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Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten — 4.1899

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Paul Bürck
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https://doi.org/10.11588/diglit.6387#0063
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Paul Bürck.

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AUCH • ALLTÄGLICHES
WILL • NICHT • VERGESSEN .
SEIN, • D'RUM • SCHREIB'S
IN • DIESE • BLÄTTER ■ EIN.

Volksliedern her wissen: »Es ritten drei
Reiter zum Thor hinaus« . . . und »Muss i
denn, muss i denn zum Städtli hinaus« . . .
Bürck fasst es auch volksliedmässig, kräftig
und warm, nicht fein und fast allzuseelisch
Wie der nordische Zeichner alter Lieder, wie
Vogeler, der zarte, anmuthige Minnesänger.
Der herbe Duft des feuchten Waldes und
der Moose, der rauhe Geruch der durch-
furchten Schollen, ernste Wolkenzüge vor
der kühlen Luft, die Farben des Herbstes
und der fruchtbare Hauch des kalten Früh-
lings der Hochebene: das ist das Land seiner
Träume und seiner Funde. Er kennzeichnet
sich selbst nach dieser Seite, indem er zu
seinem Bücherzeichen den einsamen, trauern-
den Baum auf stummer, düsterer Höhe wählt.
Es ist wahrhaftig keine geringe Sache, wenn
uns ein so junger Künstler schon so feste
Züge erkennen lässt, und dies um so mehr,
als sich darin ein heimathliches, reiches Ge-
fühl ausspricht, eine Weise mit der Natur
zu verkehren, die nicht so leicht zur Manier
abirren kann, weil sie angeboren ist.

Mit dieser Melancholie vereinigt Bürck
einen gesunden Humor zu jener sonderlich
germanischen Gemüths-Art, die so häufig
als Träger unseres Kunstschaffens erscheint.

Paul Wilhelm Bürck ist geboren zu
St rassburg am 3. September 1878. Er ver-
lebte seine Kindheit theils in Strassburg, theils
m Konstanz, theils in München, wo er auch
bei einem Dekorationsmaler seine erste künst-
lerische Ausbildung empfing. Er half sich,
nachdem er mit den üblichen Gesellenstücken
seine Lehrzeit abgeschlossen, im Wesentlichen
selbst weiter, indem er namentlich die alten
Meister mit glühendem Eifer studirte. Die
deutsche Gewerbekunst wird der weiteren Ent-
^ickelung dieses jungen Künstlers, den wir
im vorliegenden Hefte »entdecken«, mit
freudiger Theilnahme folgen können und
müssen. Paul Bürck hat inzwischen einem
v°r Kurzem an ihn ergangenen ehrenvollen
Rufe Folge geleistet und dürfte, wenn
dieses Heft erscheint, bereits als Mitglied
der von S. K. H. dem Grossherzog Ernst
Ludwig von Hessen begründeten -»Künstler-
Kolonie«- nach Darmstadt übergesiedelt sein.
Ueber diese Künstler - Kolonie, welche in

PAUL BÜRCK—MÜNCHEN. Titel-Umrahmung.

Darmstadt unter dem Schutze des kunst-
sinnigen Fürsten eine beträchtliche Anzahl
unserer tüchtigsten gewerblichen und de-
korativen Künstler und namentlich auch
jüngerer Talente vereinigen wird, sollen
in Kürze weitere Mittheilungen in diesen
Heften folgen.
 
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