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Eggers, Friedrich [Hrsg.]
Deutsches Kunstblatt <Stuttgart>: Zeitschrift für bildende Kunst, Baukunst und Kunsthandwerk ; Organ der deutschen Kunstvereine &. &. — 7.1856

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https://doi.org/10.11588/diglit.1200#0158
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149

Die hiesige Böhmische Kirche, ein einfacher Kuppelbau und im Innern bis-
her ohne irgend welchen künstlerischen Schmuck, hat Lei ihrer neulichen Reno-
vation durch den Baurath Prüfer von der Hand des Historienmalers G. F.
Bolte eine ansprechende Zierde erhalten. Auf den vier Hauptfeldern der Kuppel,
welche durch braun in braun gemalte Ornamentrippen von einander getrennt
werden, erblickt man, ebenfalls braun in braun auSgeführt, die Gestalten der vier
Evangelisten mit ihren Attributen neben sich und mit ihrer heiligen Arbeit be-
schäftigt. Die Figuren nehmen sich gut auf dem blauen Grunde aus, mit wel-
chem die Felder überlegt sind, und der sich nach oben hinaus gegen die Rosette
hin immer lichter bis in's Gelbliche abtönt. Den Abschluß bildet daun ein Kranz
von Engelsköpfen, in deren Mitte die Taube des heiligen Geistes schwebt und
den Kronleuchter zu halten scheint, der von da in die Kirche herabhängt. Das
Ganze macht einen heitern und freundlichen Eindruck. Es ist hier von keiner
prächtigen und großartigen Ausmalung die Rede, wozu auch die Kürze der Zeit
und der fast gänzliche Mangel der Mittel nicht dienten, aber es zeigt, was trotz
dieser Mängel Gemüthvolles gemacht werden kann, wenn Jemand mit ganzer
Seele dabei ist.

§ j^djlUCrilt, Im April. Friedrich Ka ulbach vollendete bisher ein
lebensgroßes Bild der Großherzogin Auguste, ein Portrait der Herzogin Louise,

