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Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten — 9.1901-1902

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Commichau, Felix: Das Haus Ludwig Habich
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https://doi.org/10.11588/diglit.6454#0023
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Felix Commichau: Das Haus Habich.

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ADOLF BEYER—DARMSTADT. »Abend-Stimmung«. Wand-Gemälde im Musik-Zimmer Ilabich's.

goldung wirkt zwar in der Umgebung der
schneeweissen Mauer-Flächen wunderschön,
doch vom praktischen Standpunkte aus ist sie
bedenklich, und zur Nachahmung keinesfalls
zu empfehlen, da ihr Bleiben auf der glatten
Eisen-Fläche kaum von langer Dauer sein
wird. Schon jetzt haben die Hände der
Ausstellungs-Besucher, Regen, Wind und
Staub böse schwarze Wüsten in die glänzende
Fläche hineingescheuert. An die Schönheit
dieser Seite des Hauses reicht keine der
übrigen Fronten heran, wenn sie auch alle
in Sinn und Form völlige Übereinstimmung
aufweisen. Von Interesse ist die Ausbildung
des Atelier - Fensters an der Nord - Seite,
ferner der offene Sitz-Platz auf der Decke
der grossen Halle an der Ost-Front. Dort
ist gewissermassen der Raum eines ganzen
Zimmers aus dem Hause herausgeschnitten.
Sein Grund ist der Dachgeschoss-Fussboden,
der zum kiesbestreuten Holz-Cement-Dach
umgewandelt ist. Die ganze Anordnung ist
an und für sich sehr interessant; sie weist
jedoch leider nicht die feinen Massen-Ver-
hältnisse auf, wie sie an der Vorder-Front
zu bemerken sind.

Sieht man von der — wie bei sämt-
lichen übrigen Kolonie - Häusern — ausser-
ordentlich engen Bemessung der Geschoss-
Ireppe im Hause ab, so muss man die
gesamte Raum-Disposition als eine glückliche
bezeichnen. An den breiten und hellen
Vor - Raum stösst links das Atelier des
Künstlers, welches, um die notwendige Höhe
zu erreichen, um ca. 1 m tiefer gelegt ist als

der Fussboden des Erd-Geschosses. An ihm
vorbeischreitend gelangen wir in die Halle,
den grossen Wohn-Raum des Künstler-
Hauses. In ihr, wie fast in allen Räumen
des Gebäudes, weht germanischer Geist.
Patriz Huber ist ihr Schöpfer. Nur hier
und dort erhält die Innen-Gestalt durch fein-
sinnige Zuthaten des Haus - Besitzers einen
feinen klassischen Beigeschmack, der viel
dazu beiträgt, dass Aussen- und Innen-
Architektur nicht allzu hart einander gegen-
überstehen. Die Halle geht in ihrer Höhen-
Ausdehnung durch zwei Geschosse. Ihr Licht
empfängt sie durch zwei hohe und sehr
schmale Fenster in ihren Seiten-Wänden, die
um etwas über die eigentliche Fläche der
Hinter-Front hinausgezogen sind. Diese
Halle ist ohne Zweifel eine der reifsten
Schöpfungen Patriz Huber's, eine Schöpfung,
die sich der Halle im Glückert-Hause und
dem Zimmer der Tochter daselbst würdig
zur Seite stellen kann. Ganz hervorragend
ist die Ausbildung der Decke, sowie die der
Wand mit der dreiteiligen Eingangs-Thür,
über welcher sich, ähnlich wie in der Halle
des Glückert-1 lauses, eine eingebaute Gallerie
befindet. Diese verbindet die beiden Schlaf-
Zimmer des Ober - Geschosses mit einander
und ist ungemein struktiv behandelt, ohne
dass der ästhetischen Wirkung hierdurch der
geringste Abbruch gethan würde. Den vor-
hin erwähnten klassischen Klang erhält die
Diele durch die Einfügung eines antiken
Reliefs in die dem Eingang zugekehrte
Kopf-Wand. Es ist ein Abguss eines Teiles
 
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