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Eggers, Friedrich [Hrsg.]
Deutsches Kunstblatt <Stuttgart>: Zeitschrift für bildende Kunst, Baukunst und Kunsthandwerk ; Organ der deutschen Kunstvereine &. &. — 8.1857

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https://doi.org/10.11588/diglit.1201#0331
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Deutsche!'

str bildende Kunst, Baukunst und

Kunstgtwcrbt.

L r o a n

der Kunstvereine von

Dcutschlalld.

Unrer Mitwirkung von

Kugler in Berlin — Passavant in Frankfurt — Waagen in Berlin — Wiegmann in Düsseldorf — Schnaase

in Berlin — Förster in München — Eitelberger v. Edelberg in Wien. ^

' Rrdigirt turn /. CggM in Mrlin.

Die Ausstellung historischer Curtons in Meiningen.

ui.

Die Madonna di Loreto..

. Meiningen, Anfang August 1857.

Wie in den vorigen Berichten über die hiesige Carton-Ausstel-
lung bereits erwähnt wurde, schmückt ctfö. eilte für Kunstfreunde ge-
wiß höchst anziehende Zugabe zu dieser Ausstellung das Cabiuet II.
Das Urbild der „Madonna di Loreto", gemalt von Rafael Santi
d'Urbino. Es läßt sich vorausseheu, daß dieses Bild, ja schon die
Kunde von dessen Vorhandensein in der Kunstwelt Aufsehen machen,
Zweifel erregen, Versuche der Widerlegung seiner Aechtheit Hervor-
rufen, und die gerechtfertigte Frage nach seinem Woher? nach seiner
Geschichte und seinen Schicksalen laut , werden lassen muß. Die alte
Frage: „Was kann von. Nazareth Gutes kommen?" wird in der
neuen ein Echo finden: „Wie kann ein achter Rafael nach Meinin-
gen kommen?" Daher wird am geeignetsten erscheinen, so zeitig als
möglich durch treue Darlegung des ganzen Sachverhältnisses zu ver-
suchen, dem Zweifel zu begegnen, dadurch des Bildes Aechtheit, so
viel dies möglich ist, zu begründen, und im Uebrigen .das Bild für
sich selbst sprechen zu lassen.

Aus der Kunstgeschichte — es wird genügen, statt aller ande-
ren Werke, sich auf das bedeutendste: „Rafael von. Urbino und sein
Vater .Giovanni Santi, von I.. D. .Passavant, 2 Theile, mit
14 Abbildungen im.Kupferstich (von L. Grüner in Rom) und Li-
thographie, Leipzig 1839, gr. 8. nebst Kupferheft in Großfolio," zu
-stützen und zu berufen — ist.bekannt, daß Rafael während der drei
ersten Jahre seines Aufenthaltes, in Rom (1.508—1511) auch-Staffe-
leigemälde ausgeführt. Unter diesen war das einer heiligen Familie,
'Knieststck-, .ursprünglich gemalt -für die vom Papst Sixtus IV. er-
baute Kirche Santa Maria del Popolo. Der berühmte Maler und

VIII. Jahrgang.

Kupferstecher Joachim von Sandrart auf Stockau sah noch neben
dem Bildnisse Papst Julius II., ebenfalls von Rafael, im Jahre
1575 dieses Gemälde, und beschreibt es sammt dem erwähnten in
seiner schlichten Weise mit folgenden Worten: „Beh S. Maria del
Popolo .stehet, man, von seiner Hand , des Papstes Contrafät mit Oel-
farben, welches so ähnlich solle gewesen sein, daß' man sich dafür,
entsetzet hätte: Dabeh stehet man noch ein Gemäht, wie die Jung-
frau Maria das Christkindlein mit einem dünnen Tuch zudecket, beh
welcher Joseph in eines alten ehrlichen Mannes Gestalt stehet, und
sich auf einen Stab lehnet, und werden diese zweh Stücke so hoch
gehalten, daß sie nur an hohen Festtagen gezeiget werden."

-Daraus aber verschwand das Gemälde aus der Kirche und kam
in Privathände, nachdem dasselbe, so lange es noch in S. Maria
del Popolo sich befand, mehrfach copirt. worden war. Zwei dieser
alten Copieen erwähnte bereits Vasari, die sich, zu feiner Zeit in
Florenz befanden und den Meister Bastiano di San Gallo zum
Urheber hatten. Eine dritte Copie befand sich im Kloster zu
Sassoferrato, und'trug vorzugsweise den Namen „Madonna di Sassofer-
rato", nicht zu verwechseln mit den zahlreich vorhandenen Madonnen
als Einzelbrustbilder, Welche der ^61^130 £D^e|ftevß Sodann

Baptist Salvi, genannt Sassoferrato (nach feinem Geburtsort
in der Delegation Ancona), schuf, und welche in der.Kunstwelt eben-
falls, nach seinem Beinamen benannt werd.em . Diese. Copie kam in
die.Galerie der Brera zu Mailand und ist^von .großer.Schönheit.
Schreiber dieses hat. sie. selbst dort gesehen.

In Rom kannte man zwei'Copieen;. eine gute, in der. vorma-
ligen Galerie .des Cardinal Fesch, von einem Schüler Rafaels, viel-
leicht von Francesco Penn.i, und eine mittelmäßige auf dem
Capitol im Zimmer der Conservatoren. Eine dritte daselbst, welche
Passavant unbekannt geblieben .ist, befindet sich in der Gallerie des
Direktors des Leihhauses auf dem Monte, del Pieta, Hrn. Campana,

36

Jahrg.VIII. M 36.

Man abonnirt. in Berlin bei Heinrich Schindler, Köpnickerstraße Nr. 92,

in London bei Williams u. Norgate, in Copenhagen bei C. A. Reitzel,

„ Paris bei K. Klincksieck, „ Brüssel bei C. Muquardl,

„ Petersburg bei Eggers u. Co., „ New-York bei Wcsterinann u. Co.,

„ Stockholm bei Bonnier, - „ Nom bei I. Spithöver,

so wie in allen Buchhandlungen und Postämtern des In- und Auslandes für den vierteljährlichen

Preis von 1 Thlr. 20 Sgr. incl. aller Beilagen.

3. September 1837.

Inhalt: Die Carton-Ausstellung in Meiningen.- III. Die Madonna di Loreto. A. — Die Ausstellung der v. Minutoli'schen Vorbildersammlung zu Liegnitz.
(Schluß.) — Zeitung. Berlin. Stuttgart. Worms. Salzburg. Prag. Brüssel. London. Paris. — Kunjtvlreine. Die Einweihung der Kunsthalle zu
Kiel. — Einladung zur dritten Hauptversammlung der Verbindung deutscher Kunstvereine für historische Kunst.

Literatur-Blatt Nr. 18. Noblesse oblige. Roman in 3 Bänden. Von Karl v. Holtei. — Agnes Bernauer. Gedichte von Katharina Diez.
— Des Hirsches Flucht. Aus dem Dänischen des Christian Winther von Rpno Quehl. — Die Geschichte der Schillerstiftung von Julius Hammer.
 
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