(Kniestück) der verwittweten Großherzogiu Alexandrine, der Vollendung nahe ist.
Das zuerst genannte Bild, wegen dessen Kantbach eigentlich berufen wurde, ist
jetzt auf der Großh. Gemäldegallerie ausgestellt, und findet ausgezeichneten Bei-
fall. Mit Recht; denn es handelt sich hier nicht nur um Portr'aitähnlichkeit im
gewöhnlichen Verstände, nicht nur ist hier ein liebenswürdiger Moment aus dem
Leben der dargestellten Persönlichkeit, sondern es ist hier zugleich eine charakteristi-
sche Auffassung des glücklichen Gedankens, der in dieser Persönlichkeit vom künst-
lerischen Auge verkörpert erkannt wird, und es kommt noch hinzu, daß Umgebung in
Farbe und Ton ein Ganzes mit dem Ausdruck bilden, der hier als der charakteristische
bezeichnet werden muß. So macht das Bild einen harmonischen Eindruck. Die
Ausgabe ist nicht allein erreicht, sie ist auch, unter beschränkenden Bedingungen
erreicht, die dem Künstler durch äußere Umstände auferlegt wurden. Solche, von
vorn herein gestellten Bedingungen greifen bei allem Anschein ihrer Aeußerlich-
keit oft tief in das Wesen des Ganzen ein, und cs wird durch sie die ganze Auf-
- gäbe des Bildes mehr, als es scheinen sollte, bestimmt. Das Gemälde sollte
nämlich zunächst ein Gegenstück zu dem lebensgroßen Bilde des Großherzogs sein,
welches der Prof. Krüger vor einigen Jahren malte, und welches den Groß-
herzog in voller Uniform und mit dem Ordensbande des schwarzen Adlerordens
unter freiem Himmel darstellt; und doch sollte die Großherzogiu im vollen
Schmuck und mit der Krone gemalt werden. Durch diese Bedingungen war
die künstlerische Ausgabe wesentlich beschränkt und gebunden, durch sie war der
Hauptausdruck des Bildes bestimmt, der nun nur dem Ort, der Zeit, der Per-
sönlichkeit, anzupaffen und in harmonische Uebereinstimmnng mit den Wirkungen
" des Lichts und der Farbe zu bringen war. So ist es geschehen. Der Gesichts-
ausdruck mußte in ernster feierlicher Haltung erscheinen und dabei doch die
charakteristische Milde der Mienen und die große eigeuthümlich e Tiefe des Auges,
wie die beredte Haltung des Mundes, der sich zu mildem und ernstem Wort
öffnen zu wollen scheint, nicht aufgeben. Damit war der Hauptgedanke des
Bildes bestimmt, das dann in seinen Umgebungen nur einen Spiegel dieses in-
nern-Wesens zu finden-hatte, um den Beschauer nicht aus der beabsichtigten
Stimmung herauszureißen. Aber auch diese Umgebung wurde durch die andere
oben erwähnte Beschränkung bestimmt. Sollte das Bild ein Gegenstück zu dem
Krüger'schen werden, so war es doch nicht möglich, die Frau Großherzogin mit
Krone und Fürstenschmuck ohne Weiteres unter freien Himmel zu stellen, wie das
beim Großherzog von Krüger geschehen konnte. Der Künstler brachte also da-
durch die gewünschte Uebereinstimmnng unter den beiden Bildern hervor, daß
er die Großherzogin aus einer offenen Halle auf einen balkouartigen Raum tre-
ten ließ, ohne Baum und Himmel aufzugeben, die nun hier, wie in jenem Bilde,
den Hintergrund des Ganzen bildeten, hier mit der Zuthat einigen architektoni-
schen Schmucks, namentlich einer hohen Säule, an welche sich das frische Grün
aus der Tiefe aufstrebender Bäume anschließt. Gegen den feierlichen Ausdruck
des Ganzen hätte es nun verstoßen, die mit einem weiß- und silbergestickten
Kleide, um welches sich der Hermelingefutterte Fürstenmantel, von der linken Hand
erhoben, anlegt, geschmückte Fürstin aus einem dunkeln Hintergründe zu kraß her-,
vertreten zu lassen, während diese zu grelle Wirkung des Lichteffekts zugleich auch
dem von dunklem Haar umgebenen Kopf, als dem Hanptkllnder des Gegenstandes,
seine Wirkung geschwächt hatte.- Das ganze Bild ist demnach ziemlich hell ge-
halten, und nur nach oben zu giebt ein immer noch saftiger Baumschatten dem
Ganzen sein lichtes Dach. Die Haltung ist die der augenblicklichen Ruhe wäh-
rend des Hinausschreitens, als wollte die hohe Frau aus dem beengenden Kreise
des Ceremoniells für einen Augenblick flüchten und sich selbst überlassen sein, —
die rechte Hand liegt mit den Fingerspitzen auf der Balkoybrüstnng, während sie
sonst noch erhoben die lässige Stütze sucht, die der Vorschreitenden angemessen

erscheint. Das hellste Licht fällt auf die Fürstin selbst, während die Ferne ver-
schwimmt und der innere Gang der Halle der Tiefe des Bildes die Ausdehnung
verleiht, durch welche die Figur, namentlich in einiger Ferne gesehen, ganz mei-
sterhaft aus dem Bilde hervortritt. Dabei der ruhig klare Blick mit seiner außer-
-ordentlichen Tiefe des Ausdrucks, die Innigkeit und Freundlichkeit der Miene, —
und die Erhabenheit des Ausdrucks, die dem Ganzen die beabsichtigte Würde
verleiht, — so giebt dies vortreffliche Bild uns in Allem einen hohen Begriff
von der Tüchtigkeit und Gediegenheit, die den Künstler in dieser Richtung seiner
Kunst ausgeichneu.

Kaulbach, der auf kurze Zeit nach München gegangen ist, wird zur Vol-
lendung der übrigen Arbeiten bald wieder hierher znrückkehren und dann an den
Hof von Hannover gehen, um Ihre Majestät die Königin zu malen.

W. April. Der Haupt-Ingenieur des Wasserstandes,

F. W. Conrad, Präsident der Kommission für die Kanalisation- der Landenge von
Suez, ist durch den Unterkönig Said-Pascha zu seinem Spezial-Bevollmächtigten
ernannt worden, um in den folgenden Sitzungen jener Kommission zu Paris
das Interesse Aegyptens zu beherzigen.

Kniistvernnr.

Die Kunstausstellung zu Bremen im Jahre 1836.

