DOI article:
Merk, Valentin: Badisches Kunstgewerbe
DOI Page / Citation link: https://doi.org/10.11588/diglit.6387#0170
Bapisches Kunst-geVerbe.
i badische
Kunst - Ge-
werbe hat
seit einem
Menschenalter einen
merkwürdigen Auf-
schwung genommen.
Wohl ragten schon
vorher die beiden
grossen Industrien,
die Pforzheimer Gold-
waarenfabrikation und die Schwarzwälder
Uhrenindustrie, bedeutungsvoll aus der
gesammten kunstgewerblichen Thätigkeit
des Landes hervor und ihre Erzeugnisse
wanderten in alle Länder und Welttheile.
Während aber die eine in ihren Vorbildern
vom Auslande abhängig war, huldigte
die andere einem mehr oder weniger rohen
Naturalismus. In beiden Beziehungen ist
eine auffallende Wandlung eingetreten und
daher bieten auch diese Weltindustrien ein
viel glänzenderes Bild, als in den sech-
ziger Jahren. Abgesehen davon, dass beide
bedeutend an Umfang zugenommen haben,
sind sie auch selbständig, ihre Werke durch-
weg künstlerischer, gediegener geworden.
Noch viel grösser ist der Fortschritt auf den
übrigen kunstgewerblichen Gebieten, die
ehemals kaum nennenswerthe Leistungen
aufzuweisen hatten. Er hängt innig zusammen
mit der Errichtung und der raschen Ent-
wickelung der Kunstgewerbeschule in Karls-
ruhe, welche die für das Gedeihen des Kunst-
gewerbes nöthigen Hilfskräfte heranbildete
und ausser durch ihre zahlreichen Schüler
auch dadurch auf das heimische Kunstschaffen
befruchtend und anregend einwirkte, dass
sie die zerstreuten Kräfte in einen Kunst-
gewerbeverein sammelte und im Kunst-
gewerbemuseum eine Sammlung muster-
giltiger heimischer und fremder Erzeugnisse
anlegte. Noch besonders gefördert wurde
dann die Pforzheimer Industrie durch Errich-
tung einer Kunstgewerbeschule für Metall-
arbeiter in genannter Stadt, während der
Schwarzwälder Uhrenfabrikation durch eine
in Furtwangen in's Leben gerufene Uhr-
macherschule und eine Schnitzereischule die
nöthigen Grundlagen für grössere Leistungs-
fähigkeit in technischer und künstlerischer
Beziehung geschaffen wurden. Zur rechten
Zeit griffen die massgebenden Faktoren,
ein kunstsinniger Fürst, eine weise -Regie-
9. x. 1.
i badische
Kunst - Ge-
werbe hat
seit einem
Menschenalter einen
merkwürdigen Auf-
schwung genommen.
Wohl ragten schon
vorher die beiden
grossen Industrien,
die Pforzheimer Gold-
waarenfabrikation und die Schwarzwälder
Uhrenindustrie, bedeutungsvoll aus der
gesammten kunstgewerblichen Thätigkeit
des Landes hervor und ihre Erzeugnisse
wanderten in alle Länder und Welttheile.
Während aber die eine in ihren Vorbildern
vom Auslande abhängig war, huldigte
die andere einem mehr oder weniger rohen
Naturalismus. In beiden Beziehungen ist
eine auffallende Wandlung eingetreten und
daher bieten auch diese Weltindustrien ein
viel glänzenderes Bild, als in den sech-
ziger Jahren. Abgesehen davon, dass beide
bedeutend an Umfang zugenommen haben,
sind sie auch selbständig, ihre Werke durch-
weg künstlerischer, gediegener geworden.
Noch viel grösser ist der Fortschritt auf den
übrigen kunstgewerblichen Gebieten, die
ehemals kaum nennenswerthe Leistungen
aufzuweisen hatten. Er hängt innig zusammen
mit der Errichtung und der raschen Ent-
wickelung der Kunstgewerbeschule in Karls-
ruhe, welche die für das Gedeihen des Kunst-
gewerbes nöthigen Hilfskräfte heranbildete
und ausser durch ihre zahlreichen Schüler
auch dadurch auf das heimische Kunstschaffen
befruchtend und anregend einwirkte, dass
sie die zerstreuten Kräfte in einen Kunst-
gewerbeverein sammelte und im Kunst-
gewerbemuseum eine Sammlung muster-
giltiger heimischer und fremder Erzeugnisse
anlegte. Noch besonders gefördert wurde
dann die Pforzheimer Industrie durch Errich-
tung einer Kunstgewerbeschule für Metall-
arbeiter in genannter Stadt, während der
Schwarzwälder Uhrenfabrikation durch eine
in Furtwangen in's Leben gerufene Uhr-
macherschule und eine Schnitzereischule die
nöthigen Grundlagen für grössere Leistungs-
fähigkeit in technischer und künstlerischer
Beziehung geschaffen wurden. Zur rechten
Zeit griffen die massgebenden Faktoren,
ein kunstsinniger Fürst, eine weise -Regie-
9. x. 1.