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Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten — 9.1901-1902

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Fuchs, Georg: Die hessischen Künstler auf der Ausstellung
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https://doi.org/10.11588/diglit.6454#0046
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Georg Fuchs: Die hessischen Künstler auf der Ausstellung.

wilhelm bader—darm stadt.

mit neuerem Geiste erfüllte, so muss von
Heim, wenigstens der Absicht nach, ein
Ähnliches angenommen werden. Ein heimat-
licher, ganz neu und ganz eigenartig er-
fasster Lebens-Inhalt tritt in seinen besten
Werken in Formen ein, die unseren
ästhetischen Bedürfnissen, die durch die
Antike, Renaissance usw. so hoch gespannt
sind, dass unsere zeitgenössische Produktion
nur ganz selten daran reicht, entsprechen.
Seine »Quelle«, Brustbild eines frischen
Bauern-Mädchens, wirkt etwa wie ein guter
Holbein, und ist doch technisch und der
Empfindung nach etwas ganz anderes, etwas
einzig und allein Modernes. Die Vorbedingung
dieser »Synthese« ist jedoch das »typische
Sehen«, das Marrees ganz richtig durch ein
rein artistisches Studium des menschlichen

Körpers zu erlangen em-
pfahl, wobei ebenfalls das
Zufällige, das Accidentielle,
das Typische mehr und
mehr enthüllend, zurück-
sinken muss. Es ist kein
Zufall, dass die Heimat
Heim's auch die Ludwig
von Hof mann 's ist, von
dem wir im Speise-Zimmer
des Hauses Habich ein
neueres Werk erblicken.
] reim suchte nach einem
starken, malerisch-formalen
Ausdrucke seines lyrischen
Empfindens, wie auch Lud-
wig von Hofmann, nur
dass Heim diesen Aus-
druck nicht durch die
Fantasie gefunden hat, son-
dern durch inniges Ver-
senken in die Natur und
die Menschen der Heimat.
Beide treten aus dem Bann-
Kreise der »Aller welts-
Malerei« , der technischen
Etüden und Tonleiter her-
aus und setzen ein persön-
lich-schöpferisches Element
ein, das ihnen einen,
gleichviel welchen, Rang
in der neuen stilistischen
Bewegung sichern dürfte. Die hessischen
Künstler, welche ihnen darin gefolgt sind,
zeigen nun, je nach der Reife mehr oder
weniger, eine von Haus aus ähnliche Ver-
anlagung und Tendenz. Ihre Bilder sind viel-
leicht in technischer Hinsicht gar nichts Über-
raschendes. Allein sie fesseln durch den
Klang des Heimatlichen, das sich ganz un-
willkürlich wie ein Zauber darüber senkte.
Und dieses Element ist es, was uns vorzüg-
lich veranlasste, den Künstlern hessischer
Abstammung einige Worte zu widmen. Man
möchte so sehr wünschen, dass sich die Besten
unter ihnen ihrer stilistischen Situation voll-
bewusst würden, sie ergreifen und betonen
und so aus dem Besondersten heraus zu
einem Karakter von allgemeiner Bedeutung
gelangen möchten. g. Fuchs—Darmstadt.

Oel- Gemälde.
 
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