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Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten — 9.1901-1902

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Illuminations-Feste auf der Mathilden-Höhe
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https://doi.org/10.11588/diglit.6454#0055
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Illuminations-Feste auf der Mathilden-Höhe.

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CLARA GROSCH—DARMSTADT. Porträt.

Wert zu legen, und Steigerung in Gleichheit
und Einheit des Lichtes zu suchen.

Das erste Fest wurde anfangs Juni ver-
anstaltet. Man hatte als Haupt-Farbe ein
gedämpftes Zinnober-Rot gewählt. In diesem
waren sämtliche Lampions gehalten. Auf
dem Gelände kamen nun ca. 5 bis 6 Tausend
Laternen der Art zur Verwendung, und in
dieser Licht-Masse lag mit der Haupt-Reiz
des Ganzen. Die Wege, sämtliche Beete
der Garten-Anlagen waren mit sehr dichten
Lampion - Reihen eingefasst. Die Häuser
waren zudem noch mit kleinen Flämmchen
in roten durchsichtigen Karton - Becherchen
in ausgiebigster Weise geschmückt. Selbst
die Acetylen-Flämmchen im Platanen - Hain
und auf den Beeten des Haupt-Platzes vor
dem Künstler-Hause erglänzten in rotem
Lichte. Im ganzen brannten, die Lampions
mit eingerechnet, an dem Abend gegen
14000 Flammen. Das festliche Rot, durch
keine andere Farbe gestört, verlieh dem
ganzen Gelände eine märchenhafte Pracht,
und übte auf die herbeigeströmte Menschheit
eine elektrisierende Wirkung aus. Wer in
den Bann des feurig-roten Licht-Meeres
geriet, dem wallten die Sinne, und in

»wunderbarer« Stimmung zog er dahin durch
die roten Licht-Wellen, die ihn umfluteten.

Bei der zweiten Veranstaltung dieser
Art wählte man statt des Rot ein Blau- Grün.
Inbezug auf die Anzahl der Flammen und
hinsichtlich des Raffinements im Arrangement
ging man noch über den Luxus des ersten
Abends hinaus. Ausserdem wurde hinter
dem Ernst-Ludwigs-Hause ein reichhaltiges
Raketen - Feuerwerk abgebrannt. Auch
ein Scheinwerfer, der auf dem flachen Dache
des Hauses Habich postiert war, trat in
Thätigkeit. Das Portal des Ernst-Ludwigs-
Hauses, das Haus Christiansen und das
kleine Haus Glückert, sowie die Menschen-
Menge auf dem Platze und die dunklen
Baum-Gruppen wurden abwechselnd bestrahlt.
Dennoch konnte nichts darüber hinweg-
täuschen, dass das gewählte Blau-Grün nicht
die geeignete Farbe für eine Illumination
in diesem Maassstabe sei. Die Wirkung
blieb unendlich hinter der des roten Lichts
zurück. Obgleich die Farbe an und für sich
recht angenehm war, besass sie doch nicht
die Fähigkeit, zu strahlen und sich zu ver-

CLARA GROSCH—DARMSTADT. Porträt.
 
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