Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten — 9.1901-1902

DOI Artikel:
Rüttenauer, Benno: Hans Christiansen und sein Haus
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.6454#0062
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
54

B. Rüttenauer: Hans Christiansen und sein Haus.

HAUS CHRISTIANSEN Decken-Beleuchtung der Halle.

Beleuchtungs - Körper ausgeführt nach Entwurf von Christiansen von Louis Busch in Mainz.

Gleich beim ersten äusseren Anblick
drängt sich dieses Problem auf. Das Haus
nennt sich »Villa in Rosen«. Es wirkt selber
wie ein Rosenstrauss, wie eine ungeheuere
Blütengarbe. Es hat nicht umsonst von
allen den höchsten Platz, es wirkt wie die
Melodie zu den übrigen, die als dazu ge-
hörige Harmonie tiefer sind in Lage und
Stimmung. Und eine heitere Melodie ist
es. Etwas frohlockendes liegt darin. Und
etwas kindlich - naives. Mit einem halb er-
staunten, halb entzückten »ah« halten die
Besucher vor ihm an. Bei einigen liegt
auch etwas wie ein leiser Schreck in
diesem »ah!«. So etwas hatten sie doch
nicht erwartet. Wer freilich Christiansen
schon kannte aus seinen Werken, und sei
es auch nur von seinen »Jugend«-Beiträgen
her, wird sich nicht verblüffen lassen. Er
erkennt ihn hier wieder. Das kann nur
sein Haus und kein anderes sein. Kein

Zweifel, was sich die Kolonie vorgesetzt
hat, nämlich individuell zu bauen, so, dass
das Haus die menschliche und künstlerische
Eigenart seines Bewohners ausspreche: hier
ist's gethan. Man könnte sogar sagen, es sei
in etwas aufdringlicher Weise gethan. Und
mit allzu äusserlichen Mitteln. Aber freilich
handelt es sich ja auch um die Aussenseite.

Und jedenfalls bildet die malerische
Flächen-Verteilung und Farbigkeit dieses
Hauses, ebenso wie seine kubische Ge-
schlossenheit, einen interessanten Gegensatz
zur breiten und ruhigen Horizontal-Wirkung
des Künstler - Hauses, von dessen weissen,
weiten Flächen es sich abhebt wie eine
bunte Stickerei von ihrer Folie, wie eine
Riesenblume von einer noch riesigeren Mauer.

Aber ist es nicht bedenklich, dass einem
als Bild für ein Haus immer wieder die
Blume in den Mund kommt? Ich weiss es
nicht. Ich weiss aber, dass ich dieses Haus,
 
Annotationen