sind, schon in veredelten
reineren Formen, aus späterer Zeit, ihn in dem königlichen Schlosse.
Dieser Styl der Renaissance prägt hier den Geist jener Zeit und des
Volkes in ihr aus. Wenden wir uns nach den Provinzen unseres Staates,
so werden wir allerdings sehr herrliche Denkmäler der mittelalterlichen
Baukunst finden; so den Dom zu Tangermünde, den Dom zu Magde-
burg, viele Kirchen in Schlesien, die herrlichen Kirchen am Rhein gar
nicht erst zu erwähnen. Aber ich komme darauf zurück, der Geist,
den sie verkünden, ist entflohen, und wenn wir im Styl jener Zeit
bauen, so thun wir es bios, um zu zeigen, dass wir jenen Styl be-
griffen haben, und nur zu solchen Zwecken, denen dieser Styl be-
sonders entspricht. In neuerer Zeit ist man zur Antike zurückgekehrt,
nichts weil man aufgehört hat, christlich zu sein, sondern weil man
begonnen hat, zu begreifen, dass in diesem Styl etwas Höheres lieft,
als Heidnisches. Die Antike ist und bleibt — ich weiss sehr wohl,
dass diese Rednerbühne nicht der Platz ist, um zu demonstriren, auch