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Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten — 4.1899

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Paul Bürck
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https://doi.org/10.11588/diglit.6387#0062
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342

Paul Bürck.

Paul bürck—münchen. Buch-Schmuck.

Studien und in der verständnissvollen Fort-
bildung der ihm gewordenen Anregungen
und Vorbilder. Er ist ein aussergewöhnlich

»brauchbarer« Künstler, wenn dieser Aus-
druck erlaubt erscheint. Er findet sich mit
grosser Gewandheit zurecht in der Zweck-
bestimmung und im Materiale, so dass er,
trotz seiner entschieden malerischen Be-
gabung, der angewandten Kunst von Natur
aus zugehört. Sein Schaffen ist stets mit
einem Tropfen gewerblichen Oeles gesalbt.
Auch in der eiligsten Skizze gibt er immer
eine Anleitung, wie er sich die Anwendung
denkt, und das lässt Tüchtiges von ihm
hoffen, wenn er erst ganz in der Praxis
stehen wird.

Wir zeigen mit Absicht eine so grosse
Zahl farbiger Drucke nach seinen Entwürfen.
In der Farbe ist sein Wollen schon am
deutlichsten. Seine Vereinfachungen haben
einen ganz seltsam poetischen Reiz, nicht
minder die überaus reiche Skala seiner vollen
und seiner matten Töne. Es verdient auch
beachtet zu werden, wie er aus den Linien
und Farben der heimathlichen Landschaft
dekorative Akkorde herausliest und zu
schmückender Vereinfachung ausgestaltet.
Er bleibt nicht bei kleinlicher Realistik und
ängstlicher Nachkritzelung der Einzelheiten
und Zufälligkeiten, sondern geht auf prägnante
Linien und wirkungsvolle, gross gedachte
Flächen. Auch wenn er sich sichtlich noch
so innig in das von der Natur dargebotene
Bild »verliebt«, bleibt doch sein künstlerisches
Gewissen wach und bewahrt ihn vor einer
unschöpferischen Naturalistik. Mag mancher
auch einwenden, dass Bürck von der eigent-
lich ornamentalen Gestaltung gewöhnlich noch
ziemlich weit entfernt bleibt, so muss doch
betont werden, dass er auf durchaus künst-
lerische und vernünftige Weise in steter
Fühlung mit der Natur zum Stile hinstrebt.

Er hat seine eigene Poesie, er ist ein
Melancholiker, der aus den Natur-Ausschnitten
die Moll-Skalen hervorklingen lässt: seine
Bäume trauern, seine Flüsse gehn still und
geheimnissvoll als käme hinter der nächsten
Biegung ein schwarzes Schiff mit einem
Sarge, seine Hütten scheinen von den müden
Menschen zu zeugen, die sie bewohnen und
von ihrem Herzeleid. Die Städtchen und
Weiler liegen in den Tiefen, ruhig, weh-
müthig, so wie wir es von unseren alten
 
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