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Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten — 9.1901-1902

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Fuchs, Georg: Die hessischen Künstler auf der Ausstellung
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https://doi.org/10.11588/diglit.6454#0038
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Georg Fuchs: Die hessischen Künstler auf der Ausstellung.

LUDWIG HABICH—DARMSTADT. Hunde-Statuetten in Thon und Bronze.

Ausgeführt von J. J. SCHARVOGEL und BRANDSTÄTTER—MÜNCHEN.

der Mitglieder der Künstler-Kolonie lässt
es sich verfolgen, wie sehr selbst der beste
Photograph durch diese technischen Zufällig-
keiten Überraschungen angenehmer und
unangenehmer Art ausgesetzt ist. Allein
was bei Weimer immer hoch angeschlagen
werden muss, das ist die Schärfe des psy-
chischen Erfassens und das künstlerische
Empfinden für den Stil einer Persönlichkeit.

Hier ist ein halbes Dutzend junger
Künstler, die draussen, irgendwo in der
grossen Welt, in Paris oder in München,
malen gelernt haben, welche die moderne
Technik einigermassen, teilweise auch gut
beherrschen. Wären sie da draussen ge-
blieben in den Glas-Kasten hoch oben in
den Miets-Kasernen grosser Städte oder auf
den modischen Studier - Plätzen nach der
Natur, wo Männlein und Weiblein alle den-
selben Baum und denselben armen Ochsen
in derselben Technik, an demselben Tage,
nach denselben Mode-Theorien, in demselben
Format aufnehmen, so wäre nichts anderes
aus ihnen geworden als eben — Maler, so
wie sie in München in Horden auftauchen:
modern und mittelmässig und gleich unter-
einander wie die Zinn-Soldaten.

Aber diese jungen Künstler hatten
Glück, ein grosses, innerliches Glück! Ein

wahrhaftiger, Künstler von strengem Sinn
und Wollen, einer von denen, die es
nach einem allgemein verbreiteten Aber-
glauben gar nicht mehr gibt, führte sie
durch sein Beispiel und seine Lehre in die
Heimat zurück. Dieser Künstler war Heinz
Heim, der am 12. Juli 1895, noch nicht
35 Jahre alt, zu Darmstadt einer tückischen
Krankheit erlag, gerade als er in zwei wunder-
baren Gemälden »Sonntag im Odenwalde«,
»Idylle«, seine Vollkraft zum erstenmale ent-
hüllt hatte, als er sich anschickte, die bereits
innerlich konzipierten Werke auszuführen,
die seinen Ruhm auch in die Welt hinaus-
getragen hätten, der Held einer Künstler-
Tragödie voll tiefsten Schmerzes! — Seine
Werke, Öl-Gemälde und die klassischen, un-
vergleichlichen Blätter in Rötel, sind heute
zerstreut in den Gemächern der Gallerien
und der feinsten Kenner der Kunst. Es ist
hereits dem Kunst-Freunde sehr schwer, sich
einen Überblick über das Schaffen dieses
einzigartigen Mannes zu gewinnen. Man
hat es versucht, in dem bei J. A. Stargardt
in Berlin erschienenen »Werk des Heinz
Heim« dies wenigstens mit Hilfe von Re-
produktionen litterarisch zu ermöglichen.
Dort wurden auch aus seinen Briefen und
Aussprüchen Sätze festgehalten, die uns
 
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