In der Mitte des Februar nahmen unsere kleinen winterlichen Ausstellun-
gen bereits ein Ende, um die Wände und Kabinete der Kunsthalle der großen
Vereinsausstellung einznräunien, deren Beginn, wie Sie wissen, auf den 1. März
anberaumt war. Der- Zufluß von Gemälden ans allen Theilen Deutschlands
und den Niederlanden war in den letzten Tagen zuvor so stark, daß es fast
schien, als ob die Arbeit des Auspackens, Katalogisirens, Aufhängens u. s. w.
sich über den Termin hinaus erstrecken würde. Dies mußte aber um so mehr
vermieden werden, da jeder Aufschub des Anfanges ein unwiderbringlicher-Ver-
lust an.Ausstellungstagen ist; denn unsere Nachfolgerin Hamburg läßt sich eben-
falls mit Recht von der festgesetzten Ausstellnngszeit Nichts abzieheu. Und es
gelang der unausgesetzten Thätigkeit unseres Conservators, keine Verzögerung
eintreten zu lassen und uns am 1. März durch einen Reichthum an Bildern zn
überraschen, wie wir. ihn hier noch nie erblickten, und wie er auch über das ge-
wöhnliche Maaß von Vereinsausstellungen hinansgeht. Ter Katalog zählte mit
seinem bald nach der Eröffnung hinzugekommenen Nachtrage 800 Nummern,
unter denen sich kaum mehr als ein Dutzend Nicht-Oelbilder befanden. Es war
aber nicht bloß ein numerischer Reichthum, sondern auch eine Fülle von theils
trefflichen, theils wirklich guten Werken ans allen Zweigen der Malerei und aus
den vorzüglichsten -Kunststädten Deutschlands und. der Niederlande vorhanden,
wie sie mir in einer Vereinsansstellnnz noch nicht vorgekommen ist. Düssel-
dorf hatte zwar der Zahl nach die meisten Künstler gestellt, nämlich 98, aber
München kam ihm mit 91 doch fast gleich/ Berlin hatte 4-1 und das übrige
Deutschland 88 Maler gestellt, während außerdem Holland mit 73, Belgien
mit 36, Frankreich mit 27, endlich auch Kopenhagen und Rom mit je
3 Malern vertreten waren.

Die Gründe dieser, trotz der wiederum fast gleichzeitigen Ausstellung in dem
nahen Hannover, so starken Zusendungen liegen keineswegs in einer etwaigen
Vermehrung oder Verstärkung der Einladungen, die in ganz gewöhnlicher Weise
erfolgt waren, sondern wohl zumeist in dem Rufe, welchen sich Bremen durch
seine zahlreichen Ankäufe und vorzugsweise durch die der letzten Ausstellung im
Jahre 1854 in der Künstlerwelt erworben hat; vielleicht aber auch in einer
allgemein bemerkbaren Ueberfüüung des „Bildermarktes", wenn ich mich dieses
auch außerhalb unserer Handelsstadt leider adoptirteu Ausdrucks bedienen darf.
Und doch möchte ich es keineswegs eine Ueberfüllnng nennen, weil man näm-
lich hier und auch anderswo die Erfahrung gemacht hat, daß mit der zunehmen-
den Zahl der für den Privatmann sich eignenden, wirklich guten Oelbilder, welche
den Namen von Kunstwerken verdienen, auch die Zahl der Liebhaber und Käufer
zngenommen hat. Jedenfalls kann ich die Versicherung geben, daß nicht allein
das Interesse des Publikums, sondern auch das Verständnis; unter einem
großen Theile desselben, sei's in-Folge der nun schon zum zehnten Male wieder-
gekehrten Ausstellung, sei's in Folge vielfacher Wanderungen durch die größeren
Galerien Deutschlands, Frankreichs und Italiens, in einer höchst erfreulichen
Weise zugenommen hat. Wie also der Grund dieser reichen Zusendungen locken-
der Art gewesen sein mag, so erwies sich auch die Folge dieses Grundes im Laufe
des Ausstellnngsmonats in doppelter Beziehung als eine immer lockendere. Denn
erstlich war der Besuch und die Theilnahme des Publikums so groß, wie wir es
kaum je zuvor erlebt hatten, was sich daher auch als eine erwünschte Entschädi-
gung für die durch vermehrte Transporte erhöhten Kosten erwies; zweitens wa-
ren die Ankäufe, sowohl die zur Verloosung, als auch die für den Privatbesitz
 
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